Nur Harry Styles ist unglaubwürdiger als der dumme Twist des Albtraum-Thrillers Don't Worry Darling

06.09.2022 - 10:30 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Florence Pugh in Don't Worry, Darling
Warner Bros.
Florence Pugh in Don't Worry, Darling
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Olivia Wildes heiß erwarteter Mystery-Thriller Don't Worry Darling krankt an der Besetzung von Harry Styles, dummen Twists und besseren Vorbildern.

Die angebliche Fehde von Regisseurin Olivia Wilde und ihrer Hauptdarstellerin Florence Pugh hätte definitiv einen spannenderen Film abgegeben als das, was wir mit Don't Worry, Darling bekommen haben. Der Mystery-Thriller über eine Hausfrau, die ihr Leben mit Harry Styles in Frage stellt, bürdet dem Publikum einiges auf: Eine abgegriffene Story, ein unausgegorenes Grundkonzept, einen unendlich dummen Twist und einen völlig fehlbesetzten Harry Styles.

Darum geht's in Don't Worry, Darling mit Florence Pugh und Harry Styles

Bei den Filmfestspielen in Venedig wird Don't Worry, Darling gezeigt, in dem Florence Pugh jeden Morgen Eier mit Speck und einen tiefschwarzen Kaffee für ihren Ehemann Harry Styles zubereitet. Pugh spielt Alice (wie Alice im Wunderland, zwinker-zwinker), die als Hausfrau in einer blassen Erinnerung eines 50er-Jahre-Waschmittelwerbespots lebt.

Don't Worry Darling - Trailer 2 (Deutsch) HD
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Alice bereitet tagtäglich das Frühstück vor, winkt ihrem Ehemann Jack auf Wiedersehen und geht mit den anderen Ehefrauen in der Straße shoppen. Arbeiten darf sie nicht, Auto fahren ebensowenig. Wenige Höhepunkte ihres Lebens sind Cunnilingus-Einlagen von Jack und Partys bei Frank (Chris Pine), dem Kopf des sogenannten Victory Projects.

Alice lebt nicht in den 50ern, das merkt man spätestens an der modernen Sprache und diversen Besetzung der Nachbarschaft. Ihr altmodisches Dasein ohne weibliche Selbstbestimmung spielt sich in einer abgekapselten Plansiedlung ab. Alle Männer arbeiten für das geheimnisvolle Projekt von Frank. Die Frauen werden im Dunkeln gelassen über die wahren Absichten des kultisch verehrten Führers.

Als Nachbarin Margaret (KiKi Layne, leider verschwendet) aus der Reihe der gut choreografierten Monotonie tanzt, beginnt auch Alice Fragen zu stellen.

Die Geschichte des Thrillers bietet wenig Einfallsreiches und einen dummen Twist

Wenn Florence Pugh im Kino an ihrem Verstand zweifelt, ist das für gewöhnlich eine helle Freude, das zeigte schon Midsommar. Die Darstellerin aus Black Widow bemüht sich redlich und stürzt sich mit Leib und Seele in Alice' albtraumhafte Suche nach der Wahrheit. Dabei kämpft sie allerdings mit einer über weite Strecken abgedroschenen Story. Die hat man so oder so ähnlich schon zig mal gesehen hat, in Die Frauen von Stepford, Die Truman Show, Die Körperfresser kommen und ihre vielen Derivate zum Beispiel.

Don't Worry, Darling

An großen Vorbildern abarbeiten, sie aktualisieren, variieren und hinterfragen – das alles passiert in Don't Worry, Darling nicht. Schon der Umgang mit dem 50er-Setting zeigt, wo es lang geht. Übers oberflächliche Abklappern von Klischees patriarchaler Strukturen kommt der Film nicht hinaus. Frauen machen Essen, Männer gehen auf die Arbeit. Das war's. Don't Worry, Darling soll keine feministische Doktorarbeit sein, aber auch ein Mystery-Thriller profitiert von der Neugier an der Welt, in der er spielt und daran, wie wie funktioniert. Das fehlt leider.

Wenn in Don't Worry, Darling schließlich die Gegenwarts-Keule ausgepackt wird, dann schlägt sie ins Nichts. Sie besteht aus einem unglaublich dummen Twist, nach dem der harmlose Thriller vollends in sich zusammenklappt. Dieser "krönende Abschluss" fasziniert in gleich dreifacher Hinsicht:

  • Ab Minute 2 ist der Twist so oder so ähnlich absehbar, wird aber präsentiert wie die erste Waschmaschine mit Schleudergang.
  • Der Twist legt bloß, wie schmal das Konzept von Don't Worry, Darling aussieht. Es hat etwas von Selbstdemontage.
  • Der Twist kopiert einen der besten Science-Fiction-Filme aller Zeiten, was man machen kann, aber dann muss man sich auch daran messen lassen.

Der arme Harry Styles hat das nicht verdient

Einmal unabhängig von Twists und den Rümpfen politischer Ideen, die in der Handlung des Thrillers stecken, fehlt ihm eines grundsätzlich: Gefühle. Und hier muss der arme Harry Styles zur Verantwortung gezogen werden. Der Sänger, der auch in Dunkirk auftrat, spielt passabel. Nur teilt er mit Pugh keinerlei Chemie.

Wenn Alice um ihre Ehe und die Liebe zu ihrem Ehemann zittert, wenn Tränen und Gebettel ausgetauscht werden, wirkt Pugh wie die leidenschaftlichste Schattenboxerin der Welt. Styles' Rolle im erwähnten Twist setzt dann noch einen drauf und eröffnet die Frage, warum ausgerechnet ein Popstar für diesen Jack ausgewählt wurde.

Der eigentliche Popstar im Victory Project heißt schließlich Frank. Der vom Fortschritt schwadronierende Messias wird von Chris Pine gespielt, dem zertifizierten Lieblingsschauspieler von Quentin Tarantino. Er bringt in seinen wenigen Momenten mit Florence Pugh eine knisternde Anspannung in den Film, die man sonst sehnlichst vermisst.

Was ein bisschen awkward wirkt, denn Chris Pine spielt den Bösewicht. Aber das ist nur eines von vielen Problemen, die man nicht mit einem "Don't Worry, Darling" wegwischen kann.

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