Jacques Audiard - Der Gewinner der Goldenen Palme 2009?

22.05.2009 - 13:02 Uhr
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In Cannes begeisterte Audiard gerade alle Kritiker mit Un prophète. Wir stellen euch den französischen Regisseur vor!

Jacques Audiard lautet der Name des Regisseurs, der momentan in Cannes in aller Munde ist. Denn der französische Regisseur und Drehbuchautor gilt als heißester Anwärter auf die Goldene Palme, sein Werk Ein Prophet erhielt die bislang enthusiastischsten Kritiken an der Côte d’Azur. Doch bevor es zur Preisverleihung kommt, möchten wir euch den Filmemacher hier vorstellen, der eigentlich einmal Lehrer werden wollte und dessen sechster Spielfilm wohl in die Annalen der französischen Filmgeschichte eingehen wird. Bekannt ist er vor allem mit seinem Erfolgsfilm Der wilde Schlag meines Herzens, der 2005 in Frankreich dank der Hauptrolle von Romain Duris und stark lobender Kritiken das Publikum verzauberte.

Eigentlich wies ihm das Schicksal bereits seinen Weg ins Filmgeschäft vor: Denn Jacques ist der Neffe eines Filmproduzenten und der Sohn von Michel Audiard, einem berühmten Drehbuchautoren, der beispielsweise das Buch zu Der Profi mit Jean-Paul Belmondo schrieb. Im Jahr 1952 kam Audiard in Paris zur Welt, studierte nach dem Abitur Literatur und Philosophie and der Sorbonne und brach dieses aber wieder ab, nachdem er durch ein Praktikum bei einem Cutter zum Film kam. Einen Namen machte er sich bereits 1983, als er gemeinsam mit seinem Vater das Drehbuch für Das Auge verfasste. Bis zu seinem Regiedebüt sollten jedoch noch einige Jahre vergehen, in welchen sich der Autor dem Verfassen von Drehbüchern widmete und sich an einigen Kurzfilmen versuchte. Ob in ihm die Angst steckte, seine Regiewerke könnten von der Kritik verschmäht werden? Immerhin war sein eigener Vater nie wirklich mit seinen selbst inszenierten Filmen zufrieden gewesen, erhielt aber viel Lob für seine Drehbücher. Die Angst war auf alle Fälle unbegründet, denn Audiards Regiedebüt erntete vor 15 Jahren eine Welle von Lob.

Wenn Männer fallen nennt sich Audiards Regiedebüt, welches er 1994 mit den Schauspielern Jean Yanne, Jean-Louis Trintignant und Mathieu Kassovitz verwirklichte. Gleich fünfmal für den César nominiert legte Audiard mit diesem Mordthriller die Fundamente für seinen Ruf als exzellenter Filmemacher und wurde mit dem César für das Beste Regiedebüt geehrt. Zwei Jahre später konnte Audiard mit seinem zweiten Film Das Leben: Eine Lüge erneut überzeugen und wurde gleich für sechs Césars nominiert. Ein erfolgreiches Drehbuch (Schöne Venus, der Audrey Tautou berühmt machte) und einen Kurzfilm (Norme française) später erschien 2001 Tödliche Bekenntnisse. Der Thriller um einen Kriminellen (Vincent Cassel) und eine Hörgeschädigte (Emmanuelle Devos) erntete erneut viel Lob, musste aber bei den César-Verleihungen zwei Drittel der Statuetten an Die fabelhafte Welt der Amélie überlassen, welcher im selben Jahr in die Kinos kam.

Mit Der wilde Schlag meines Herzens legte Audiard 2005 einen Erfolgsfilm vor, für den ihn die meisten Franzosen kennen und schätzen. Der Film über den Immobilien-Kriminellen Tom, gespielt von Frankreichs damaligem Shootingstar Romain Duris, zog über eine Millionen Franzosen in die Kinos und wurde vor allem für seine atmosphärische Inszenierung gelobt. In Frankreich nun also seit Jahren für seine düsteren Inszenierungen bekannt, könnte sich Audiards Ruf als Nachfolger von Filmemachern wie Henri-Georges Clouzot mit Ein Prophet weltweit festigen.

Hier der Trailer zu Un Prophète

Auf arte gibt es darüber hinaus ein Video-Interview mit dem Filmemacher. Darin erzählt er (auf französisch), dass er mit Un Prophète einen Genre-Film mit unbekannten Darstellern realisieren wollte, der sich der Metapher des Gefängnisses für das Leben und die Gesellschaft bedient. Das, was die Hauptfigur im Gefängnis lernt (von innen), trägt er in die Gesellschaft (nach außen).

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