Überall Dokus, so weit das Auge reicht

25.08.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Dokus, Dokus, Dokus
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Jährlich laufen eine Vielzahl an Dokumentationen im Kino an und werden dort von einer Geringzahl an Menschen begutachtet. Warum ist das so und welche Highlights verpassen wir womöglich?

Bei einem Blick ins wöchentliche Kinoprogramm fällt nicht nur dem geschulten Auge auf, dass neben einer Reihe von Spielfilmen aus aller Welt, in der Regel auch ein bis zwei Dokumentationen, in meist ausgewählten, großstädtischen Lichtspielhäusern anlaufen. Dieses offensichtliche Überangebot an Dokus, mit dem wir es hier zu tun haben, ist zumeist auf die inländische Förderpolitik zurückzuführen. Denn "greifen Produzenten und Verleiher auf einen Topf der Kino-Förderung zu", so Filmjournalist Lars Penning im Stadtmagazin tip, "muss ein mindestens einwöchiger Einsatz im Kino garantiert werden." 

Und das, obwohl viele von diesen Filmen in dieser Zeit von noch weniger Menschen gesehen werden, als beispielsweise eine nächtliche Schach-Live-Übertragung auf Eurosport 2. Das ist nicht hämisch gemeint, sondern alles in allem bedauernswert. Weil hinter diesen Arbeiten meist kluge Köpfe stecken, die ihre Gedanken über die Welt eben nicht schriftlich, sondern filmisch (mit wenig Geld) zum Ausdruck bringen wollen und sich dabei so wohlklingende Titel ausdenken wie Die Wirklichkeit kommt (15.5.), Von der Beraubung der Zeit (3.7.) oder Vom Ordnen der Dinge (29.5.). Im Trailer des Letztgenannten sehen wir übrigens anderthalb Minuten lang einem grauhaarigen Ordnungsfanatiker beim Autozählen auf einem Parkplatz zu.

Mit recht, denn auch diese skurrile Form des Zeitvertreibs gehört dokumentiert und ist im Kern ja nicht minder absurd, als das Zählen von Klicks im Internet-Gewerbe. Mediabiz zufolge haben die Doku über die Bedeutung von Ordnung in unserem privaten und öffentlichen Alltag ganze 373 Leute im Kino gesehen. Wie viele Menschen die ebenfalls vielversprechend klingenden Werke wie Göttliche Lage (21.08.), Die große Reise des Akkordeons (2.10.) und vor allem The Airstrip - Aufbruch der Moderne, Teil III (2.10.) vor die Leinwand locken, bleibt abzuwarten. Der diesjährige Doku-Spitzenreiter ist bisher der Musikfestival-Film Wacken 3D - Louder than Hell mit rund 28.000 Besuchern. 

Apropos 3D, mein absoluter Lieblings-Titel in diesem Jahr lautet Im Krieg - Der 1. Weltkrieg in 3D (25.9.), bei dem ich mich schon auf das mögliche Prequel "Der 30-jährige Krieg in Farbe und 3D" und das zeitnahe Sequel "Im Krieg - Der 2. Weltkrieg in 3D" freue. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Werken ist diese Doku wahrscheinlich mit etwas mehr Geld produziert worden und sollte zumindest mehrere Tausend interessierte Zuschauer finden. Dann gucke ich doch lieber 20,000 Days On Earth, eine vielschichtige Doku über und mit Nick Cave, die am 16.10. ins Kino kommt und schon reichlich Vorschusslorbeeren geerntet hat, und die Doku Everyday Rebellion (11.09.), welche einen Blick auf die jüngsten gewaltfreien Demokratiebewegungen in der Welt wirft.

Um zu erfahren, ob Dieses schöne Scheißleben von Doris Dörrie so gut ist wie sein Titel - der nah an den All-Time-Favoriten Die Beschissenheit der Dinge herankommt - müssen wir uns die Kalenderwoche 43 ganz dick im Smartphone anstreichen (Starttermin ist der 23.10.). Oder wir warten, wie sonst auch, auf eine Erstausstrahlung im Nachtprogramm der Öffentlich-Rechtlichen. Die kommt bestimmt. Das ist wahrscheinlich ebenso vertraglich festgelegt...

Hand aufs Herz: Welche Doku wollt ihr euch noch in diesem Jahr im Kino anschauen?

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