Können wir Kinofilme bald früher zu Hause streamen?

22.03.2017 - 18:45 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Bald weniger im Kino: Vom Ehrgeiz besessene Pärchen mit fragwürdigen Jazz-Ansichten
Studiocanal
Bald weniger im Kino: Vom Ehrgeiz besessene Pärchen mit fragwürdigen Jazz-Ansichten
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Wie viel würdet ihr zahlen, um einen Film kurz nach Kinostart online zu sehen? Hollywood-Studios denken derzeit über einen Preis von 30 Dollar nach.

30 Dollar - das scheint im ersten Moment viel Geld fürs Ausleihen eines aktuellen Kinofilms zu sein. Seit einer Weile spielen die großen Studios in Hollywood mit dem Gedanken, Filme bereits wenige Wochen nach dem Kinostart als Premium-Stream bereit zu stellen. So könnte unter anderem die nicht mehr zeitgemäße Lücke zwischen Filmstart und Heimkino-Auswertung überbrückt und eine legale Alternative für jene geschaffen werden, aus deren Alltag Kinobesuche verschwunden sind. Einem Bericht der Variety  zufolge schwebt nun der magische Preis von 30 Dollar (knapp 28 Euro) pro Film vor den Augen der Executives. Für eine Familie oder Gruppe von Freunden dürfte das billiger sein, als einzelne Tickets, einen Babysitter, Popcorn oder Sprit zu bezahlen.

30 Tage warten, 30 Dollar zahlen
In den USA dauert es derzeit 90 Tage, bis ein großer Kinofilm in den Verleih und Verkauf kommt. Bisherige Ideen von Fox und Warner sahen vor, 17 Tage nach Kinostart eine Art Premium-Verleih anzubieten, bei dem der Nutzer für den Verleih-Stream 50 Dollar zahlt. Der Preis wird von manchen Studios mittlerweile als zu hoch angesehen, weswegen Fox und Warner Bros. eine Kompromisslösung vorschlagen: 30 bis 40 Tage nach Kinostart für 30 Dollar. Universal drängt gar auf 20 Tage.

Mehrere Gründe bewegen die Studios dazu, die Zeit bis zum Heimkino-Start durch Premium-Angebote zu verringern, darunter:

  • sinkende Einnahmen durch den Verkauf von DVDs und Blu-rays
  • veränderte Sehgewohnheiten dank Streaming-Diensten. Jüngere Konsumenten seien nicht mehr gewohnt, 90 Tage auf einen Film zu warten.
  • Vermeidbare Kosten durch den Aufbau einer zweiten Marketing-Kampagne zum Heimkinostart

Warum dauert die Einigung so lange?
Die Bemühungen gehen von sechs der sieben großen Hollywood-Studios aus. Wegen des Kartellrechts in den USA ist es nicht möglich, dass die Studios sich im Block mit den Kinobetreibern einigen. Jeder Deal muss laut Variety individuell zwischen Kinokette und Studio ausgehandelt werden. Den Kinoketten werden bei Premium-Streams Beteiligungen am Gewinn versprochen, um mögliche Verluste beim Kartenverkauf auszugleichen. Weiterhin bestehen die Ketten auf Folgendes: Wenn sie eine Verringerung des Streaming-Fensters zulassen, darf sich am 90-Tage-Zeitfenster für den regulären, günstigeren Heimkino-Start nichts ändern und das idealerweise für die nächsten fünf bis zehn Jahre.

Außerdem sind sich die Studios noch uneinig darüber, wie fix das Zeitfenster ist. Denkbar ist beispielsweise ein Premium-Angebot, sobald ein Film eine bestimmte Zahl von Verleihkopien in den Kinos landesweit unterschreitet. Ein erfolgreicher Blockbuster wie Deadpool brauchte immerhin 10 Wochen, um unter 1000 Kinos in Nordamerika zu fallen. Transformers 4: Ära des Untergangs erreichte diesen Punkt bereits in Woche 7. Die Alternativen sind also ein festes Zeitfenster für alle Filme oder unterschiedliche Zeitfenster je nach Film. Franchise-Beiträge mit einem langen Kinoleben könnten anders behandelt werden als Filme mit kleineren Budgets oder solche, die nach dem Start massiv einbrechen.

Hinzu kommen Fragen hinsichtlich der technischen Details, etwa der Sicherheit bezüglich Rips oder Fremdnutzung. Diese standen bisher auch dem Start des Projekts Screening Room von Napster-Gründer Sean Parker entgegen, der Filme zeitgleich zum Kinostart für 50 Dollar anbieten will. Bei The Wrap  wird darauf hingewiesen, dass es seit ersten Meldungen ruhig um Screening Room geworden ist. Für die kommende CinemaCon in Las Vegas versprechen Insider ein Update.

Ein Studio bleibt außen vor

Von den sieben großen Hollywood-Studios zeigt eines keinerlei Interesse an verkürzten Streaming-Zeitfenstern: Disney. Dessen Franchise-Filme, von Star Wars und Marvel hin zu den Animationsfilmen und Live-Action-Märchen, sind in Kinos vergleichsweise langlebig. Deshalb besteht beim derzeit erfolgreichsten Hollywood-Studio kein Bedarf, am Veröffentlichungsmodell etwas zu ändern.

Bis sich die übrigen Studios Warner, Fox, Universal, Sony, Paramount und Lionsgate mit den großen Kinoketten einigen, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern. Die Meldung zeugt allerdings von einem Umdenken darüber, wie und wo wir in Zukunft Filme sehen werden.

17 Tage für 50 Dollar oder 30 Tage für 30 Dollar: Spricht eine der Lösungen euch an?

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