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Die etwas andere Mutter

19.10.2016 - 09:00 Uhr
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Universal/moviepilot
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Von „perfekten“ Eltern in einer „perfekten“ Welt: Liebevoll umsorgt sie ihre Tochter, verwöhnt sie mit den köstlichsten Speisen, trägt dem „anderen Vater“ auf, mit seiner Tochter zu spielen. Wer wollte denn nicht so eine Mutter? Das kann doch niemals ein Monster sein – oder?

Dieser Artikel entstand im Rahmen der Aktion Lieblingsmonster.

Arme Coraline! Ihre Eltern kümmern sich nach dem Umzug kaum um sie. Wie spannend dann doch die „andere Welt“ wird, die sie entdeckt. Für Coraline ist ihre „andere Mutter“ all das, was ihre richtige Mutter nicht ist: Eine aufmerksame Ehefrau und Mutter, eine gute Köchin und immer freundlich zu ihr. Außerdem leben ihre „anderen Eltern“ auch in einer wunderbaren Welt, wo aus einem erfunden Mäusezirkus richtige Mäuseakrobaten und aus alten, schrulligen, hässliche Damen junge, nette, wunderschöne Frauen werden. Da sieht man auch gerne über die Knopfaugen hinweg, die dort alle tragen. Denn Hauptsache es ist lustig und jeder hat Spaß!

Und dann macht die „andere Mutter“ das Angebot: Coraline kann auch gerne für immer hier bei ihr und all den fantastischen Personen leben, in der perfekten „anderen Welt“. Alles scheint wunderbar. „Es gibt da nur eine Kleinigkeit, die wir tun müssen.“ Sie schiebt ein als Geschenk verpacktes Schächtelchen über den Esstisch. Erwartungsvoll macht Coraline das Päckchen auf - und findet zwei Knöpfe, Nadel und Faden darin. Die „andere Mutter“ bietet ihr sogar an, sich die Farbe der Knöpfe aussuchen zu können. Schockiert lehnt Coraline ab. So beginnt der größte Albtraum ihres Lebens. Langsam bröckelt das perfekte Gesicht der „anderen Mutter“ immer mehr ab und es tritt ein boshaftes, spinnenartiges Wesen zum Vorschein. In einem Spiel auf Leben und Tod muss sie ihre Eltern und die Seelen früherer verschollener Kinder vor dem Ungeheuer retten.

Von außen könnte man „Coraline“ ja fast für einen Kinderfilm halten: Das arme, von ihren Eltern missverstanden Mädchen, das Zuflucht in einer fantastischen „anderen Welt“ findet. Und dann passiert es aber. Schleichend verwandelt sich die bunte „andere Welt“ in graues Entsetzen und die liebvolle „andere Mutter“ in ein verrücktes Spinnenwesen. Aus einem kindlichen Albtraum wird plötzlich erwachsener Horror.

Ich weiß, es gibt bösartigere, hinterhältigere, intelligenter Monster, hinter deren Tun immer eine ausgeklügelter Plan steht. Aber dennoch: Ich liebe die „andere Mutter“! Und zwar genau deswegen. Hier wird keine unglaublich komplizierte Geschichte erzählt. Wir wissen nicht, woher dieses Wesen kommt, wir kennen seinen Ursprung nicht. Auch weiß niemand, was sie dazu antreibt, die Seelen kleiner Kinder zu rauben. Sie tut es einfach – und das mit Knopfaugen. Gruselige Puppen und böse Spinnen: Eine Kombination die bei mir wunderbar funktioniert.

„Coraline“ ist bis heute einer der gruseligsten Filme, die ich kenne. Das ist vor allem der „anderen Mutter“ zu verdanken. Sie ist zwar nichts Besonderes unter den vielen Bösewichten und Monstern, die einem zur Verfügung stehen, wenn es heißt: „Schreibe über dein Lieblingsmonster!“ Aber der Übergang von der fast naiven Darstellung einer perfekten, puppenhaften Mutter zu einem schrecklichen, Seelen raubenden Spinnenwesen, lässt die Albträume meiner Kindheit wieder lebendig werden.

„Coraline“. Ein fantastischer, richtig gruseliger Film. Definitiv nichts für Kinder.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Sponsoren der Aktion Lieblingsmonster:


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