Wieso dürfen Kinder in Horrorfilmen mitspielen, die erst ab 18 freigegeben sind?

11.04.2017 - 11:30 Uhr
Friedhof der Kuscheltiere mit Miko HughesParamount
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Viele Horrorfilme sind wegen ihres Inhalts erst ab 18 Jahren freigegeben. Wie kann es da sein, dass häufig Kinder in ihnen mitspielen, die ihre eigenen Filme nicht sehen dürften?

Wer gerne Horrorfilme guckt, hat sich vielleicht schon einmal gefragt, wie es sein kann, dass minderjährige Kinder in ihnen mitspielen, wenn die Filme selbst erst ab 18 Jahren freigegeben sind. Wenn das Ansehen dieser Filme Kindern unter 18 von der FSK oder der MPAA nicht zugemutet werden kann, wieso dürfen sie sie dann am eigenen Leib erleben?

Nun, das liegt vor allem daran, dass der Dreh eines Filmes etwas ganz anderes ist, als das Endprodukt im Kino zu sehen. Wir haben einige Faktoren gesammelt, die es zu berücksichtigen gilt. Diese müssen natürlich nicht alle zusammen und bei jedem Horrorfilm-Dreh gleichermaßen zutreffen, vermitteln aber einen Eindruck, warum Kinderdarsteller in Horrorfilmen mitspielen können, die sie nicht sehen dürfen.

Gerade bei Horrorfilmen ist die Atmosphäre am Set eine ganz andere als die des fertigen Films. Hier kann eine gelöste, spaßige Stimmung herrschen, oder die Dreharbeiten sind einfach viel langweiliger als das Endprodukt. So berichtet Miko Hughes, der als Kind in Friedhof der Kuscheltiere und Freddy's New Nightmare mitspielte, bei Cosmopolitan :

Im Allgemeinen ist an einem Horrorfilm zu arbeiten nicht anders, als an jedem anderen Film zu arbeiten. Dreh die Kamera um und da stehen 20, 30 Leute herum, essen Doughnuts, rauchen zwischen den Takes, arbeiten, wie an jedem anderen Set.

Beim Dreh eines Horrorfilms mit seinen zahlreichen Wiederholungen der immer selben Szene sehen auch Schauspieler unter 18, dass das Blut nicht echt ist, Ermordete wieder aufstehen und für den nächsten Take abermals getötet werden, und dass Monster nicht wirklich Monster sind, sondern Menschen in Kostümen oder Spezialeffekt-Schöpfungen, wenn sie nicht ohnehin komplett aus dem Computer stammen und beim Dreh somit gänzlich fehlen.

Alex Vincent, der als Kinderdarsteller Chucky - Die Mörderpuppe drehte:

[...] Ich kannte den Unterschied zwischen echt und künstlich. [Chucky] war eine unglaublich coole, teure elektronische Puppe, aus der unten Drähte herausragten. Und es hinzukriegen, die Puppe echt oder lebendig aussehen zu lassen, bedeutete viele Takes. Viele der Szenen machten wir so 30, 40 Mal am Stück. Es gab keine Angst.

Christopher D. Ford, Autor des Horrorfilms Clown, auf Reddit :

Der gruseligste Moment für ein Kind bei unserem Film wäre, wenn es einen unserer 'Clowns' im kompletten Monster-Make-up trifft. Aber zwischen den Takes verhält er sich nicht gruselig. Er kniet sich mit den Kinder hin und redet mit ihnen darüber, wie cool es ist, dass wir einen Film drehen. Und die Kinder sind immer aufgeregt und wollen, dass ihr Part so großartig wie möglich ist.

Die Wirkung eines Horrorfilms entsteht zudem zusätzlich zu den nachträglich eingefügten Spezialeffekten durch den Schnitt und die Musik, welche beim Dreh ebenso wenig vorhanden sind. Noch einmal Christopher D. Ford:

[...] ein Horrorfilm ist nicht gruselig am Set. Überhaupt nicht. Im Film gibt es dunkle Schatten und gruselige Geräusche und atmosphärische Musik. Am Set gibt es einen Haufen Leute, die herumstehen und Witze reißen.

Schließlich kommt es auch vor, dass Kinder-Schauspieler nur Szenen filmen, in denen ihre Reaktion auf im Film grauenvolle Ereignisse zu sehen ist, und sie beim Filmen der Szenen, auf die sie scheinbar reagieren, gar nicht anwesend sind. Danny Lloyd, der als Kind in Shining zu sehen war, gegenüber der Sun :

Als wir den Film gemacht haben, wurde mir nicht gesagt, dass es ein Gruselfilm ist, und er wurde nicht in der richtigen Reihenfolge gedreht, also war es sowieso schwierig, die Geschichte herauszufinden - besonders für einen Fünfjährigen. [...]

Es gibt also viele Gründe, die dafür sorgen, dass ein Kind beim Dreh eines später ab 18 freigegebenen Horrorfilms einen ganz anderen Eindruck vom Geschehen hat, als wenn es den gleichen Film einfach nur im Kino oder im Fernsehen anschauen würde.

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