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Hans Landa, ein Monster in Uniform

19.10.2016 - 09:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Der Judenjäger bei der Arbeit
Universal Pictures/moviepilot
Der Judenjäger bei der Arbeit
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"The feature that makes me such an effective hunter of the Jews is, as opposed to most German soldiers, I can think like a Jew..."

Dieser Artikel entstand im Rahmen der Aktion Lieblingsmonster.

Was verbinden wir mit einem Monster? Abnormität, Ekel, Angst und Schrecken.

All diese Assoziationen habe ich auch beim Schauen von Inglourious Basterds. Dieser unglaublich charismatische, aber gleichzeitig widerwärtige, weil soziopathische Mann in Nazi-Uniform. Dank seines rasiermesserscharfen Verstandes hat Landa sich eine Stellung erarbeitet, als der Beste darin, Juden zu jagen. Es ist wahrlich befremdlich und schauerlich, wie enthusiastisch er von seinen Erfahrungen spricht und dass er tatsächlich eine perverse Art der Bewunderung für seine "Beute" und ihren "Einfallsreichtum" beim Verstecken hat:

"... Because I'm aware what tremendous feats human beings are capable of once they abandon dignity."

"But if one were to determine what attributes the Jews share with a beast, it would be that of the rat. (...) I don't consider the comparison an insult." (Quelle: imdb )

Gleich in der ersten Szene spricht er mit ungemeiner Eloquenz zu seinem Gegenüber und erläutert seine Theorien. Stolz auf seinen Spitznamen "The Jew Hunter", vergleicht er sich sogar mit Richard Heydrich, einem der größten Monster der Menschheitsgeschichte. Der Zuschauer erfährt, dass sich tatsächlich Juden unter dem Haus verstecken, und dass Landa sich dessen die ganze Zeit bewusst war und mit dem Hausbesitzer und den sich versteckenden Juden gespielt hat. Er genießt es, Furcht zu verbreiten, labt sich an der Panik und Nervosität, spielt mit seiner Beute, wiegt sie in Sicherheit; wie auch sein Name schon andeutet liebt er es zu jagen, das Töten selbst erledigen dann andere. Daher lässt er Shosanna auch laufen, damit er sie wieder jagen und fangen kann. Ein sadistisches Monster, das wie auch allein schon sein Name Angst und Schrecken verbreitet. Wie ein Monster jagt Landa auch Menschen. Und das tut er mit furchterregendem Scharfsinn.

Durch diese ungemein eindringliche Eröffnungssequenz erfährt der Zuschauer, was für ein Unmensch Landa ist. Es widert einen sogar schon an, wenn er einfach nur ein Glas Milch trinkt. Die Gefahr, die von ihm ausgeht, versteckt er in Gesellschaft hinter seiner Eloquenz und seinem Charm. Aber genau diese Fassade, seine menschenverachtenden Ansichten, die er ja nicht einmal aus Überzeugung, sondern aus Opportunismus (siehe Finale des Films), für sein Gefühl der Macht angenommen hat, sind das Widerwärtige und machen dieses Monster so real. Im Gegensatz zu vielen Filmmonstern wirkt Landa nie wie ein phantastisches Wesen, etwas andertweltliches, sondern verkörpert Eigenschaften, die man von Menschen kennt. In unserer aufgeklärten Zeit spricht viel dafür, dass das größte Monster der Mensch ist. Landa ist ein besonders hassenswertes Exemplar.

Als Shosanna das zweite Mal auf Landa trifft, wird sie innerlich panisch und Landa nimmt das sofort wahr. Wieder spielt er mit ihr, stellt doppeldeutige Fragen, lässt sie aber wieder gehen. Auch dass die Protagonisten dem Monster noch einmal glimpflich davonkommen, gehört zu einem Monsterfilm. Aber dass dieses Erlebnis wahrhaft intensiv und beängstigend war, merkt man an Shosannas Weinen, nachdem Landa weg ist. Zu diesem Zeitpunkt fiebert man nun endgültig mit unserer Protagonistin und den anderen "Helden", die Basterds, mit, dass sie Landa zur Strecke bringen. Auch wenn das nicht so ganz läuft, wie sich das der wütende Zuschauer wünschen wurde, hat Lieutenant Aldo Raynes Strafe doch etwas Befriedigendes.

Ich habe das Faszinosum Landa deswegen gewählt, weil er jede Szene in dem Film aufwertet, u.a. durch das hervorragende "Design" von Tarantino und Waltz' herausragende Performance. Der Zuschauer wird emotional total mitgerissen und wie bei einem klassischen Filmmonster gibt es Szenen, wo er gebannt mit den Figuren mitfiebert, ob sie dem Monster entkommen oder es sogar bekämpfen können. Landa ist nicht einfach wegzuerklären als Fabelwesen, seine Bedrohlichkeit kann auch noch skeptische, fantasielose Erwachsene nervös machen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Sponsoren der Aktion Lieblingsmonster:

Aktion Lieblingsmonster


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