Snowpiercer tuckert gerade jeden Montag über die Bildschirme. Die Science-Fiction-Serie über einen Hightech-Zug, der um eine vereiste Erde der Zukunft kreist, durchlief bekanntlich eine schwierige Entstehungsgeschichte. Showrunner und Regisseur verließen den Zug auf halber Strecke, die Pilotfolge wurde neu gedreht.
Während wir das Endprodukt des US-Senders TNT hierzulande bei Netflix sehen können, bleibt die Spekulation darüber, wie diese nie vollendete alternative Snowpiercer-Serie ausgesehen hätte.
Immerhin waren mit Scott Derrickson ein erfahrener Horror-Regisseur und mit Josh Friedman (Terminator: S.C.C.) ein gestandener Sci-Fi-Showrunner an Bord. Die Trennung jedoch war dramatisch, inklusive Beleidigungen bei Twitter.
Deal
Wir blicken zurück auf die Entstehung und die gravierenden Änderungen. Wie hätte diese Snowpiercer-Serie ausgesehen? Möglicherweise wäre sie düsterer gewesen.
Snowpiercer bei Netflix: Die Entstehung war dramatischer als die Serie selbst
2017, vier Jahre nach dem gleichnamigen Kinofilm von Bong Joon-ho, wurde die Pilotfolge von Snowpiercer durch TNT in Auftrag gegeben. Doch wenig später drangen die Probleme an die Öffentlichkeit.
Schaut euch den Trailer für Snowpiercer bei Netflix an:
Nachdem der Pilot gedreht wurde, bestellte TNT im Januar 2018 die Serie mit Jennifer Connelly und Daveed Diggs. In der dazugehörigen Deadline -News wurde Friedman nicht mehr als Showrunner geführt und wenige Tage später gab Variety seine Entlassung bekannt.
Angeblich wegen kreativen Differenzen. Graeme Manson (Orphan Black) übernahm den Job. Friedman nahm diese Entlassung allerdings nicht schweigend hin. Bei Twitter schrieb er damals:
Ich habe [die Serie] nicht wegen kreativen Differenzen verlassen. TNT hat darauf bestanden, dass ich aus der Show entfernt werden, weil sie dachten, dass ich nicht gefügig sein werde. Hoffentlich haben sie jemandem nach ihrem Geschmack gefunden.
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Friedman ging aber noch weiter. Mit Verweis auf seinen Nachfolger beschrieb er dieses "hypothetische" Szenario:
Würdest du eine Serie übernehmen, die ich entwickelt habe und an der ich zwei Jahre gearbeitet habe, und dich dann nicht bei mir melden, wenn du den Job kriegst, dann wärst du entweder ein Idiot, ein Feigling oder ein Vichy Motherfucker.
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Kenntnisse der französischen Geschichte im Zweiten Weltkrieg vorausgesetzt, ist das eine deftige, wenn auch indirekte Beleidigung von Graeme Manson. Der agiert bis heute als Showrunner der Snowpiercer-Serie.
- Mehr über die Serie: Wie lang ist der Zug in Snowpiercer?
Kriselnde Sci-Fi-Serie: Auch der Doctor Strange-Regisseur sprang ab
Zu Mansons ersten Aufgaben gehörte offenbar die Überarbeitung des Serienkonzepts und damit auch die Runderneuerung der fertigen Pilotfolge. Denn im Juni 2018 sprang deren Regisseur Scott Derrickson in Solidarität mit dem entlassenen Friedman ab. Bei Twitter schrieb Derrickson:
Das 72 Seiten lange Skript der Snowpiercer-Pilotfolge von [Josh Friedman] ist das beste, das ich je gelesen habe. Der Pilot in Spielfilmlänge, den ich gemacht habe, könnte durchaus meine beste Arbeit sein. Der neue Showrunner hat eine radikal andere Vision für die Serie. Ich verzichte auf meinen Anspruch, die extremen Nachdrehs zu inszenieren.
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Das Gros der Pilotfolge wurde daraufhin von Regisseur James Hawes (Black Mirror) neu gedreht. Vom Original ist so gut wie nichts mehr in der fertigen Serie übrig geblieben, wie Manson gegenüber The Wrap erklärte:
Ich glaube, es gibt eine Art kleines Special-Effects-Set-Piece [aus dem originalen Piloten], aber es war eine komplette Wiedergeburt der Serie, als ich dazugekommen bin. Ich habe eine andere Welt gepitcht.
- Überblick: Alle wichtigen Infos über Snowpiercer
Snowpiercer 1.0 vs. 2.0: Was wurde geändert?
Ein Vergleich der fertigen Serie mit den ursprünglichen Meldungen gibt Aufschluss über die gravierenden Änderungen. Hier sind ein paar Beispiele:
- Daveed Diggs' Andre Layton wurde 2017 als "Ratten züchtender Drogensüchtiger" beschrieben, der "zum widerwilligen Teilnehmer in einem Kampf wird, der das Leben im Zug kippen könnte". Jetzt spielt Diggs einen aufrechten Zugdetektiv, der eigentlich rebellieren will, aber stattdessen nach vorne gerufen wird. (Quelle: Deadline )
- Alison Wright sollte ursprünglich eine Figur namens Lilah Anderson spielen, eine ruhige, aber pragmatische Denkerin, die in der 4. Klasse (dazu später mehr) mit ihrer Familie lebt und in einem Nagelstudio arbeitet. In der Serie bei Netflix gibt es die Figur jedoch nicht. Wright spielt stattdessen Melanies Kollegin Ruth Wandell, die in der 1. Klasse arbeitet. (via Deadline )
Am auffälligsten sind die Änderungen der Story im Fall von Schauspielerin Annalise Basso. In der Serie lernen wir sie als kaltschnäuzige und manipulative Tochter einer reichen Familie in der 1. Klasse kennen. Sie heißt Lilah Folger Jr., kurz L.J., und spielt eine wichtige Rolle in dem Serienkiller-Plot von Snowpiercer.
L.J. hat so gut wie nichts mit der Figur gemein, für die Basso angeheuert wurde. Gegenüber der Radio Times erklärte Basso:
Meine Figur hat sich stark verändert zwischen der Pilotfolge und Snowpiercer 2.0. Das sind zwei komplett verschiedene Charaktere.
Als Basso im Sommer 2017 die Rolle erhielt, trug die Figur in der dazugehörigen Deadline -Meldung einen anderen Namen, Charakterzüge und sozialen Hintergrund:
Basso wird L.J. Anderson spielen, ein ruhiges, fleißiges Mädchen aus dem Mittleren Westen, das mit seinen Eltern in einer Kabine der 4. Klasse lebt und im Gewächshaus-Wagen arbeitet.
Immerhin blieb Basso der Serie erhalten. Mehrere andere Nebendarsteller, deren Casting damals bekannt gegeben wurde, hatten bislang keinen Auftritt in der Serie.
Snowpiercer 1.0: Düsterer und mit einer anderen Zug-Struktur
Die Story des originalen Piloten kennen wir nicht, aber Folgendes liegt auf Grund der Casting-Meldungen nahe:
- Der Krimi-Plot um den Serienmörder sah in Snowpiercer 1.0 anders aus. Darauf deuten die veränderten Rollen von Diggs und Basso hin. In einer Casting-Meldung aus dem Sommer 2017 (via Deadline ) wird bereits ein "Geheimnis" erwähnt, das den "Status Quo des Zuges bröckeln" lässt. Ob es sich dabei um einen Mordfall handelte, bleibt Spekulation.
- Der Zug war anders aufgebaut. Mehrfach ist in den Meldungen von einer zusätzlichen 4. Klasse die Rede, die neben den ticket-losen Tailies existiert. In der Serie gibt es aber nur drei Klassen.
- Die Konzept wirkt düsterer, was vor allem an der gebrochen klingenden Hauptfigur von Daveed Diggs liegt. Während seine Figur Layton bei Netflix als moralisch weitgehend anständiger Zugdetektiv und Beschützer von Witwen und Waisen auffällt, verspricht ein Ratten züchtender Süchtiger eine andere Perspektive.
Werden wir die alternative Version jemals sehen?
Sofern nicht "aus Versehen" ein Leak auftaucht, bleibt eine Veröffentlichung der ersten Pilotfolge unwahrscheinlich. Anders als beim Snyder-Cut des gefloppten Justice League dürfte TNT keinerlei Interesse daran haben, seine eigene Serie durch die Veröffentlichung eines alternativen Piloten zu untergraben.
Überarbeitete Piloten sind derweil in der Serienwelt keine Seltenheit. Selbst Game of Thrones wurde erst im zweiten Versuch und mit einem teils neuen Cast zu der Erfolgsserie, die wir heute kennen.
Mit dem ersten Snowpiercer-Versuch könnte ähnlich verfahren werden: Die Beteiligten werden noch oft darüber ausgefragt, aber sehen werden wir ihn nicht.
Podcast-Check: Unser erster Eindruck von Snowpiercer
Mit meinem Kollegen Max spreche ich im Podcast über die Science-Fiction-Serie. Keine Angst: gespoilert wird nicht.
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Würdet ihr gern Scott Derricksons Snowpiercer-Pilotfolge sehen?