Wir schauen Game of Thrones - Staffel 4, Folge 8

03.06.2014 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Oberyn sieht der Gefahr ins Auge.
HBO
Oberyn sieht der Gefahr ins Auge.
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Eine Dummheit stark’scher Proportionen begeht Oberyn Martell in der 8. Folge der 4. Staffel von Game of Thrones. Wer am Ende von The Mountain and the Viper nicht in ein irres Lachen ausbricht, liegt wahrscheinlich unter seinem Bett und heult.

Als stecke eine geschickte Strategie dahinter, führen die Game of Thrones -Autoren David Benioff und D.B. Weiss in The Mountain and the Viper einige ihrer weniger spannenden Handlungsstränge im Schatten der Szene fort, über die diese Woche jeder reden wird. Obwohl der Titel der 8. Folge der 4. Staffel einen längeren Ausflug nach King’s Landing verspricht, verbringen wir die meiste Zeit in Moat Cailin, Meereen und der Eyrie. Wer sich weder an der aufblühenden Romanze von Missandei und Grey Worm noch den Abenteuern von Ramsay und Reek erfreuen kann, wird dafür mit einem charakterpsychologischen Quantensprung Sansas, der schönsten Lache in Westeros und einigen Toneffekten entschädigt, die sich nie wieder aus den Gehörgängen kratzen lassen.

Was passiert: Gleich zu Beginn überwindet Game of Thrones den größen geografischen Abstand zweier Handlungsplätze in nur einem Schnitt. Erst sehen wir, wie Mole’s Town (warum eigentlich nicht Hamster’s oder Kitten’s Town?) von den Wildlings überfallen wird. Eine kleine Steadycam-Plansequenz führt uns zurück zu Gilly und ihrem Baby, die von der mordlüsternen Ygritte später verschont werden. Sam gibt (endlich) seine mangelnde Voraussicht zu, die Night’s Watch aber zittert in Erwartung der womöglich gigantischen Armee, die sich auf Castle Black zubewegt.

Ein Schnitt und wir finden uns in Meereen wieder, tauschen Schnee, Kälte und Rülpskonzerte gegen glitzerndes Nass, warmes Sonnenlicht und Brüste. Da Danys Untergebene nur in Gruppen baden gehen, sieht Grey Worm zufällig auch Missandei, die seine Blicke wie eine Nymphe anzieht. Wie es sich für eine dauerhaft im Hintergrund wohnhafte Figur gehört, rennt Missandei sogleich zu Daenerys, was beide zu Spekulationen über die körperlichen Gelüste der kastrierten Krieger anregt (“pillar and stones”). Missandei gesteht sich ihr Interesse vor dem Kriegswurm ein, aber so schön die junge Liebe auch ist, wirkt sie trotz ihres längeren Aufbaus wie ein zu simples (und leichtes) Gegengewicht der emotionaleren Trennung von Jorah und Daenerys, die später folgt. Diese wiederum basiert auf einer tschechow’schen Pistole von einer Information. Das Angebot der Begnadigung geht auf You Win or You Die, die 7. Folge der 1. Staffel, zurück. Nun holt es Jorah, wie zu erwarten war, wieder ein. Bemühte sich die letzte Folge Mockingbird so sehr darum, Jorahs Bedeutung für Daenerys zu betonen, verpufft die Wirkung dieser tragischen Verbannung trotzdem recht schnell. Vielleicht habe ich aber auch zu viele Jorah-Memes konsumiert. Mit seinen Effekten sowie deren Einbindung in die Szenerie (der davon reitende Jorah, hinter dem Meereen aufragt) machen die Produzenten in diesem wie auch anderen Erzählsträngen der Folge aus der Kinotauglichkeit ihrer teuren Serie keinen Hehl.

Denken wir etwa an den einsamen Hügel Moat Cailins, auf den Theon-Reek durch ein Niemandsland der Leichen zustapft. Oder die weite, kahle Landschaft des Nordens, deren Bedeutung Roose seinem nun anerkannten Sohn Ramsay Bolton, vormals Snow, verdeutlicht. Obwohl der seelische Widerstreit Theons, von Alfie Allen in der Begegnung mit dem Kommandanten berührend gespielt, seine Vorzüge hat, vermag die Ramsay-Geschichte bislang kaum zu fesseln. Ramsay ist zu einfach gestrickt, lässt sein Markenzeichen-Sadismus doch das Ende einer jeden Szene erahnen (in diesem Fall: das Schicksal der Soldaten von Moat Cailin). Abstumpfung ob der Gewalt ist in diesen Ansammlungen von Grausamkeiten für den Zuschauer an der Tagesordnung. Theon jedenfalls erweist sich für Ramsay sowohl nützlich als auch loyal. Seine Landsleute in Moat Cailin schickt er in den Tod, damit Ramsay den Stützpunkt an seinen Vater übergeben kann.

In der Eyrie wird Sansa Stark vor die hohen Herrschaften gerufen, um im Fall Lysa Arryn auszusagen. Das Naivchen verwandelt sich in einen dunklen Schwan, der Petyr ‘Littlefinger’ Baelish zwar aus der Patsche hilft, aber gleichermaßen seine Macht unter Beweis stellt. Littlefingers Plan hängt von ihr ab. Anstatt den leichten Ausweg zu wählen, präsentiert Sansa eine glaubwürdige Mischung aus Wahrheit (die Szene im Hof) und Lüge (der Selbstmord), erregt das Mitleid der Adligen und zeigt eine nicht zu verachtende Macht über Littlefinger (“I know what you want.”). Das Lächeln auf Sophie Turners Gesicht, als sie den vorher unscharf hinter ihr wabernden Mentor anblickt, ist nicht das eines Kindes, das sich Lob erhofft. Es ist das einer Verschwörerin, deren Plan aufgeht. Was wohl Arya dazu sagen würde? Die erhält mit dem Hound vor dem Tor zur Eyrie die Nachricht von Lysa Arryns Tod. Wer bezahlt dem mit einer chronischen Verletzung geschlagenen Hound nun das Lösegeld für die Reha? Arya hat für den im Endeffekt sinnlosen Ritt durch halb Westeros nur eine zynische Lachattacke übrig.

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