Avengers-Regisseur Joss Whedon arbeitet nach einer gefühlten Ewigkeit wieder an einem höchst vielversprechenden Projekt. Exklusiv für Premium-Kabelsender HBO wird er eine Science-Fiction-Serie namens The Nevers über Frauen mit besonderen Fähigkeiten schreiben, produzieren und inszenieren. Diese soll im viktorianischen Zeitalter spielen und … eigentlich ist es mir komplett egal, worum es in der Serie genau geht, denn wenn Whedon dahintersteht, werde ich sie mir so oder so ansehen.
Joss Whedon kehrt mit The Nevers zum TV zurück - da, wo er hingehört
Der Schopfer von Buffy - Im Bann der Dämonen und Angel - Jäger der Finsternis hat sich meine ewig währende Liebe mit der kultigen Weltraumvagabunden-Serie Firefly - Aufbruch der Serenity gesichert, deren meisterliche Filmfortsetzung Serenity - Flucht in neue Welten mir und Millionen anderen Fans auf die bestmögliche Weise das Herz gebrochen hat. Auch wenn der ein oder andere noch skeptisch sein mag, es gibt genügend Gründe, um sich auf The Nevers zu freuen wie Bolle.
Ich bin zwar der Meinung, dass Whedon in seinem
Leben noch keinen wirklich schlechten Film gemacht hat (Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron ist
schlimmstenfalls mittelmäßig und Reshoots zählen nicht), finde aber doch, dass eine Serie im Fernsehen vor allem in der heutigen Zeit eine dankbarere Spielwiese für den
Kreativkopf darstellt als Kino - auch, weil der katastrophale Justice League und Joss Whedons Ausstieg bei Batgirl noch
immer viel zu sehr mit seinem Namen verbunden sind.
The Nevers ist die ambitionierteste Whedon-Geschichte bisher
HBO hat Whedon mit einer direkten Serien-Bestellung für The Nevers schon jetzt vollstes Vertrauen ausgesprochen. Statt erst wie in der TV-Branche üblich eine Pilotepisode abliefern und dann auf eine Verlängerung hoffen zu müssen, kann sich der kreative Kopf gleich auf das Erzählen der gesamten Geschichte konzentrieren - ein unglaublicher Luxus. Durch das für HBO charakteristische Erzählformat einer langen episodenübergreifenden Handlung besteht auch nicht die Gefahr, dass der Sender die Folgen absichtlich in einer falschen Reihenfolge zeigt, wie es Fox damals bei Firefly getan hat. Außerdem steht der Sender, zumindest derzeit noch, für Qualität statt Quantität.
Forderungen von TV-Sendern und Filmstudios waren schon immer Hauptstolpersteine für Whedons Projekte, lediglich seine Shakespeare-Verfilmung Viel Lärm um nichts und das Webmusical Dr. Horrible's Sing-Along Blog erwecken den Anschein, bei der Umsetzung nicht von irgendeiner destruktiven äußeren Macht ins Wanken gebracht worden zu sein. Die Freiheit von diesen Einflüssen beflügelt Whedon nun offenbar dazu, selbstbewusst nach den Sternen zu greifen. Er nennt The Nevers in einem Statement (via The Hollywood Reporter ) die "wahrscheinlich ambitionierteste Erzählung" seiner gesamten Karriere und schwärmt nur so von seiner Partnerschaft mit HBO.
Was, wenn The Nevers doch Mist wird?
Natürlich kann es passieren, dass Whedon sich verzettelt, dass er mit seinem Magnum Opus auf die Schnauze fällt oder dass The Nevers schon nach wenigen Folgen an Reiz verliert. Wenigstens wäre es diesmal aber ein triumphales Scheitern, ein Scheitern an der eigenen Ambition und nicht an der Engstirnigkeit irgendwelcher Schlipsträger. Fans fordern seit Jahrzehnten ein Revival von Firefly, ohne zu bedenken, dass sich alle der Beteiligten mittlerweile persönlich und künstlerisch weiterentwickelt haben und es schon allein deshalb unmöglich wäre, dieselbe Energie erneut einzufangen.
Stattdessen gibt es jetzt mit The Nevers die Chance auf etwas Neues, möglicherweise sogar Gleichwertiges und das unter ausgezeichneten Bedingungen. Das begeistert mich um einiges mehr. Firefly war eine kleine, perfekte Serie, die nur von Joss Whedon in seinen 30ern während der Bush-Administration gemacht werden konnte, der heutige Joss Whedon ist jedoch ein völlig anderer Mensch. Und ich bin schon gespannt darauf, seine vielen Ideen demnächst in meinem Wohnzimmer sehen zu können.
Was erwartet ihr euch von Joss Whedons neuer HBO-Serie The Nevers?