Game of Thrones-Finale: Zum Glück ist bald Schluss

03.03.2019 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
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Im April startet Game of Thrones in sein Finale. Bei aller Vorfreude auf die neuen Folgen greift auch Erleichterung über das nahende Ende, denn die Serie hat all ihre Trümpfe ausgespielt.

Seit Game of Thrones vor acht Jahren Premiere feierte, ist die Serie kontinuierlich zu einem globalen Phänomen herangewachsen. In hohem Maße mitverantwortlich ist sie nicht zuletzt für einen neuen Fantasy-Boom, der uns demnächst unter anderem Adaptionen von Der Herr der Ringe und Der goldene Kompass in Serienform beschert.

In jüngeren Staffeln wuchs Game of Thrones stetig über sich hinaus, bediente das Bedürfnis nach Spektakel wie auch das nach einer starken Figurenzeichnung. Spaß macht der HBO-Blockbuster zwar immer noch, doch mittlerweile bestimmen dramaturgische Schwächen das Geschehen in Westeros. Für den bevorstehenden Abschied ist es daher höchste Zeit.

Game of Thrones: Eine einst perfekte Serie

Als Game of Thrones 2011 an den Start ging, war der durchschlagende Erfolg der Serie kaum absehbar. Außer vielleicht Sean Bean, dem die Herr der Ringe-Kinotrilogie zu einem gewaltigen Karriereschub verholfen hatte, wartete Staffel 1 mit keinen Weltstars vor der Kamera auf. Die Beliebtheit der Romanvorlage von George R.R. Martin mag für die Showrunner D.B. Weiss und David Benioff eine Tür aufgestoßen haben, andererseits garantiert eine umjubelte Buchreihe speziell im Fantasy-Genre noch lange keine gelungene Übertragung der Geschichte in ein anderes Medium.

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Schon sehr früh allerdings wurde klar, dass hier vieles zusammenpasst: Die durchweg hervorragend gecasteten Darsteller der Hauptbesetzung sind für ihre Rollen wie maßgeschneidert, viele Charaktere widersetzen sich gängigen Klischees und auch vor einer gesunden Portion Fatalismus schreckten die Drehbuchautoren lange Zeit nicht zurück.

Hinzu kommen beeindruckende Schauwerte, mit denen sich die Macher von Staffel zu Staffel selbst übertrafen (und in Sachen Schlachten-Highlights steht uns das Beste wahrscheinlich sogar noch bevor). So setzte Game of Thrones dazu an, eine Ausnahmestellung im Serien-Mainstream einzunehmen: Praktisch jeder vom Drachenfreund bis zum Shakespeare-Fan kann hier auf seine Kosten kommen.

Game of Thrones hat seinen Zenit überschritten

Jedoch scheint selbst ein Phänomen wie Game of Thrones ein Verfallsdatum zu kennen. Die brillante Vorlage George R.R. Martins hat sich als Fluch und Segen zugleich erwiesen, denn seitdem das Buchmaterial erschöpft ist - genauer gesagt seit dem Beginn von Staffel 6 -, gehen die Autoren am Stock. Stärker als wir annehmen mussten ist die Qualität der Produktion abhängig von der führenden Hand eines einzelnen, dessen nächstes Werk The Winds of Winter wiederum weiter auf sich warten lässt.

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Game of Thrones hielt sich keineswegs immer haargenau an Martins Romane, tatsächlich gibt es außergewöhnliche Momente in der Serie, die in den Büchern nicht auftauchen. Hierzu zählt etwa das Massaker von Hartheim aus Staffel 5, bei dem die Untoten-Armee des Night King auf grausame Weise ihre Stärke demonstriert. Langfristig und notgedrungen jedoch haben Weiss und Benioff große Probleme, ihr Flaggschiff auf Kurs zu halten, was vor allem die 7. Staffel verdeutlichte.

Game of Thrones hetzt sich über die Ziellinie

In den jüngsten sieben Folgen nämlich enttäuschte Game of Thrones auf vielen Ebenen. Die Konfrontation zwischen dem Rettungstrupp aus Westeros und den schier übermächtigen Eiszombies im Norden hatte empfindliche Opfer befürchten lassen, am Ende aber starb mit Thoros of Myr lediglich ein einziger (und zudem der fürs Publikum unwichtigste) Teilnehmer der Expedition ins Eis. Sämtliche Schlüsselcharaktere scheinen jetzt vor dem Tod sicher zu sein, zu wichtig sind sie für das große Finale. Dies macht die Serie viel berechenbarer als noch zu ihren Anfängen, als HBO natürlich auch weniger zu verlieren hatte.

Die einstige Unbeschwertheit und erzählerische Souveränität von Game of Thrones sind nun dem Druck gewichen, in wenigen verbleibenden Folgen zahlreiche lose Enden zufriedenstellend zusammenführen zu müssen. Dass diese Mission nur zum Scheitern verurteilt sein kann, davon zeugen etwa verwirrende Zeitsprünge, die mit der Episode Jenseits der Mauer vorerst auf die Spitze getrieben wurden.

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Die besten Game of Thrones-Charaktere verblassen

Noch viel schmerzlicher gestaltet sich indes der aktuelle Blick auf die über Jahre hinweg liebgewonnenen Figuren, von denen viele bloß noch ein Schatten ihrer selbst sind. Tyrion Lannister (Peter Dinklage) war als geistreicher, verletzlicher Zyniker einst das Aushängeschild der Serie. Doch wissen die Autoren schon seit einer ganzen Weile kaum noch etwas mit ihm anzufangen. Als Berater von Daenerys ist er zur Randgestalt verkommen, die lediglich in vereinzelten Szenen glänzen darf.

Als weiteres Beispiel taugt das Ende von Littlefinger (Aidan Gillen): Der brillante Strippenzieher aus den ersten Staffeln von Game of Thrones hätte sich schwerlich von den Stark-Geschwistern vorführen lassen, eben das aber passierte durch das Bemühen einer faulen Plot-Finte in Staffel 7. Auch die rhetorische Spritzigkeit von Petyr Baelish ist jetzt nicht mehr gefragt, während die Drachen und White Walker zunehmend Lärm machen und so das zwischenmenschliche Drama überschatten. Andererseits wirkt Littlefingers Ableben ironischerweise wie eine Erlösung, denn lieber sehe ich meine Lieblingsfigur tot als von den Autoren weiterhin stiefmütterlich behandelt.

Definitiv nicht profitiert hat Game of Thrones derweil von der festen Verortung Jon Snows und Daenerys' als Mittelpunkt der Handlung. Der König des Nordens (Kit Harington) mag zwar nach wie vor eine - wenn nicht gar die - moralische Instanz der Serie sein, doch macht ihn das auch zu einem vergleichsweise langweiligen Zeitgenossen. Seine Romanze mit der Drachenlady hatte sich lautstark angekündigt und besitzt zumindest bislang die Tiefgründigkeit eines Groschenromans. Beinahe folgerichtig sind die kommenden Konflikte zwischen dem Paar in Staffel 8 absehbar.

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Für das Game of Thrones-Finale besteht kaum Hoffnung

Ob sich Game of Thrones in seinem Finale noch einmal zu neuen Höhen aufschwingen kann? Ich glaube leider nicht daran, denn es zeichnet sich ab, dass das dramaturgische Tohuwabohu noch größer wird. Schon aus Trotz setze ich in Staffel 8 auf Cersei Lannister, schließlich muss irgendjemand Jon und Daenerys die Party ordentlich vermasseln. Neben dem Night King ist die amtierende Königin wohl die einzige, die das noch kann.

Prächtig unterhalten werden uns die letzten Folgen gewiss und bei aller Kritik fiebere ich dem Mega-Event Game of Thrones auch in diesem Jahr entgegen (alte Liebe rostet nicht). Zugleich komme ich aber kaum umhin, zu sagen: Gut, dass es bald vorbei ist.

Derzeit sind alle Folgen von Game of Thrones bei Sky Ticket  verfügbar.

Seid ihr auch der Meinung, dass Game of Thrones an Qualität verloren hat?

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