mitcharts auf dem 31. Filmfest München - Teil 2

16.07.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Filmfest München, Wild Bunch, moviepilot
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Im zweiten Teil der Berichterstattung über das 31. Filmfest München geht mitcharts Reise durch die Festivalfilme zu Ende und wartet noch einmal mit hochkarätigen Filmen auf, darunter die neuen von James Franco und Danny Boyle, und, nicht zu vergessen, La Vie d’Adèle!

Und ich begrüße euch wieder ganz herzlich zum zweiten und letzten Teil meines Resümees des 31. Filmfest München hier in der Speakers’ Corner. Aber ohne groß viele Worte zu verlieren, geht es auch schon in die Vollen.

Tag 5: Emanzipation im Islam, Emanzipation durch Gangzugehörigkeit, zerrüttete Familien und Alkoholismus

Der fünfte Tag fing früh an, da Stein der Geduld schon gegen 09:30 Uhr startete. Für ein Filmfestival eine wirklich unmögliche Zeit, aber was macht man nicht alles als Besucher, um „seine“ Filme zu sehen!? Jedenfalls, der zweite Film von Atiq Rahimi ist eine Verfilmung seines dritten Buches mit dem gleichen Titel, in welchem wir uns in einem nicht näher genannten islamischen Land befinden, welches durch einen Krieg verwüstet und durch feindliche Truppen besetzt wurde, und einer Frau dabei zuschauen, wie sie ihren, seit zwei Wochen im Koma liegenden Mann pflegt und sich ihm, auf Grund seines Zustandes, immer weiter öffnet und ihm ihre innersten Gedanken offenbart.

Stein der Geduld ist ein ruhiger, poetischer und betörender Film mit einer unglaublichen Golshifteh Farahani in der Hauptrolle – sie trägt den Film quasi alleine , über die Emanzipation einer Frau gegenüber ihrem Mann, der sich auf Grund seines Zustandes nicht wehren und somit seine Dominanz nicht wieder herstellen kann, in einer islamisch-patriarchalisch geprägten Gesellschaft. Er ist deswegen auch höchst politisch, gibt er doch allen gesichts und sprachlosen muslimischen Frauen die Chance, zu teilen, was hinter ihren Schleiern und in ihren Gedanken vor sich geht.

Nach der Emanzipation der muslimischen Frau, ging es in Foxfire mit der Emanzipation der Frau/des Mädchens durch die Mitgliedschaft in einer Gang weiter. Foxfire ist Laurent Cantets aktuellster Film und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Joyce Carol Oates. Dessen Geschichte spielt in den 1950er Jahren in der fiktiven Stadt Hammond im Staat New York und handelt von der Mädchengang Foxfire, wie diese – um der männlich dominierten Welt einen Gegenpol zu bieten – durch Margaret „Legs“ Sadovsky, Madeleine „Maddy“ Wirtz und anderen Mädchen gegründet wurde, und wie sie im Bestreben ein unabhängiges Leben zu führen ein jehes Ende fand.

Vieles an der Prämisse des Films ist durchaus interessant, sei es die Emanzipation der Gang gegenüber ihrer Umgebung, die Emanzipation der einzelnen Mitglieder, losgelöst von ihrer Gang, oder die Widrigkeiten die diese Zeit mit sich brachte, aber auch die vielen Details die über die gesamte Laufzeit verteilt eingeworfen werden, um ein genaueres Bild der damaligen Gesellschaft und der einzelnen Mitglieder zu zeichnen, nur verpasst es Laurent Cantet, diese weiter auszubauen, so dass am Ende ein zwar recht ansehnlicher, und teils sehr gut gespielter, aber eher mittelmäßiger Film mit zu viel verschenktem Potenzial übrig bleibt.

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