Legends of Tomorrow - Unser erster Eindruck im Pilot-Check

30.08.2016 - 20:10 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Krawall à la DC & The CW: Legends of TomorrowThe CW
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Nicht nur die Marvel-Helden erobern das Fernsehen - auch DC ist im TV mittlerweile sehr dominant vertreten. Nach Arrow und The Flash lässt The CW nun die Legends of Tomorrow die Welt retten. Wir haben für euch in den Pilot reingeschaut.

Der erste Eindruck zu Legends of Tomorrow wurde bereits anlässlich US-Premiere auf The CW geschrieben. Nun ist die Superhelden-Serie, die zusammen mit Arrow, The Flash, Supergirl und Vixen das Arrowverse bildet, auch in Deutschland auf ProSieben zu sehen. Ausgestrahlt werden die Episoden der 1. Staffel jeden Dienstag um 22:10 Uhr.

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Nachdem The CW mit Arrow und The Flash in den vergangenen Jahren zwei zugkräftige Superhelden-Formate etabliert hat, wagt sich das US-amerikanische Network mit Legends of Tomorrow auf die nächste Ebene. Während im Kino ganze Teams aus überlebensgroßen Heroen keine Seltenheit mehr sind, befinden sich auf den heimischen Bildschirmen weiterhin die einzelnen Egos diverser DC- und Marvel-Ikonen im Vordergrund. Somit ist Legends of Tomorrow auf der einen Seite Kind seiner Zeit und muss mit dem Strom schwimmen, auf der anderen Seite aber auch ein Wagnis - nicht zuletzt hat bis dato keiner der großen Sender eine vergleichbare Unternehmung in die Wege geleitet. Wir haben uns den Serienauftakt genauer angeschaut und unsere ersten Eindrücke im Pilot-Check zusammengefasst.

Wenn die Guardians auf den Doctor treffen

Was zuletzt im Rahmen der TCA-Pressetour als Guardians of the Galaxy feat. Doctor Who umschrieben wurde, fühlt sich auch genau nach dieser Mischung an. Alleine die Figur des Zeitreisenden Rip Hunter (Arthur Darvill) scheint die perfekte Symbiose von Star-Lord und dem Doctor zu sein - von einer Prise Mal Reynolds ganz zu schweigen. Aus der Zukunft kommt er in die Gegenwart, um ein Team zusammenzustellen, das wiederum mit ihm in die Vergangenheit reißt, um dort jenen Schurken zu eliminieren, der zu einem späteren Zeitpunkt die ganze Welt unterjochen wird, wie die Eröffnungssequenz mehr oder weniger spektakulär zu zeigen versucht. Vandal Savage (Casper Crump) ist der Name des Übeltäters, der für Kenner des Arrowverse kein unbekanntes Gesicht sein dürfte. Immerhin sorgte er schon zuvor in Central City und Star City für Krawall.

Bereits an diesem Punkt wird klar, dass Legends of Tomorrow extrem von der Vorarbeit der beiden Vorgänger-Serien zehrt. Selbst wenn der Fokus bei Arrow und The Flash auf den titelgebenden Superhelden liegt, haben es die Drehbuchautoren beider Formate im Verlauf einzelner Storylines und Subplots geschafft, eine bemerkenswerte Anzahl an weiteren Comic-Figuren aus dem DC-Universum einzuführen. Folglich ist Ray Palmer aka The Atom (Brandon Routh) längst kein unbeschriebenes Blatt mehr, wenn er zum ersten Mal Rip Hunters Weg kreuzt - gehört er doch zum Kreis von Oliver Queens (Stephen Amell) vertrauten Mitstreitern. Auch das kriminelle Duo Heat Wave (Dominic Purcell) und Captain Cold (Wentworth Miller) sowie viele andere Persönlichkeiten, die sich nun als Legends of Tomorrow formieren, lieferte schon vor einer Weile Debüt auf der Mattscheibe ab.

Einfallsloses wie unverbindliches Namedropping im Arrowverse

Dennoch verfängt sich der Pilot in einem verhängnisvollen Zwiespalt, da er jede einzelne der zukünftigen Legenden - völlig ungeachtet ihrer vorherigen Auftritte - im Staccatotempo einführt. Natürlich will Legends of Tomorrow auch ein Publikum erreichen, das bisher keine Erfahrungen mit dem Arrowverse gesammelt hat. Am Ende dürfte dieser grobmotorische Expositionsakt allerdings keine der beiden Seiten befriedigen. Unwissende Zuschauer bekommen in Windeseile ein paar lieblose Fakten zu den neun (!) Hauptfiguren (plus zwei Bösewichte) an den Kopf geklatscht, während sich Kenner der Materie schnell in der Redundanz eines ewigen "Previously on ..."-Zusammenschnitts verlieren. Besonders ärgerlich ist dabei, dass sich das Autoren-Quartett, bestehend aus Greg Berlanti, Marc Guggenheim, Phil Klemmer und Andrew Kreisberg, unglaublich unkreativ den einzelnen Figuren mit ihren speziellen Fähigkeiten annähert, denn im Grunde passiert jedes Mal das Gleiche.

Abseits davon wiederholt sich der Einführungsoverkill, nachdem sich die Legends of Tomorrow zum ersten Mal auf einem Hausdach versammelt haben, schon kurze Zeit später, denn jetzt muss jede einzelne Figur davon überzeugt werden, dass es sich lohnt, für Rip Hunters Initiative zu sterben. Das große Missverständnis von Legends of Tomorrow gestaltet sich dadurch, dass das "Wie?" dabei eindeutig dem "Was?" untergeordnet ist und in erster Linie wie ein unerwünschter Kollateralschaden erscheint. Dass Dr. Martin Stein (Victor Garber), Firestorm (Franz Drameh) und White Canary (Caity Lotz) zum Schluss im gleichen Team kämpfen wie Hawkgirl (Ciara Renée) und Hawkman (Falk Hentschel) - daran besteht kein Zweifel, genauso wie bei Marvel's The Avengers oder eben Guardians of the Galaxy. Bei Legends of Tomorrow dominieren jedoch die Formalien und die Figuren bekommen nur in den seltensten Momenten wirklich die Chance, richtig zu atmen.

Formalien über Emotionen und nur wenig Eigenleben

Wenn es nicht gerade darum geht, eine Figur nach der anderen ohne Verbindlichkeit vorzustellen, hangeln sich die ersten 45 Minuten von Legends of Tomorrow an kruden Plotpoints entlang, die letztendlich dafür sorgen, dass Rip Hunter und sein Team im Jahr 1975 landen und darüber hinaus Einblick ins alte Ägypten erhalten. Auf der Suche nach einem gewissen Professor Boardman (Peter Francis James), der mehr über Vandal Savage weiß, stellt sich nicht nur heraus, dass Hawkgirl und Hawkman in einem anderen Leben eine überaus ereignisreiche Vergangenheit mit dem Antagonisten der Serie hatten. Nein, in einer ihrer unzähligen Reinkarnationen waren sie auch die Eltern jenes gebildeten Mannes, der sie nun über die Geschichte aufklärt und innerhalb der nächsten 24 Stunden sterben soll. Ein tragisches Dilemma - der omnipräsente Erklärbär im Dialog erstickt allerdings jeglichen emotionalen Konflikt. Ein Umstand, den auch Rip Hunter am eigenen Leib zu spüren bekommt.

Wurde Vandal Savage zu Beginn der Episode als rücksichtsloser Schurke präsentiert, der ohne mit der Wimper zu zucken die ganze Menschheit auslöscht, offenbart Rip Hunter in einem Augenblick voller Ehrlichkeit und Geständnisse, dass zu dieser Menschheit auch seine Familie dazugehörte. Duh! Für ehrliche Gefühle fehlt aber eine ordentliche Grundlage, um diese zu rechtfertigen. Je mehr sich der Pilot also bemüht, mittels zunehmender Enthüllungen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, desto mehr fällt er in sich zusammen. Erst, wenn Love Will Keep Us Together von Captain & Tennille ertönt, beginnt Legends of Tomorrow ein handfestes Eigenleben zu entwickeln und sich (sprichwörtlich) im Setting der 1970er Jahre auszutoben, denn alles davor war bloß Fassade. Hoffentlich nimmt sich die Serie in den nächsten Wochen mehr Zeit, um sich ernsthaft mit ihren Figuren auseinanderzusetzen, anstelle im Sekundentakt willkürliche Hintergrundfakten zu verschleudern.

"Of course I lied to you. I needed your help ... you all barely said yes as it was."

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