Was macht einen Menschen aus?

19.11.2016 - 10:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Do you think I'm pretty?Senator/moviepilot
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Under the Skin zeigt mehr als nur eine außerirdische Scarlett Johansson auf Männerfang, denn während ihr Verständnis der Menschen und der Menschlichkeit wächst, beginnen auch wir, zu hinterfragen. Und die Antworten könnten uns nicht gefallen ...

Im Kommentar der Woche präsentieren wir euch jede Woche einen Kommentar, der ein ganz besonderes Spotlight verdient hat. Ob zu einem Blockbuster, einer Indieproduktion oder einem viel zu oft übersehenen Klassiker, solange ihr das Herz unter seiner Haut schlagen seht, kann hier jeder Kommentar stehen! Also macht uns Vorschläge!
Oh, und überlegt euch schon mal, ob ihr da draußen in den Highlands moviepilots über die letzten Monate (und dem kommenden) nicht mal über einen Kommentar gestolpert seid, der es wert wäre, für die Krone des Kommentars des Jahres (sic!) anzutreten - den wählen wir nämlich im Januar, wenn das letzte Wort des Jahres 2016 getippt wurde ...

Der Kommentar der Woche
Mit Under the Skin wurde uns 2013 ein schwer verdauliches Meisterwerk serviert. Denn Jonathan Glazers Indiefilm ist, nicht zuletzt dank Scarlett Johansson, mehr als nur verstörend betörend. Er stellt uns auch unangenehme Fragen und lässt uns nicht los, bis wir sie, wie Cineast_Driver, in all ihrer niederschmetternden Schonungslosigkeit beantwortet haben.

Jonathan Glazer's "Under the Skin" ist faszinierendes Sci-Fi Arthaus, was seine dramatischen Untertöne mit einem höchst philosophischen Anstrich stützt.
Was macht uns Menschen aus? Was sind Gefühle, Interaktionen, sexuelle Erfahrungen für unsere Spezies? Und wie ist es unter unserer Haut zu atmen und leben?

Scarlett Johannson spielt mit Bravour und im Grunde nur einer mimischen Grundhaltung ein außerirdisches Wesen, welches durch einen "Transitraum" ihre Opfer verspeist und nur deren Haut zurücklässt. Sie selber jedoch merkt nach und nach, dass sie längst in dieser menschlichen Welt gefangen ist und entdeckt nach und nach ihre eigenen menschlichen Züge.

Die humane Interaktion, die sexuelle Lust und das organische Nahrungssystem sind nur ein kleiner Teil, den Glazer seinem Zuschauer als "Fakt" zuwirft, während wir uns anhand der stilistisch bahnbrechenden Erfahrung und dem brillanten Soundtrack, der mich heute Nacht wirklich in meinen kühnsten Alpträumen verfolgt hat, ein eigenes Bild versuchen zu malen.

Dies ist dennoch nicht immer einfach, denn wie kommt dieses mysteriöse weibliche Wesen auf unsere Erde? Wer ist der Fremde Motorradfahrer, der hinter ihr und ihrem Versagen aufräumt und wie ein stiller Beobachter einen reflektierten Blick auf uns wirft?

Das ist stark radikales Kino, denn einige Szenen und Close-Ups sind zutiefst verstörend und bizarr, erschreckend und doch wunderschön. Allein die Schottlandaufnahmen sind schon ein eigener Mythos, welcher wie ein Gefängnis der unbändigen menschlichen Freiheit wirkt, aus dem es sich zu befreien gilt. Unsere außerirdische Frau entdeckt ihre eigenen Gefühle, sie fängt an, ihre Haut zu lieben, und sucht den menschlichen Kontakt, ist dabei auch angeregt von der sexuellen Begierde eines fremden Mannes, der sie bei sich aufnimmt.

Die parabelartige Erzählung wird zu keinem Zeitpunkt gebrochen, stets schwebt einem das Universum vor den Augen, man versucht sich den Sinn hinter allem zu erschließen, und doch endet diese Erfahrung und Begegnung mit dem extraterrestrischen Wesen mit dem Feuer und der erneuten Erkenntnis, dass die wahren menschlichen Züge nicht nur wir Menschen besitzen können, im Gegenteil diese sogar zunehmend schwindet und wir alles zu zerstören versuchen, was wir nicht verstehen.

Den Originalkommentar findet ihr hier.

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