Westworld - Macher der HBO-Serie über Darstellung sexueller Gewalt gegen Frauen

01.08.2016 - 18:00 Uhr
Opfer sexueller Gewalt in Westword: Dolores Abernathy (Evan Rachel Wood)HBO
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Als HBO am vergangenen Wochenende die ersten zwei Episoden von Westworld im Rahmen der TCA-Pressetour zeigte, kam im Anschluss auch die Frage nach sexueller Gewalt gegen Frauen auf, die ein wiederkehrender Bestandteil von HBO-Serie ist.

Zwei Mal wurde der Start der neuen HBO-Serie Westworld bereits verschoben. Am vergangenen Wochenende war es jedoch endlich so weit und der US-amerikanische Kabelsender nannte den 02.10.2016 als Premierendatum. Darüber hinaus wurden im Rahmen der Sommerausgabe der Television Critics Association-Pressetour die ersten zwei Episoden gezeigt und im Anschluss mit den anwesenden Journalisten diskutiert. Wie The Hollywood Reporter  berichtet, ging es dabei vor allem um sexuelle Gewalt gegen Frauen, wie sie regelmäßig ihren Weg in diverse HBO-Formate findet - sei es Die Sopranos, Game of Thrones oder The Night Of, wo der auf einen One-Night-Stand folgende Mord an einer jungen Frau als Teil der Prämisse fungiert.

Nun gestalten sich offensichtlich auch die ersten Minuten von Westworld so, dass der von Evan Rachel Wood verkörperte Androide von Ed Harris' Antagonisten an den Haaren gepackt und aus dem Bild gezogen wird. Die Vergewaltigung im Anschluss findet zwar nur Off-Screen statt, aber sie findet statt - wieder als Einstieg in eine Geschichte, die ab Oktober im wöchentlichen Rhythmus auf HBO erzählt wird. Ko-Showrunnerin Lisa Joy erklärte daraufhin, dass diese umstrittene Szene nicht einfach so, sondern bewusst geschrieben wurde. Immer wieder fällt die Umschreibung, dass Westworld eine Auseinandersetzung mit der menschlichen Natur sei und somit sowohl die guten als auch die schlechten Facetten zutage kommen sollen - immerhin seien Gewalt und sexuelle Gewalt seit Anbeginn Teil der Geschichte der Menschheit.

"Wenn wir ein Projekt angehen, das sich um einen Park mit der Prämisse dreht, dass du dorthin kommen und alle deine Begehren ungestraft und ohne Konsequenzen ausleben kannst, war es [die sexuelle Gewalt] ein Thema, das wir ansprechen wollten", erläutert Lisa Joy und fährt fort: "Sexuelle Gewalt ist ein Problem, das wir ernst nehmen, es ist extrem verstörend und erschreckend. Und in der Darstellung bestrebten wir alles andere als die Fetischisierung dieser Taten." Außerdem gehe es darum, sexuelle Gewalt überhaupt erst als Verbrechen zu etablieren und zu verstehen sowie die nachfolgenden Konsequenzen zu eruieren. Eine wichtige Rolle spielten dabei auch die Schicksale der einzelnen Figuren. Diese sollen in den kommenden Episoden mit "Würde" und "Tiefe" ergründet werden.

Darüber hinaus setzte HBO-Programm-Chef Casey Bloys die sexueller Gewalt gegen Frauen in Game of Thrones zu jener in Westworld ins Verhältnis. Während es bei den Abenteuern in Westeros um Beziehungen zwischen Menschen geht, kommt in der Science-Fiction-Western-Serie eine neue Ebene dazu. Die Existenz von Androiden im Zusammenspiel mit Menschen erweitert das Spektrum um folgende Fragestellung: "Wie behandelt man einen Roboter mit menschenähnlichen Qualitäten? Reflektiert dieser Umstand, wie man Menschen behandeln würde?" Dennoch ist sich Casey Bloys der (gerechtfertigten) Kritik an der umstrittenen Darstellung entsprechender Taten bewusst und betont, dass es nicht darum geht, sexuelle Gewalt gegen Frauen als Highlight der Serie hervorzuheben.

Ko-Showrunner Jonathan Nolan merkt dazu an, dass die Adaption von Michael Crichtons düsterer Zukunftsvision Westworld sich um zwei Perspektiven dreht. Auf der einen Seite sind da die künstlichen "Hosts" und auf der anderen Seite die menschlichen Gäste aus Fleisch und Blut - inklusive der Wissenschaftler, die gottgleich über den Dingen stehen. Lisa Joy ergänzt, dass die Kreationen dieser Wissenschaftler "uns reflektieren" - und damit die Möglichkeit von menschlichem Versagen nicht ausgeschlossen ist. In Anbetracht dieser Voraussetzungen dürfen wir uns also erneut auf eine HBO-Serie mit reichlich Diskussionspotential freuen. Bleibt nur zu hoffen, dass Lisa Joy und Jonathan Nolan auch darüber hinaus etwas zu bieten haben.

Wie steht ihr zur Darstellung von sexueller Gewalt gegen Frauen in Film und Serie?

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