Produzent Stefan Arndt über Alter und Schönheit

06.01.2009 - 09:00 Uhr
Burghart Klaussner, Peter Lohmeyer, Henry Hübchen und Armin Rohde
X Verleih AG / Jim Rakete
Burghart Klaussner, Peter Lohmeyer, Henry Hübchen und Armin Rohde
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NEWS» Produzent Stefan Arndt über seinen Anteil am Film Alter und Schönheit von Michael Klier.

Wie ist es zu Ihrer Zusammenarbeit mit Michael Klier gekommen?

Michael Klier und ich kennen uns schon sehr lange. Ich habe ja früher Kinos betrieben und für den Delphi-Verleih Michael Kliers Überall ist es besser, wo wir nicht sind herausgebracht. Später haben wir dann mit Sputnik einen eigenen Verleih gegründet und Kliers Ostkreuz verliehen.

Michael war auch beinahe Gründungsmitglied von X Filme, aber er konnte sich, wie Regisseure
manchmal so sind, nicht entscheiden. Dann haben wir X Filme ohne ihn gegründet, blieben aber immer befreundet. Aus diesen frühen Zeiten stammt auch die Idee zu Alter und Schönheit und so lange arbeiten wir auch schon daran. Es hat uns bis heute verbunden. Michael hat sogar mal ein dreiviertel Jahr bei mir gewohnt, während er am Buch geschrieben hat.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir bei einer Berlinale, die damals noch am Zoo war, mit dem VHS-Recorder unterm Arm zu Gebhard Henke, zu der Zeit noch einfacher Redakteur beim WDR, ins Hotelzimmer gegangen sind und ihm Michaels alten Ferrari-Film aus den sechziger Jahren vorgespielt haben. Da entstand diese Idee und Gebhard Henke war von Anfang an dabei. Das ist schon lange her, damals ging es um Männer um die Vierzig. Diese wurden dann zu Männern in den Fünfzigern.

Aber die Konstellation blieb gleich. Michael, der das Buch geschrieben hat, und ich haben vieles
gesammelt, was wir selber erlebt oder gehört haben und gut fanden. Zwischendurch hat Michael noch zwei Filme gemacht. So hat es einfach ewig und drei Tage gedauert.

Dann ist das ein gemeinsames Kind?

An dem Stoff haben wir schon sehr viel zusammengearbeitet. Ich wollte den Film machen und immer Michaels Sicht auf dieses Projekt haben, ich schreibe ja auch nicht selber und bin jetzt richtig froh und zufrieden, dass wir es gemeinsam so hingekriegt haben. Dass wir außerdem dieses Ensemble gefunden haben, ist ein großer Glücksfall. Darum ist es auch der erste Film, bei dem ich einen Produzentendank an die Schauspieler in den Abspann geschrieben habe, weil ich finde, dass es ein gemeinsames Werk ist. Wir alle waren nicht einfach und hatten es auch nicht leicht miteinander, aber ich finde, wir haben es gut hingekriegt. Mit autoritären Ideen, gar einer autoritären Produzentenidee an den Film, kriegst du aus diesen Schauspielern nichts raus.

Mir macht es unglaublichen Spaß, Filme in dieser Größenordnung zu produzieren, weil man bei diesen Filmen viel mehr tun kann als bei den Riesenprojekten. Es ist einerseits spannender, aber du kannst andererseits viel entspannter damit umgehen und dir in Ruhe alle Strategien zurechtlegen, wie und wann er herausgebracht wird. Das ganze Projekt kann man in einer Firma gut bewegen, ohne in große Sachzwänge zu geraten. Das heißt allerdings nicht, dass es weniger Arbeit macht, als einen wirklich großen Film zu produzieren.

Die Dialoge charakterisieren die Typen sehr prägnant. Die vier Männer kommen wirklich rüber wie alte Freunde. Haben die Schauspieler viel improvisiert oder an den Dialogen mitgearbeitet?

Das Buch war auf der einen Seite so ausgeschrieben und ausgefeilt, dass alle beeindruckt waren. Auf der anderen Seite sind es so viele Hauptrollen, dass es einfach unmöglich war, das Buch mal kurz über Nacht umzuschreiben und neue Dialoge zu erfinden. Es wird ja kein Riesenplot erzählt, er fängt hier an und hört da auf, es ist eher die Beschreibung eines Moments. Was passiert, passiert hauptsächlich in den Menschen. Michael schreibt sehr der Nouvelle Vague verbunden und so wurde es auch umgesetzt.

Natürlich passiert dann auch noch eine Menge im Schneideraum. Oft kann man ja erst nach dem Dreh sagen wie man das Material verdichten kann. Ich glaube, wir haben uns schließlich auf einen guten gemeinsamen Nenner geeinigt. Ich bin halt ein bisschen knapper und kann mir alles noch ein bisschen humorvoller vorstellen. Wir haben alles sehr genau diskutiert, jeden einzelnen Tag, jede einzelne Szene ist ganz bewusst gesetzt. Dabei haben wir uns aber nie gestritten. Das ging auch dann ganz gut, als wir viel länger geschnitten und bearbeitet haben, als geplant. Wirklich gefreut hat mich, dass es die richtigen Leute gegeben hat, die das Projekt finanziert haben. Dadurch waren wir nicht so unter Druck und konnten alles lange genug reifen lassen. Ich finde, jetzt ist es ein richtig schöner Film geworden.

Wie verliefen die Dreharbeiten?

Es lief alles wie am Schnürchen und war vollkommen o.k. Da die technischen Anforderungen des Buches sehr bescheiden waren, konnten wir einen richtigen Dreh hinstellen, der nach den allermodernsten Ansprüchen überhaupt nicht eng war. Dadurch hatte man mehr Zeit und konnte gemeinsam mit diesen hervorragenden Schauspielern alles herausarbeiten, was in diesem außergewöhnlichen Stoff steckt. Diesen so verschiedenen Schauspielern konnte Zeit und Raum geschaffen werden. Alter und Schönheit ist kein Film, bei dem man mit dem Kran aus 15 m Höhe herunterfahren muss zu dem Fenster, an dem der Hauptdarsteller steht, der dann die genau abgezählten Schritte macht, um dann mit einem Blick den Kran in die Höhe und in eine andere Richtung schwenken zu lassen. Was wir da gemacht haben, ist ganz archaisches Kino, das sich auf der großen Leinwand beweisen muss. Denn Kino funktioniert wie ein Vergrößerungsglas. Du siehst die Schwächen, die der Bildschirm unterdrückt, aber du siehst auch die Stärken des Filmes, seiner Bilder viel deutlicher. Auch der Ton nimmt im größeren räumlichen Zusammenhang einen sehr viel bedeutenderen Platz ein.

Warum hat das Projekt insgesamt so lange gedauert?

Es ist ausgesprochen schwer ein Buch zu schreiben, das eigentlich keine durchgehende Story hat. Alles ist möglich und alles ist unmöglich. Eigentlich hätten wir das Buch noch mal neu schreiben können, als wir endlich die Motive hatten. Kannst du aber nicht, denn dann sind in der Zeit die Motive wieder weg, die Darsteller nicht mehr verfügbar oder die Jahreszeit passt nicht. Natürlich hat man sich auch ein paar Sachen anders, vielleicht größer, vorgestellt. Aber da fehlt dann eben das Budget, was, wie ich schon gesagt habe, auch seine Vorteile hat.

Gute zwei Jahre hat das Projekt schon gedauert. Ich habe alle erst einmal angefüttert, aber dann musste ich sie auch bei Laune halten. Das ist natürlich eher mein Problem, weil ich mit meinem Temperament immer glaube, es müsse schneller gehen. Aber es ging ganz gut. Das eigentlich Entscheidende bei diesem Film war die Ensembleleistung: Regie und Produktion – Ensemble, das Schauspieler-Ensemble. Wir haben uns schließlich jahrelang die Treue gehalten. Andere hätten, wenn es dann ins dritte Jahr geht, endlich dankend abgelehnt. Aber natürlich hat uns die lange Arbeit auch geholfen – nicht nur, dass wir quasi erwachsen geworden sind über diesem Projekt.

Copyright: X Verleih AG

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