Mit You Are Wanted schickt Amazon die erste deutsche Eigenproduktion ins Rennen. Seit dem 17.03.2017 ist die Thrillerserie vollständig abrufbar. Matthias Schweighöfer führte nicht nur Regie, sondern verkörpert auch den Hotelmanager und Familienvater Lukas Franke, der ins Visier eines Hackers gerät und dessen Leben nach der Online-Attacke ein wahrer Albtraum wird. Wir haben Schweighöfer, der vor allem durch Komödien wie Der geilste Tag und Schlussmacher bekannt wurde, im Roundtable-Interview ein paar Fragen stellen können.
moviepilot: Bisher hast du hauptsächlich romantische Komödien und Familienfilme gedreht. You Are Wanted hingegen ist ein Thriller. Warum findet mit der ersten Serie, die du machst, dieser Genrewechsel statt?
Matthias Schweighöfer: Ich arbeite jetzt lange mit Warner zusammen und die haben mir dann irgendwann gesagt: "Pass auf, wir haben eine Serie für dich. Und das wäre folgendes Treatment. Da habe ich das Treatment gelesen und dachte mir: "Das finde ich cool, das will ich machen. Wann beginnen wir, das zu drehen?" Die haben dann gesagt, wir entwickeln das Projekt noch zwei Jahre lang und dann wollen wir mal gucken, ob wir das machen. Ich fand einfach die Idee super und wollte das unbedingt machen. So ist es eigentlich entstanden. Wenn jetzt eine Piratenserie dazwischen gekommen wäre, die geiler gewesen wäre, hätte ich die Piratenserie gemacht. Die kam aber nicht.
Bist du der Meinung, dass es in Deutschland besser funktioniert, einen Thriller als Serie zu erzählen, als ihn auf die Kinoleinwand zu bringen?
Ja. Was ich in Deutschland schön finde, ist, dass man viele kommerzielle, lachende Filme erzählen kann. Und es freut mich auch, dass die Leute dafür ins Kino gehen. Ich glaube aber, ein deutscher Thriller fürs Kino wird erst einmal gemieden. Es ist etwas anderes, sich aufzumachen und sich in den Bus oder aufs Fahrrad zu setzen und zu sagen “Hey, heute Abend zahle ich 12 Euro pro Kinokarte, um mir einen deutschen 90-minütigen Thriller anzuschauen." Bei einer Serie ist es natürlich etwas anderes. Du kannst deine Liebste in den Arm nehmen und sagen “Schatz, wir gucken die Serie an einem Wochenende durch und machen die Vorhänge zu. Und holen uns das Ding nach Hause." Das ist nochmal etwas anderes. Das finde ich auf der einen Seite auch sehr schade, weil es natürlich große Genres wie Action, Thriller oder Horror fürs deutsche Kino verhindert. Aber man muss sich langsam herantasten. Fürs Kino sollte man die Idee nicht aufgeben. Wir werden sehen, wie die Serie jetzt läuft und wie die Leute es annehmen.
Hat dein Online-Verhalten sich nach dem Dreh der Serie verändert?
Mein Online Verhalten ist nach wie vor das gleiche - ich bin nämlich online. Entweder schreibst du Briefe, oder nicht. Heute geht ja nix mehr ohne Computer. Das Phänomen 5 Leute sitzen in einem Raum und vier davon sind nur am Telefon. Das ist wirklich grausam. Das ist doch Wahnsinn, es wird immer krasser.
You Are Wanted spielt in Berlin. Unterschiedlichste Bezirke der Stadt sind auffällig in Szene gesetzt. Viele deutsche Serien, wie jüngst Charité, werden im benachbarten Ausland gedreht. War es ein besonderes Anliegen, zu zeigen, dass die erste große deutsche VOD-Serie auch in Deutschland spielt und Berlin daher bewusst in Szene gesetzt wird?
Wir wollten es so international wie möglich machen, aber natürlich trotzdem eine deutsche Großstadt wählen. Eine Stadt, die schnell ist, die auch graphisch ist, kühl und groß, vor allem aber hektisch und schnell. Und so haben wir versucht, Berlin zu inszenieren. Ich bin eben ein riesiger Berlinfan, und es ist unsere urbanste Metropole. Wir hätten auch nach Hamburg gehen können, aber das wollten wir nicht. Wir wollten in Berlin bleiben. Und ich bin froh, dass es so aussieht.
Ich werde im Serienfach bleiben. Man kann ja wirklich die ganzen Genres erstmal ausprobieren. Ich habe eine Firma, die einfach entwickelt und entwickelt. Es gibt ein paar schöne Formate, die wir gerade so vorbereitet haben. Mal gucken, was wir daraus machen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.