Das schrecklichste Ende der Welt ist Wenn der Wind weht

15.06.2019 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
No more, love, no more ...
Filmwelt/moviepilot
No more, love, no more ...
K
11
12
Nie gab es so viele Weltuntergangsfilme und apokalyptische Serien wie heute. Aber nichts davon ist so grausam, so verstörend real wie dieser unscheinbare Zeichentrickfilm.

Wer in den 80er Jahren aufwuchs, kam auf die ein oder andere Art nicht umhin, Angst zu verspüren. Die Bücher von Gudrun Pausewang und ihr Blick aus Kinderaugen auf die Katastrophe, Die Sendung mit der Maus, die uns nach Tschernobyl erklärte, warum wir nicht auf den Spielplatz durften, The Day After, dessen verglühende Menschen Alpträume bevölkerten - und dieser Film hier, der irgendwann im Nachmittagsprogramm der ARD lief, weil, hey, ist ja ein Zeichentrickfilm, das MUSS ja für Kinder sein ...

Aber Wenn der Wind weht ist kein Film für Kinder und doch sollte ihn jeder gesehen haben. Wie Die letzten Glühwürmchen ist er grausam und unerbittlich. Er verstört, ist schonungslos, und er lässt keinen Raum für Hoffnung. Denn der Film, der L.M.S. nicht losließ und zutiefst verstörte, ist kein Film über das Ende der Welt - er ist ein Film über das Ende von Menschen. Und das ist mehr, das ist härter, das ist leiser und daher so unendlich viel schmerzvoller als das, was die meisten Weltuntergänge damals und heute auf Leinwand und Bildschirm leisten. "Protect and survive" sind beides nur hohle Worte, denn weder das eine noch das andere ist noch möglich.

Der Kommentar der Woche von L.M.S. zu Wenn der Wind weht

Beinahe drei Wochen habe ich mich geweigert, noch mal über diesen Film nachzudenken, geschweige denn etwas über ihn zu schreiben, da ich immer, wenn ich diesem Werk einen Gedanken schenke, nahezu in Tränen ausbreche.

Wenn der Wind weht ist wahrlich ein herzzereißendes Erlebnis, er zeigt die Auswirkungen eines atomaren Angriffs und beleuchtet dabei die Situation des Rentnerehepaars Hilda und Jim Bloggs. Sie wohnen in einem kleinen Dorf in der Nähe von London und führen dort ein beschauliches Leben, bis sie eines Tages Nachrichten eines nahenden Atomkrieges erreichen. Jim versucht sich mithilfe einer Broschüre vorzubereiten, in dem er beispielsweise einen "Schutzraum" für Hilda und sich selbst baut, doch seine sture Ehefrau steht dem Ganzen eher skeptisch gegenüber. Sie beharrt darauf, dass sie ja auch den letzten Krieg überstanden hätten und schwärmt förmlich verklärt-romantisch von der damaligen Zeit. Wer kann es ihr verübeln? Die Jahre des zweiten Weltkrieges hatte sie ja nur mit naiven Kinderaugen mitbekommen.

Nachdem die Bombe eingeschlagen hat, finden sich Jim und Hilda in einem völlig demolierten Haus wieder. Und tatsächlich glauben sie, das wär's schon gewesen. Aber die gesundheitlichen Schäden zeigen sich erst einige Tage später...

Der Film besticht meiner Meinung nach mit einer unheimlichen emotionalen Intensität. Die Charaktere sind sehr liebenswert, desto schlimmer wird es dann den Film bis zum Ende zu sehen. Man wird komplett hoffnungslos zurückgelassen, und ich persönlich hatte das Gefühl, Jim und Hilda zurückzulassen, was noch viel schrecklicher war.
Trotzdem ist der Film wichtig und sollte für Kinder eines gewissen Alters (so zirka 11-12 Jahren, da zu junge Menschen mit manchen Szenen möglicherweise nicht wirklich umgehen könnten) zum Pflichtprogramm gehören.

Was mich daran hindert, dem Film noch ein Herz zu verpassen, ist die Tatsache, dass ich der Auffassung bin, dass man Lieblingsfilme öfter als ein Mal gucken kann. Doch bei Wenn der Wind weht möchte/könnte ich mir diese unglaublich traurige Geschichte nicht noch mal "antun".

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News