Wir schauen The Returned - 1. Staffel, Folge 7 & 8

16.10.2014 - 11:10 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
The Returned
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The Returned
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Gestern ging beim WDR die Ausstrahlung von The Returned zu Ende und auch wir wollen ein Fazit dieser ersten Staffel ziehen. Denn bei Mystery-Freunden könnte das Staffelfinale zu frustriertem Schulterzucken führen.

Gibt es zwei Arten von Wiedergekehrten? Besitzen die lebenden Toten telepathische Kräfte oder warum häufen sich die Visionen in unserer neuen französischen Lieblingsstadt? Eine umfangreiche Aufklärung können die Zuschauer von The Returned im Finale der ersten Staffel nicht erwarten und vielleicht ist das für viele Grund genug, die Serie abzuschreiben, sich ins Pub zu verziehen und eine Runde Shots hinunterzukippen. Wirklich befriedigt die letzte Episode Die Horde nämlich nicht. Das könnte auf Drehbuchmängel zurückgeführt werden, die Widersprüche mit Mysterien verwechseln, oder ein Serien-Konzept ohne klare innere Logik. Tatsächlich habe ich The Returned beim ersten Durchlauf primär als Mystery-Serie wahrgenommen und war von der letzten Episode massiv enttäuscht. Den Recaps sei Dank hat sich diese Einschätzung verschoben. Aber keine Angst: Am Ende dieses Textes wartet sogar eine kleine Erklärung dafür. Irgendjemand muss schließlich mit gutem Beispiel vorangehen.

The Returned S01E07 - Adèle

Bevor The Returned sein Staffelfinale erreicht, liefern die Macher mit Adèle eine der besten Folgen der Serie ab. Nach dem bisherigen Tiefpunkt Lucy besinnen sich Handlung und Inszenierung vermehrt aufs zwischenmenschliche Drama, was auch zu ein paar schaurigen Szenen führt, etwa die zwischen Victor und Chloe auf dem Trampolin. Zunächst haben wir es mit einem ungewöhnlich kurzen Prolog zu tun. Vor einem Jahr versuchte sich Adèle das Leben zu nehmen, aber zu sehen bekommen wir das Ereignis aus Sicht der kleinen Tochter: ein blutüberschmierter Arm im Bad, eine eilig geschlossene Tür. Adèles Verlobter Simon ist zu diesem Zeitpunkt schon neun Jahre tot, eine Zeitspanne, die ihr das Weiterleben offenbar nicht erleichtert hat. "Warum wolltest du sterben?", fragt Tochter Chloe sie ein Jahr später nach einer Vision auf dem Trampolin. Eine Antwort hören wir nicht. Ihr Vater Simon hingegen kann beim Gespräch mit dem Priester nicht recht fassen, dass er sich damals das Leben genommen haben soll. "Wir hatten alle Angst, du würdest so etwas tun", entgegnet ihm der Gottesmann, was an Thomas' Vorkehrungen zur Sicherheit Adèles erinnert. Wird diese sich für die Vergangenheit entscheiden oder die Zukunft, den Tod oder das Leben?

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Die Koretzkys folgten am Ende der letzten Episode ihrem Kind in den Tod, was nun zu Vorwürfen gegenüber Camille führt. Während also der zweite Geistliche der Serie, Pierre, die Helfende Hand als Arche hoch über einer vom Wasser verschluckten Stadt erträumt, brechen in der Gemeinschaft Querelen aus. Dabei findet ausgerechnet die Familie Séguret zwischen all dem Trubel endlich zusammen. In einer schwesterlichen Geste der Versöhnung überschminkt Léna die größer werdende Wunde im Gesicht der Schwester. Polizistin Laure entscheidet sich schließlich ebenfalls für Kind und Kegel, und versucht mit Victor und Julie aus der Stadt zu fliehen. Doch wie Serge und sein Bruder Toni, die im Wald Kreise drehen, landet ihr Auto immer wieder im selben Tunnel und auf der selben Staumauer. Niemand kann vor der Stadt und ihren Geheimnissen fliehen. Sodass The Returned nicht nur Lost ähnelt, sondern einer Gruppentherapiestunde, bei der jemand den Schlüssel weggeworfen hat.

Abgesehen von einer der ekligsten Szenen, die ich jemals in einer Serie gesehen habe (Simon verputzt wie einst Johan van der Smut  seine eigene Haut), arbeitet die Folge konsequent auf den Staffelklimax hin, ohne so zu wirken, als sei dies die einzige Aufgabe des Drehbuchs. Familien werden zusammengeführt, wichtige Fragen endlich gestellt, ein paar beantwortet (Frau Costa verhungerte bei der Überflutung der Stadt vor 35 Jahren) und genügend Mysterien aufgeworfen, um vier Staffeln zu versorgen. Denn nicht nur ist die Stadt von der Außenwelt abgeschirmt (konnten die Wissenschaftler einfach so entkommen?). Auch lernen wir, dass es andere Wiederkehrer gibt und zwar eine ganze Meute von ihnen, welche offenbar nicht bei der eigenen Verwandtschaft angeklopft hat. Das Medium Lucy ist ganz entzückt über den Besuch und heißt sie im Entertainment-Paradies Lake Pub willkommen. Der Tierwelt wird ihre Grillfreudigkeit allerdings nicht gefallen. Ist das Wild wegen ihnen in den See gestürzt?

Am beunruhigendsten in dieser Returned-Folge sind aber die kleinen, psychologisch aufgeladenen Momente. Wenn sich eine Mutter vor dem eigenen Kind für einen Suizidversuch rechtfertigen muss oder Julie zugibt, sie sei unfähig zu leben. Zu Beginn der Serie schien die Stadt geordnet, sauber, ein kleines Paradies in den Bergen. Doch von Anfang an, daran erinnert uns die Titelsequenz, existiert ein Gegenbild: Gräber neben einem verliebten Pärchen, ausgestopfte Tiere hinter einer agilen Katze, Kadaver unter der klaren Oberfläche eines Sees. Die auferstandenen Toten, für Pierre ein Anlass zur Vorfreude auf den Jüngsten Tag, kehren zu Tage, was verschüttet war. Deswegen ist Lucy solch eine verdammt irritierende Figur: sie ist als Zugezogene mit sich im Reinen.

Bild der Folge:

The Returned

Adèles Song - 2011:


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