Film-Exzess Cherry der Avengers 4-Macher: Und ihr dachtet, Endgame ist überladen

15.03.2021 - 08:22 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
Tom Holland in CherryApple TV+
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Nach dem Marvel-Spektakel melden sich die Avengers 4-Regisseure mit einem neuen Film bei Apple TV+ zurück. Cherry mit Tom Holland will an MCU-Bombast anknüpfen und trifft so die falschen Töne.

Was kann nach dem größten Hollywood-Blockbuster überhaupt noch kommen? Mit ihrem MCU-Höhepunkt Avengers 4: Endgame hat das Regie-Duo Joe und Anthony Russo den finanziell erfolgreichsten Film aller Zeiten abgeliefert. Auch so war Endgame ein Superhelden-Film, der mit Figuren, Spektakel und Höhepunkten kaum vollgepackter sein konnte.

Bei Apple TV+ gibt es ab jetzt den neuen Film der Russos zu sehen, für den sie sich wieder Spider-Man-Star Tom Holland aus dem MCU geschnappt haben. Als kleineres, persönliches Herzensprojekt wurde Cherry im Vorfeld beschrieben.

Das Resultat strahlt aber einen ganz anderen Eindruck aus. In jeder Szene wollen die Russos beweisen, dass sie auch einen realistischen Indie-Film als exzessives Spektakel im Marvel-Stil inszenieren können - und nerven damit ganz schön.

Für Cherry wirft das Endgame-Duo mindestens vier verschiedene Filme zusammen

Im neuen Film der Avengers-Regisseure spielt Tom Holland einen jungen Amerikaner, der dem Militär beitritt und als Sanitäter in den Irak versetzt wird. Nach seiner Heimkehr leidet er stark unter posttraumatischen Belastungsstörungen und stürzt mit seiner Freundin Emily (Ciara Bravo) in eine tiefe Drogensucht. Als das Geld irgendwann nicht mehr ausreicht, wird der Protagonist zum verzweifelten Kriminellen.

Schaut hier den Trailer zu Cherry!

Cherry - Trailer (English) HD
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Allein durch die knappe Handlungsbeschreibung klingt der neue Film der Avengers-Regisseure nach einer wuchtigen Geschichte, die viele verschiedene spannende Themen verarbeitet.

Das Problem ist aber, dass die Russos den Stoff aus Nico Walkers autobiografisch gefärbter Romanvorlage sehr fragwürdig umgesetzt haben. Aus einem realistischen Thriller-Drama will das Duo in jeder Szene das Maximum an Spektakel pressen. Dadurch soll die Geschichte in einen möglichst epischen Blockbuster verwandelt werden, der sich auch vor dem Superhelden-Exzess eines Avengers: Endgame nicht verstecken muss.

Cherry springt von einem Handlungsabschnitt zum nächsten und verändert sich von einer langsamen Romanze in eine knallharte Kriegsfilm-Hölle. Kurz danach gibt es stylishe Klischee-Bilder von Drogensucht und Abhängigkeit, bevor natürlich auch noch der Abstieg in knallharte Gangsterfilm-Elemente wartet.

Über die Länge der 140 Minuten wirkt es so, als wollten die Regisseure mindestens vier verschiedene Filme drehen, die sie am Ende einfach in einen gestopft haben. Ein fesselndes Seherlebnis stellt sich dadurch nie ein. Cherry fühlt sich mehr wie aggressives Abklappern oberflächlicher Einzelteile an, bei dem sich selbst der letzte Superhelden-Overkill der Russos im Vergleich geordnet und unübersichtlich anfühlt.

Ciara Bravo und Tom Holland in Cherry

Das Endgame-Duo feuert für Cherry aus allen Rohren - und nervt damit

Durch ihre Arbeit im Marvel Cinematic Universe ist der pure Blockbuster-Exzess für die Russo-Brüder zum Alltag geworden. Zuletzt ging es für die beiden mit Avengers 4 um nicht weniger als den spektakulären Höhepunkt eines über 10 Jahre andauernden Kino-Massenphänomens.

Mit Cherry wollte das Duo laut eigener Aussage einen intimeren, persönlicheren Film drehen und sich der schweren Opiod-Krise in Ohio widmen, von wo die Brüder selbst stammen.

Mit einem aufdringlichen Stilmittel-Feuerwerk, das Voice-over-Erklärungen, ständig wechselnde Bildformate und Kameralinsen, Texttafeln und Endlos-Zeitlupen mit klassischer Musik aneinanderklatscht, ist für subtile, nachdenkliche Töne in der eigentlich geerdeten Geschichte kein Platz.

Aus der finsteren Geschichte eines ganzen Landes anhand eines tragischen Einzelschicksals macht Cherry lieber eine aufgekratze Blockbuster-Achterbahnfahrt, die ständig auf den Schienen entgleist.

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Schaut ihr euch Cherry an?

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