Wenn Star Wars-Fans über ihre geliebte Weltraumsaga reden, ist es doch immer das Gleiche. Die alte Trilogie ist hui und die Prequels sind pfui. Ob das stimmt oder nicht, will ich hier gar nicht beurteilen. Was mich stört ist, dass ein ganz wichtiges Kapitel in der Diskussion gar nicht vorkommt. Star Wars: The Clone Wars ist auf den ersten Blick nur eine Animationsserie für Kinder, vielleicht auch auf den zweiten und dritten Blick. Aber je länger ich mich mit den animierten Klonkriegen beschäftigte, desto mehr merkte ich, dass es die Serie verdient hat, in einem Atemzug mit den großen Film-Trilogien genannt zu werden. Diese wagemutige These möchte ich in den folgenden Absätzen begründen.
Star Wars: The Clone Wars ist erwachsener als die Filme
Zuerst möchte ich mit dem Gedanken aufräumen, dass Star Wars: The Clone Wars nur für Kinder ist. Klar, für die ist es auch geeignet, allerdings gibt es einige Punkte, die für eine klassische Kinderserie untypisch sind. Zum einen behandelt das Spin-Off das Thema Krieg und damit meine ich keine spaßigen wir-schießen-an-uns-vorbei-und-keiner-nimmt-Schaden-Kriege. Nein, es sterben Menschen. Mal sind es nur unbekannte Klone, mal junge Jedischüler bei ihrer ersten Mission, mal verliert ein Mann seine Geliebte. Zum anderen behandelt The Clone Wars Themen, die den Horizont eines Kindes bei Weitem übersteigen. Kriege finden eben nicht nur auf dem Schlachtfeld statt.
Politische Phänomene wie Korruption, Propaganda und Terrorismus erklärt Star Wars: The Clone Wars an einfachen Fallbeispielen. Als hätte die Serie ihren (nicht vorhandenen) Bildungsauftrag damit nicht schon erfüllt, wirft sie auch noch eine Menge ethischer Fragen auf, über die selbst Erwachsene nachdenken können.
Figuren wie Anakin Skywalker oder seine Schülerin Ahsoka Tano sind noch auf der Suche nach dem rechten Weg und stoßen dabei immer wieder auf spannende moralische Problemstellungen. Wenn der Jedi-Kodex mit ihrer eigenen Überzeugung kollidiert, ist das Grundlage für viele Konflikte in der Serie. Oft ertappte ich mich dabei, wie ich überlegte, was ich in der jeweiligen Situation getan hätte. Im Vergleich zur Märchengeschichte aus den Episoden 4 bis 6 und dem Kitsch in den Teilen 1 bis 3 fühlt sich The Clone Wars um einiges erwachsener an.
Star Wars: The Clone Wars verleiht dem Universum mehr Substanz
Star Wars: The Clone Wars führt eine Menge neuer Figuren in das Universum ein. Von kleineren Schurken wie dem Weltraumpiraten Hondo und dem Clint Eastwood-Verschnitt Cat Bane bis hin zu mächtigen Gefahren wie dem Monstrum Savage Opress, der aussieht als hätte Darth Maul einen Bodybuilder verschluckt. Doch neben den interessanten Antagonisten bekommen auch die weniger bekannten Mitglieder des Jedi-Rats ihre verdiente Screentime, die ihnen in den Filmepisoden verwehrt blieb. Die zusätzlichen Hintergründe machen nicht nur The Clone Wars zu einem tollen Erlebnis, sondern verleihen auch den zuvor existierenden Filmen mehr Substanz.
Am besten verdeutlichen lässt sich das an der Person Anakin Skywalker. Er ist der Kern von Star Wars. Die einzige Konstante, die die beiden Trilogien miteinander verbindet. Dumm nur, dass die Verwandlung vom aufrichtigen Anakin zum dunklen Lord Vader in den Filmen nur sehr oberflächlich behandelt wird. Den Kino-Blockbustern fehlt schlicht die Zeit, um eine solch extreme Charakterentwicklung glaubwürdig darzustellen. Dieses Versäumnis holt Star Wars: The Clone Wars nach. Im Verlauf der Serie begleiten wir den Jedi mit seinem Meister Obi-Wan Kenobi und seinem Padawan Ahsoka Tano bei zahlreichen Schlachten und sehen, wie Freundschaften entstehen, die weit über das Schüler-Lehrer-Verhältnis hinaus gehen. Diese Beziehungen geben dem Aufstieg und Fall des Anakin Skywalker die entscheidende Tragik.
Ahsoka Tano ist die beste Figur der kompletten Star Wars-SagaHätte mir jemand vor Sichtung der Serie gesagt, dass Ahsoka Tano die beste Figur aus dem gigantischen und reichhaltigen Star Wars-Universum sei, ich hätte diesen Menschen wohl nie wieder in meinem Leben ernst nehmen können. Dieses schrecklich designete kleine Mädchen, mit ihrer grauenhaften, altägyptischen Frisur. Bäh...niemals! Aber wie die Serie selbst wird Ahsoka Tano mit der Zeit erwachsen. Sie dient als Identifikationsfigur in einem galaktischen Konflikt zwischen skrupelosen Sith und arroganten Jedi. Ja, ich habe es gewagt die angeblichen Heilsbringer der Galaxis als arrogant zu bezeichnen und das mit gutem Grund.
Star Wars: The Clone Wars ist vielschichtiger als die Filmvorbilder und wagt es, die Lichtschwert schwingenden Superhelden nicht nur als das absolut Gute darzustellen. Die Jedi sind aufgrund ihrer eigenen Ignoranz und Überheblichkeit selbst Schuld an ihrer Vernichtung. Während Mace Windu mehr mit Arroganz als mit Weisheit auffällt und auch Yoda die drohende Gefahr erst viel zu spät erkennt, folgt Obi-Wan blind den Meistern und verhindert so, dass Anakin seine brodelnde Wut zum Guten einsetzen kann. Ahsoka Tano ist die einzige Person im gesamten Jedi-Orden, die das erkennt und die richtigen Schlüsse daraus zieht. Ich möchte nicht spoilern und daher keine Details verraten. Folgt der jungen Jedi bei ihrer Ausbildung und ihr werdet mich verstehen...
Ich bin mir bewusst, dass nicht alles an Star Wars: The Clone Wars perfekt ist. Die Serie braucht lange, um an Fahrt aufzunehmen und auch im späteren Verlauf schwankt die Qualität der Folgen ständig. Aber insgesamt bietet das Animationsabenteuer all das, was ich an Star Wars liebe: epische Raumschlachten, spannende Lichtschwertduelle, eine unglaubliche Vielfalt an Planeten und Alienrassen, Parallelen zur Politik und den ewig währenden Kampf zwischen Gut und Böse.
Was ist eure Meinung zu Star Wars: The Clone Wars?