Wie schnell sechs Monate doch rum sein können. Mir kommt
es so vor, als hätte ich mich eben erst vorgestellt, über
meinen langen Weg vom Kinogänger zum moviepiloten
sinniert und mich mit den Gepflogenheiten von moviepilot
vertraut gemacht. Aber dann denke ich zurück an die
vielen schönen und die wenigen unschönen Momente meines
Volontariats bei moviepilot und ich realisiere, dass
nicht wenig Zeit vergangen ist, seit ich mit meinem
Begrüßungstext zu kämpfen hatte. Und es gibt so viel zu
berichten über diese Zeit. Also leiht mir euer Auge und
Ohr für ein paar Minuten und lasst mich ein wenig in
Erinnerungen schwelgen ...
...von Herzen für Klassiker, Geburtstagen und traurigen
Abschieden
Es ist nicht einfach zusammenzufassen, was ich in meinen
sechs Monaten bei moviepilot alles erlebt habe, aber
zumindest ein kleines Best-of meiner Zeit hier will ich
euch zum Besten geben. Natürlich beginnt dieses
zwangsläufig im Kino, wo ich einige der spannendsten Filme
(Whiplash, Mad Max: Fury Road) und einige der langweiligsten (Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron, Jurassic World) seit langer Zeit zu Gesicht bekam. Einige
der besten Filme aller Zeiten sah ich auch erneut in
meinem Heimkino, um anschließend mein Herz solchen
Filmperlen wie In einem Land vor unserer Zeit oder Fluchtpunkt San Francisco
zu schenken. Mit Robert Downey Jr. ging ich zu seinem 50.
Geburtstag eine Schawarma essen, der gesprächigen Kristen Stewart schenkte ich zum Geburtstag meine letzten drei Zigaretten und
ich huldigte der wohlüberlegten Rollenwahl des aktiv-passiven Geburtstagskind Carey Mulligan. Und natürlich trauerte ich
wie ihr um Leonard Nimoy, Christopher Lee und
insbesondere James Horner, der niemals so früh hätte von
uns gehen dürfen.
...von meinen Nachbarn, Spaziergängen und zahllosen
Wortwechseln
Was wäre die Arbeit ohne gute Nachbarn? Nicht mal halb so schön, so viel steht fest.
Deshalb kann ich auch nicht umhin, hier den einen oder
anderen Insider von mir zu geben, mit dem vielleicht nicht
jeder unter euch etwas anzufangen weiß. Interessanterweise fängt mein Abriss über die werten
Kollegen mit Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit an, denn es war jener Film, der
praktisch tagtäglich zum Streitgespräch zwischen Itchy91,
einem erstaunlich sympatischen Marvel-Fanboy, und dem
Filminspektor, einem nicht minder sympatischen "Früher
war alles besser"-Proklamierer, wurde und wohl oder übel
die gesamte Redaktion mit einschloss.
Dann kamen die drei "Neuen": Moehrensuppe, Mr.Parrish und
sandro.kreitlow. Ersterer gewann mein Herz in
Windeseile dank seines ungemein guten Musikgeschmacks,
seiner geteilten Begeisterung für Prog Rock und seines
bemerkenswerten Hasses auf Helene F. Mr.Parrish punktete
bei mir mit seiner Begeisterung für zu Unrecht vergessene
Filme wie An Deiner Seite, seiner Achtsamkeit im
Straßenverkehr und seiner Beharrlichkeit, was das Tragen
einer Kopfbedeckung betrifft. sandro.kreitlow schließlich
war mir als Anime-Liebhaber sondergleichen auf Anhieb
sympatisch und er gab mir dringend nötige Nachhilfe im
Bereich Videospiele.
Auch den Fanta 4 aus der Redaktion und den lieben
Mitmenschen aus den anderen Abteilungen gilt mein Dank
für die schöne Zeit bei moviepilot. Ines W., the gaffer,
sciencefiction und Lord C danke ich für ihre vielen Ratschläge, ihre Geduld bei langen Texten und zweiten
Chancen. Mit Beeblebrox philosophierte ich gelegentlich
voller Genuss über die wunderbare Welt der Filmmusik und
mit syrbal über die wundersame Welt der Rechtschreibung.
Die historisch unhysterische selina.eichhorn.5 und Hulk-Nacheiferer Chr1zle versüßten uns die vielen langen
Spaziergänge in Kreuzberg. In Elman Smithee entdeckte ich
einen leidenschaftlichen Comicliebhaber, dessen
Schreibtisch mit seinen verheißungsvollen Comicstapeln
stets eine magische Anziehungskraft auf mich ausübte.
...von der Gemeinde, Trailer-Manie und Kot-Stürmen
Ohne die Community wäre moviepilot nicht moviepilot, was für mich nach wie vor eine erstaunlich gelungene Mischung aus Filmdatenbank, Nachrichtenarchiv und facebook ist. Gerade letzteres Element erwies sich im Verlaufe meiner Zeit bei moviepilot als ausgesprochen wichtiger Teil meines hiesigen Zeitvertreibs. Schließlich macht es ja auch Spaß, ein wenig mitzudiskutieren, sich zu verteidigen oder sich gemeinsam mit anderen moviepiloten über den besseren Teaser zu Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht zu freuen. Nicht immer war es leicht, Kritik von Seiten der Community einzustecken, insbesondere dann, wenn sie tatsächlich berechtigt war. Dennoch bin ich sehr dankbar für all die lobenden Kommentare, die runtergingen wie Honig, und all die vernichtenden Kommentare, denen ich mein nunmehr dickeres Fell zu verdanken habe.
Dass der Trailer als erster Eindruck eines potenziell heiß erwarteten Films zum Gesprächsthema Nummer 1 werden kann, war mir natürlich schon vor meiner Zeit bei moviepilot bewusst, aber niemals hätte ich erwartet, welche Ausmaße die Trailer-Manie nehmen könnte. Hunderte von Kommentaren, hunderte von Meinungen, hunderte von Prophezeiungen. Zugegeben, bei all den Trailer-News, -Ankündigungen und gar -Analysen ist es auch kein Wunder, dass diese kleinen manipulativen Mini-Filme für so viel Furore in der Community sorgen. Für einen Artikel über den Trailer als Filmerlebnis von heute reichte die Zeit am Ende leider nicht mehr aus, aber zu gern hätte ich hier meinen Senf dazugegeben.
Ein letzter Punkt, der nicht nur die Gemüter der Gemeinde, sondern auch das meine gelegentlich erregte, ist der berühmt-berüchtigte Shitstorm. Den bekam ich zuletzt im Falle von (wie soll es anders sein) Game of Thrones zu spüren und hing ebenso sehr mit dem Inhalt der News als auch dem leidlichen Thema des Spoilerns zusammen. Gespannt wartete ich darauf, ob der Anecker oder Aufreger der Woche sich nach diesem Vorfall nun mit dem Thema der provokativen Gewalt in GoT oder dem Spoilern durch ein vielsagendes Titelbild beschäftigen würde. Was mich die ganze Sache am Ende lehrte, war, dass Vorsicht eben doch die Mutter der Porzellankiste ist, aber auch, dass Unvorsichtigkeit gelegentlich für jede Menge Diskussionsstoff sorgen kann, was ja auch sein Gutes hat.
...vom Abschiednehmen
Meinen Platz in der Redaktion räume ich zwar schweren Herzens, aber fern bleibe ich moviepilot weder räumlich noch gedanklich. In den Kommentaren werde ich auch künftig von mir hören lassen und, wer weiß, vielleicht wird es auch mal wieder einen Artikel meinerseits zu lesen geben. Immerhin kam ich gar nicht mehr dazu, meine Top 50 der besten Soundtracks aller Zeiten zu verewigen. Natürlich als 50-teilige Klickstrecke mit allem drum und dran. Und selbst wenn ich die vielen Gesichter der Community nie gesehen habe, bleibt mir als Abschied nur das zu sagen, was uns Film-Nerds ausnahmslos vereint: Wir sehen uns im Kino!