Wie uns Sex and the City auch heute noch beeinflusst

06.06.2018 - 10:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Sex and the CityHBO
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Heute vor 20 Jahren lief die erste Folge der HBO-Serie Sex and the City im US-Fernsehen. Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass, einen Blick aus der heutigen Sicht auf die wegbereitende Serie zu werfen.

Als am 06.06.1998 die erste Episode von Sex and the City auf HBO über die US-amerikanischen Bildschirme flackerte, ahnte noch niemand, welchen Einfluss die Serie auf die Zukunft der Entertainmentbranche haben würde. Carrie Bradshaw, Samantha Jones, Charlotte York und Miranda Hobbes suchten in sechs Staffeln und zwei Kinofilmen nach sich selbst und der großen Liebe in New York City. Sex and the City war damals ein Wegbereiter, ohne die es Serien wie Girls oder Broad City nie in der Form gegeben hätte. Wir schauten die Serie, die ganze 54 Mal für den Emmy nominiert wurde, damals noch in einem ganz anderen Umfeld. Wir setzen uns aus heutiger Sicht mit Sex and the City auseinander und erforschen, warum die Serie gleichermaßen avantgardistisch und altmodisch ist.

Vier weiße, privilegierte Frauen verlieben sich in New York City

Im Jahr 2018 wird immer öfter versucht, die Castmitglieder von Serien möglichst vielfältig und authentisch zu besetzen. Das wichtige Thema Diversität wird bei den meisten Sendern ernster genommen als noch vor ein paar Jahren. So wurden das Charmed-Reboot kurzerhand mit drei Latinas besetzt, während im Original drei bzw. vier weiße Frauen vor der Kamera standen. Leider sorgt das auch 2018 noch bei so manchen für Empörung. Im Jahr 1998 hingegen sind die vier Hauptdarstellerinnen von Sex and the City weiß, privilegiert und heterosexuell (bloß in einer kurzen Storyline entdeckt Samantha ihre homosexuelle Seite).

Sex and the City

Carrie (Sarah Jessica Parker) schreibt eine wöchentliche Kolumne für den New York Star, lebt zwischen Jimmy Choos und Manolo Blahniks in einem Apartment an der Upper East Side und shoppt ihren einzigartigen Modestil in exklusiven Geschäften. Charlotte (Kristin Davis) kommt aus privilegiertem Hause, war im College immer eine Musterstudentin und arbeitet in einer Kunstgalerie. Samantha (Kim Cattrall) ist eine unabhängige PR-Managerin, die mit ihren prominenten Klienten keineswegs am Hungertuch nagt. Miranda (Cynthia Nixon) absolvierte ihr Studium an der renommierten Harvard-Universität und hat als Anwältin ganz große Fische an der Angel.

Aus heutiger Sicht ist einer der größten Kritikpunkte der Show, dass People of Color in Sex and the City gnadenlos unterrepräsentiert sind. Die wenigen, die in der Serie Platz hatten, wurden selten wirklich positiv dargestellt. Die Latina, die Samantha datet, bekommt recht schnell einen Korb und Blair Underwoods Auftritt in der letzten Staffel dient nur dazu, dass Miranda merkt, wie sehr sie doch zu Steve gehört. Auch in anderen Serien aus der Zeit ist deutlich zu spüren, das die 1990er Jahre noch nicht reif waren für die heute endlich lautstark geforderte Diversität. Die meisten Sender hatten das Gefühl, dass das Publikum nicht bereit ist für schwarze Hauptfiguren, obwohl Serien wie Prinz von Bel-Air erfolgreiche Gegenbeispiele lieferten.

"Women are for friendship, men are for fucking"

Was Frauen und ihr Verhältnis zu Männern angeht, hat Sex and the City nicht nur die zukünftige Serienwelt, sondern auch das Bild der Frau im Allgemeinen geprägt. "Ich bin nicht die Sorte Frau, die den ganzen Tag zuhause sitzt und auf einen Mann wartet", lässt Samantha verlauten. Wenn uns Sex and the City eines gelehrt hat, dann, dass Frauen ebenfalls Männer-Klischees bedienen können, weshalb der Serie "Reverse Sexism" vorgeworfen wurde. Tatsächlich traute sich Sex and the City aber, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten und ein sexistisches Frauenbild mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Dadurch definierte Sex and the City das Bild der Single-Frau neu und wandelte die Ansicht über vorehelichen Sex in den 90er Jahren. Sex gehört in den Alltag der Sex and the City-Frauen, genau wie Shopping und Restaurantbesuche, und macht Spaß.

Sex and the City

Viele der sexuellen Begegnungen der vier Freundinnen endeten eben nicht in einer Heirat oder langlebigen Beziehungen. Damit war Sex and the City Wegbereiter für aufgeschlosseneren Umgang mit weiblicher Sexualität. Die Serie vermittelte eine revolutionäre Botschaft, die kommende Generationen beeinflusste. Ohne Carrie Bradshaw wäre es beispielsweise einer Lena Dunham viel schwerer gelungen, ihre selbst kreierte Serie Girls, in der sie auch die Hauptrolle spielte, auf die Beine zu stellen. Serien wie Broad City, The Bold Type und Insecure schließen sich dem an und wurden ebenfalls von Sex and the City beeinflusst.

Ohne Sex and the City keine Cosmopolitans und Cupcakes

Neben diesem offensichtlichen Einfluss hat uns Sex and the City noch vieles mehr gebracht, auf das wir heute zurückblicken können. Auch wenn es wenige Storylines rund um das Thema Homosexualität in Sex and the City gab, brachte die Serie hinsichtlich der LGBT-Community einiges ins Rollen. Dabei geht die Serie sogar Will & Grace voraus und zeigte uns mit Stanford (Willie Garson) und Anthony (Mario Cantone) zwei schwule BFFs, die für Carrie und Charlotte jederzeit da waren und dabei so einige Beziehungen und Ehen überdauerten. Während der Ausstrahlung von Sex and the City verließ außerdem Hauptdarstellerin Cynthia Nixon ihren Mann und outete sich als homosexuell, ganz zu schweigen davon, dass der Schöpfer von Sex and the City ebenfalls der LGBT-Community angehört.

Sex and the City

Nicht zu vernachlässigen sind natürlich auch die vielen Kleinigkeiten, die Sex and the City uns bis heute vermittelt hat. Der Cosmopolitan wurde zum Trendgetränk, die Einnahmen der Magnolia Bakery gingen durch die Decke, nachdem Carrie und Miranda in der Serie einen Cupcake der Bäckerei verzehrt haben. Mit ihrem Fashionbewusstsein und ihrer Leidenschaft für Jimmy Choos und Manolo Blahniks prägte Sarah Jessica Parker gleich mehrere Modegenerationen. Bis heute laufen Frauen mit Namensketten herum und machen in Zeitschriften Persönlichkeitstests, ob sie eher eine Carrie, eine Samantha, eine Miranda oder eine Charlotte sind.

Klar steht außer Frage, dass Sex and the City nach 20 Jahren mit allen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüchen eine ganz andere Serie wäre. Dennoch ist die Liste der positiven Dinge, die Sex and the City uns mit auf den Weg gegeben hat, unendlich lang. Deshalb heben wir zum 20-jährigen Jubiläum unseren Cosmo und trinken auf eine Serie, von der man sicher noch in Jahrzehnten sprechen wird.

Alle Staffeln von Sex and the City sind derzeit noch bis zum 31.12.2020 bei Sky Ticket  verfügbar.

Wie hat euch Sex and the City beeinflusst?

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