Wir schauen Breaking Bad - Staffel 5, Folge 6

21.08.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
In "Buyout" werden Beweismittel wieder einmal in "Luft" aufgelöst.
AMC
In "Buyout" werden Beweismittel wieder einmal in "Luft" aufgelöst.
54
13
Die “Operation Heisenberg” steht am Scheideweg. Die Konkurrenz bietet eine lukrative Übernahme an, Walter White aber will ein ganzes Meth-Imperium erschaffen. Mit der sechsten Folge “Buyout” tritt Staffel 5 von Breaking Bad in die heiße Phase ein.

Nur noch zwei Folgen bleiben nach der aktuellen Episode Buyout, bis wir uns wohl oder übel knapp ein Jahr gedulden müssen, um zu erfahren, welches Schicksal dem Protoganisten Walter White (Bryan Cranston) am Ende dieser seriellen Tour de Force, die sich Breaking Bad nennt, blüht. Höchste Zeit für Show-Runner Vince Gilligan und Co. noch einmal ordentlich die Spannungsschraube anzuziehen, damit der erste Teil dieser finalen Staffel auch mit einem ordentlichen Knall zu Ende gehen kann. Dass dieser laut und gewaltig ertönen wird, dürfte nach den Ereignissen in Buyout so sicher sein, wie Jesses Yeah, bitch! am Ende eines gelungenen Coups. Geht mit unserem Recap noch einmal gemeinsam mit allen Moviepiloten auf Spurensuche.

Was passiert
Nachdem die Meth-Crew rund um Walter, Jesse (Aaron Paul) und Mike (Jonathan Banks) in der vergangenen Episode erfolgreich einen Zugwagon um 1000 Gallonen Methylamin erleichtert hat, scheinen nun endlich alle Zutaten vorzuliegen, um das Geschäft mit der blauen Droge in ungeahnte Höhen zu katapultieren. Wäre da nicht der Fakt, dass die drei jenen See aus Methylamin mit dem Tod eines 14-jährigen Jungen bezahlt haben. Todds (Jesse Plemons) Kurzschlusshandlung wird ihm anfangs zwar durch eine Mehrheitsentscheidung des Triumvirats verziehen, treibt letztendlich aber doch einen Keil zwischen Jesse und Mike auf der einen und Walter auf der anderen Seite. Ex-Straßendealer Jesse und Ex-Cop Mike wird die Situation zu heiß und sie bevorzugen den Plan, die ergaunerten Chemikalien für die stolze Summe von 5 Millionen Dollar pro Mann an die Konkurrenz zu verkaufen, um sich anschließend aus dem gefährlichen Business zurückzuziehen. Dabei haben sie allerdings die Rechnung ohne den ambitionierten Ex-Chemielehrer Walt gemacht, der sich nicht mit weniger als einem allumfassenden Meth-Imperium zufrieden geben will.

All Hail the King
Zu Beginn der Episode wirkt es so, als sei Walts Anführerposition trotz des tragischen Vorfalls in der Wüste gesichert. Todd und Jesse sind nicht mehr als Schüler, die in einen Zwist geraten sind und nun im Lehrerzimmer ihre Standpunkte anhören dürfen. Im Endeffekt entscheidet Walter, dass Todds Fehler zu verzeihen ist und Mike kann ihm aus pragmatischen Gründen nicht widersprechen. Als Abstimmung wird die getroffene Entscheidung letztendlich nur aus oberflächlichen Gründen deklariert. Das dürfte selbst Mike mittlerweile klar sein, auch wenn er weiterhin dazu neigt, seinen glatzköpfigen Gegenüber zu unterschätzen, wie sich erneut am Ende der Episode zeigen wird.

Bevor wir dorthin gelangen, passiert jedoch dass, was eigentlich schon hätte viel früher passieren müssen. Jesse werden gleich in mehreren Belangen die Augen geöffnet. Als Walter vorgibt, auch er habe auf Grund des toten Jungen nächtelang kein Auge zugetan, nur um anschließend fröhlich pfeifend mit der Drogenproduktion fortzufahren, dämmert es Jesse endlich. Es ist nicht mehr sein alter Chemielehrer Walter White, mit dem er hier Geschäfte macht. Genau wie der skrupellose Gus nimmt auch sein Nachfolger Heisenberg den Tod von Kindern billigend in Kauf. Für Jesse, dessen enge Verbindung zu Kindern über die komplette Serie immer wieder thematisiert wurde und der selbst eine Art verstoßenes Kind ist, geht diese Denk- und Handlungssweise längst einige Schritte zu weit. Und auch für Mike dürfte der Tod des jungen Drew Sharp, neben der andauernden Überwachung durch die DEA, mit ausschlaggebend dafür gewesen sein, um nun aus dem gemeinsamen Geschäft auszusteigen. Offenbar ist für Mike der Zeitpunkt gekommen, an dem er sich nicht mehr zutraut, die tickende Zeitbombe in Form von Waler White zu kontrollieren. Für 5 Millionen Dollar trennt er sich gerne von diesem Risikofaktor. Jesse hätte nach Walts Pfeifeinlage wahrscheinlich auch ohne diese finanzielle Kompensierung das Weite gesucht, sind es doch wie so oft moralische Gründe, die Zweifel in ihm hervorrufen.

Als es schließlich darum geht, Walt vom geplanten Buyout zu überzeugen, zeigt dieser erneut, warum er kaum noch als zuverlässiger Geschäftspartner einzustufen ist. Are we in the meth business or the money business?, fragt ihn Jesse, der sich zu Recht darüber wundert, dass selbst die Aussicht auf 5 Millionen Dollar Walter nicht mehr besänftigen können. Für einen Moment wirkt es so, als ob die Breaking Bad-Macher an dieser Stelle auch ein wenig Kapitalismuskritik durscheineinen lassen: Walt als gieriger Unternehmer, der nach immer mehr Profit strebt und gleichzeitig das Wohlergehen seiner Mitarbeiter aufs Spiel setzt. Vielleicht soll es aber nur noch einmal eben jene Eigenschaft aufzeigen, die Heisenberg letztendlich zu Fall bringen könnte – Walts Minderwertigkeitskomplex, der ihn dazu treibt, stets nach mehr zu streben, um endgültig von seiner Umwelt anerkannt zu werden. Mit der Gray-Matter-Geschichte wurde in dieser Folge ein weiteres Puzzleteil in Bezug auf diese Eigenschaft Walts aufgedeckt.

Kurz vor Schluss von Buyout steht Walt buchstäblich mit dem Rücken zur Wand. Doch Mike hätte wissen sollen, dass dies genau jene Situationen sind, in denen der unberechenbare Wissenschaftler am gefährlichsten ist. Mike will ein nein Walts zum Methylamin-Deal nicht akzeptieren, unterschätzt allerdings Walts MacGyver-Fähigkeiten genauso wie dessen Einfluss auf Jesse. Denn trotz allem was passiert ist, fühlt dieser offenbar Mitleid, nachdem ihm Walter die katastrophalen familiären Zustände im Hause White offenbart hat.

Familienbeziehungen
Auch wenn wir es als Zuschauer eigentlich besser wissen, scheint für einen kurzen Moment beinahe alles vorbei zu sein. Jede Sekunde rechnen wir damit, dass Skyler (Anna Gunn) sich endlich ihrer Schwester Marie (Betsy Brandt) öffnet, sie ihr von den Geschäften ihres Mannes erzählt und Walt noch am gleichen Abend von Schwager Hank (Dean Norris) eingebuchtet wird. Doch dann erfährt sie plötzlich, dass auch im Haus ihrer Schwester bereits die Saat gestreut wurde, die sie zur Schuldigen an der Misere ihres Familienlebens macht und Skylers Traurigkeit schlägt erneut in Wut um. Was folgt, ist eine Dinner-Sequenz, die selbst das Abendessen an Walts 51. Geburtstag in den Schatten stellt, was den Unbehaglichkeitsfaktor angeht.

Wie in einem seiner chemikalischen Experimente, lässt Walter White an seinem Tisch die beiden Stoffe, die aktuell sein Leben bestimmen, aufeinander treffen, um zu beobachten, wie sie miteinander reagieren. Familie und Drogengeschäft ließen sich für Walter nicht voneinander trennen und nun bringt er diese beiden Faktoren in einem verzweifelten Versuch zusammen, nur um mit ansehen zu müssen, dass sie sich wie zwei positiv geladene Teilchen voneinander abstoßen und deshalb niemals miteinander vereinbar sein können. Das zeigt Jesses absolut überfordertes Verhalten genauso wie Skylers eisige Kälte. Eine Erkenntnis zieht Walter aber letztendlich doch aus diesem Versuch. Er weiß nun, dass er seine Familie endgültig verloren hat und indem er Mitleid bei Jesse erweckt, kann er ihn erneut zu seinen Gunsten manipulieren.

Breaking Bad als audiovisueller Drogentrip
Wieder einmal ist es die Pre-Credits-Sequenz, die in dieser Episode in ihrer Machart hervorsticht. Und selten war diese so Gänsehaut erzeugend, wie in der aktuellen Folge Buyout. Kein Ton ist zu Hören, nur beinahe sphärische Klänge, als wir den mit diversen Utensilien und Dreck beladenen Truck aus einer Vogelperspektive ins Bild rollen sehen. Und wir wissen: Es ist nicht nur eine Ladung voller Beweismittel, sondern glechzeitig das Grab eines unschuldigen Jungen.

Eiskalt läuft es einem den Rücken runter wenn Walt, Mike und Todd in Folge das Dirtbike des Getöteten Stück für Stück auseinander nehmen, um es anschließend in Säure aufzulösen. Der Breaking-Bad-Zuschauer kennt dieses Vorgehen und genau deshalb weiß er auch, dass es nicht nur das Motorrad sein wird, welches sich bald im Inneren einer Plastiktonne wiederfinden wird. Als Todd schließlich die Hand des drecküberschütteten Jungen frei legt und Walt eine zweite Tonne bereit stellt, hat der Zuschauer die folgenden Minuten bereits in seinem Kopf erlebt. Erst Jesses Faustschlag reißt einen wieder aus diesem tranceartigen Zustand heraus. Ein emotionales Opening, wie es nur wenige Serien zu Stande bringen.

Zitat der Folge
Jesse, you asked me if I was in the meth business or in the money busines… neither. I’m in the empire business! – Walt

Weitere Breaking Bad Recaps:

Live Free or Die – Staffel 5, Folge 1

Madrigal – Staffel 5, Folge 2

Hazard-Pay – Staffel 5, Folge 3

Fifty-One – Staffel 5, Folge 4

Dead Freight – Staffel 5, Folge 5

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News