Wie aus dem größten Star Wars-Flop eine riesige Fan-Bewegung entstand

24.05.2021 - 10:00 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Solo: A Star Wars Story
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Solo: A Star Wars Story
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Solo: A Star Wars Story ist als erster Flop in die Star Wars-Geschichte eingegangen. Seit drei Jahren kämpfen die Fans um eine Fortsetzung des Han Solo-Spin-offs - und sind dabei eine Inspiration für das gesamte Fandom.

Kein Film spaltete die Star Wars-Fans in den vergangenen Jahren so sehr wie Star Wars 8: Die letzten Jedi. Im Dezember 2017 kam das zweite Kapitel der neuen Trilogie in die Kinos und erfuhr neben sehr viel Liebe auch viel Hass. Der Unmut gegen die Sternensaga hielt bei vielen Fans monatelang an - so lange, dass sie den nachfolgenden Star Wars-Film gar nicht wahrgenommen haben, obwohl sie ihn geliebt hätten.

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Nur fünf Monate nach Die letzten Jedi sollte Solo: A Star Wars Story erneut in die weit entfernte Galaxis entführen. Doch nicht einmal ein Drittel der Zuschauer:innen des vorherigen Films löste eine Karte. Es ist der erste und bis heute einzige Star Wars-Film, der an den Kinokassen gefloppt ist.

Der größte Star Wars-Flop als friedlicher Rückzugsort

Aus der bitteren Niederlage von Solo: A Star Wars Story ist eine erstaunliche Fan-Bewegung entstanden. Unter dem Hashtag #MakeSolo2Happen  sammeln sich Fans des Films, teilen ihre Begeisterung und hoffen auf eine Fortsetzung. Von all den toxischen Einschlägen, die den Star Wars-Diskurs nicht selten begleiteten, ist dort wenig zu entdecken. Es ist ein friedlicher Rückzugsort.

Hier könnt ihr den Trailer zu Solo: A Star Wars Story schauen:

Solo: A Star Wars Story - Trailer (Deutsch) HD
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Ins Leben gerufen wurde der Hashtag von John Hoey, Autor bei der Fanseite Star Wars News Net  und Moderator bei dem dazugehörigen Podcast The Resistance Broadcast . Als großer Fan von Solo: A Star Wars Story habe ich ihn per E-Mail kontaktiert, um mehr über die Hintergründe von #MakeSolo2Happen zu erfahren.

Eine Bewegung oder Kampagne hatte Hoey nie im Sinn, wie in seiner Antwort erklärt.

Ich liebe Solo seit dem ersten Tag. [...] Ich dachte, es wäre lustig, wenn wir ein T-Shirt mit der Aufschrift 'Make Solo 2 Happen' drucken. Ich wollte damit meine Zuneigung zu dem Film zeigen und signalisieren, dass ich gerne eine Fortsetzung sehen würde. Ich habe die Idee meinen Co-Hosts, James Baney und Lacey Gilleran, vorgestellt und wir haben das T-Shirt gedruckt.

#MakeSolo2Happen erobert Star Wars-Twitter

John Hoey und sein Podcast-Team waren nicht allein: Aus seiner kleinen, unscheinbaren Geste hat sich eine wachsende Gemeinschaft geformt, die beständig den Hashtag mit neuen Liebeserklärungen füttert und sich einmal im Jahr zum sogenannten #MakeSolo2Happen-Tag auf Twitter zusammenfindet. In den letzten zwei Jahren war das Event weltweit im Trend-Bereich vertreten.

"Für etwas, das so so nischig und organisch ist, war das etwas ganz Besonderes", erzählt Hoey. Der Hashtag hat sich nicht nur auf Twitter verbreitet, sondern ebenfalls die Schallmauer des Internets durchbrochen. Menschen rund um die Welt tragen #MakeSolo2Happen-Pullis und T-Shirts. Auch zu Lucasfilm ist das Verlangen nach weiteren Abenteuern rund um den jungen Han Solo vorgedrungen.

Michelle Rejwan, Senior Vice President of Live Action Development and Production, hat unser Shirt gewürdigt und mit uns letztes Jahr darüber gesprochen. Jetzt geht es darum, die Menschen zu überzeugen, die überzeugt werden müssen, um die Sache ins Rollen zu bringen. [Alden] Ehrenreich hat bereits gesagt, dass er definitiv als Han Solo zurückkehren würde.
Alden Ehrenreich als Han Solo in Solo: A Star Wars Story

Inzwischen existiert eine bemerkenswerte Liste mit Menschen aus dem Solo-Kreis, die auf die Fan-Bewegung eingegangen sind.

  • Regisseur Ron Howard
  • Drehbuchautor Jon Kasdan
  • Komponist John Powell
  • Chewbacca-Darsteller Joonas Suotamo
  • Enfys Nest-Darstellerin Erin Kellyman
  • Darth Maul-Darsteller Ray Park
  • ILM Head Rob Bredow
  • Puppeteer Brian Herring
  • Creature Performer Nick Kellington
  • Sound Editor Matthew Wood

Wenn Hoey nach dem bisher größten Erfolg von #MakeSolo2Happen gefragt wird, nennt er zuerst aber etwas anderes. Seiner Meinung nach ist das Schönste der Bewegung, wie sie "Star Wars-Fans in einer Zeit vereint, in der das sehr schwer ist."

Ein übergangener Star Wars-Film zum Entdecken

Natürlich ist nicht jeder Star Wars-Fan automatisch ein Solo-Fan, aber "die Bewegung hat einen sehr positiven und gemeinschaftlichen Charakter angenommen, der mehr und mehr wächst und dafür sorgt, dass Menschen den Film neu oder überhaupt zum ersten Mal entdecken". Das (neu) Entdecken ist ein wichtiges Schlüsselwort: Aus dem beim Kinostart übergangenen Star Wars-Film wird bei vielen Fans ein heimlicher Liebling.

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Solo: A Star Wars Story ist ein aufregender Space-Western voller abenteuerlicher Schauplätze, unerwarteter Wendungen und einem fantastischen Ensemble, dem das Timing seiner Veröffentlichung zum Verhängnis wurde. Sein Scheitern wirkt geradezu tragisch, doch jetzt findet Solo: A Star Wars Story langsam seinen Weg zurück ins Rampenlicht.

Mit der im Dezember angekündigten Serie über Lando Calrissian nähert sich Lucasfilm dem Solo-Kosmos wieder an. Bei Streaming-Diensten wird Erfolg anders gemessen als im Kino. Auch wenn seine Rückkehr noch nicht bestätigt ist, gehört die Besetzung von Donald Glover als junger Lando Calrissian in Solo: A Star Wars Story zu den meist gelobten Star Wars-Castings überhaupt.

Donald Glover als Lando Calrissian in Solo: A Star Wars Story

Für Hoey ist die Lando-Serie kein durchschlagender Erfolg. "Viele Menschen nutzen #MakeSolo2Happen, um sich mehr Geschichten von anderen Figuren [aus dem Film] zu wünschen, aber für mich geht es immer um Han und Chewie." Dennoch ist er begeistert davon, wie viele der Solo-Figuren bei den Fans Anklang finden. Es stärkt die Hoffnung auf eine Fortsetzung, die "offensichtlich am Ende des ersten Films vorbereitet wurde".

Die Weichen für die Solo-Fortsetzung wurden längst gestellt

Doch wie sieht diese Fortsetzung im besten Fall aus? Ursprünglich hatte Hoey auf einen Film im Kino gehofft. Der rasante Aufstieg von Disney+ hat jedoch einiges verändert.

Eine Serie, die sich um die Abenteuer von Han und Chewie dreht, während sie für Jabba the Hutt arbeiten und versuchen, dem Ärger zu entkommen, in den sie sich hineingeritten haben, wäre definitiv großartig. Das bestmögliche Ergebnis der [#MakeSolo2Happen-Bewegung] wäre, dass Disney und Lucasfilm erkennen, wie viele Fans Solo lieben, und einer Serie grünes Licht geben.

Abwegig sind Hoeys Wünsche keineswegs. Abseits der Teaser, die Solo: A Star Wars Story selbst liefert, ist Lucasfilm sehr daran interessiert, die einzelnen Star Wars-Projekte noch intensiver miteinander zu verknüpfen. Mit dem Twist rund um Emilia Clarkes Qi'ra und der Enthüllung von Darth Maul als Anführer des Verbrechersyndikats Crimson Dawn war Solo: A Star Wars Story gewissermaßen seiner Zeit voraus.

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Wer sich nicht von seinem Trotz, seiner Abneigung oder einer allgemeinen Star Wars-Müdigkeit hat blenden lassen hat, dem wurde mit Solo: A Star Wars Story ein absoluter Leckerbissen voller mythologischer Querverweise vorgesetzt, die unermüdlich das Verlangen nach mehr befeuern. Schnell wird aus diesem Verlangen etwas Anmaßendes und Fans wägen sich im Irrtum, ihnen würde etwas zustehen.

Wie gelingt es der #MakeSolo2Happen-Bewegung, ihre Positivität zu bewahren?

#MakeSolo2Happen als Vorbild und Inspiration

Viel zu oft haben wir in der Vergangenheit gesehen, dass Fan-Kampagnen wie #ReleaseTheSnyderCut  unangenehme Untergruppen hervorgebracht haben, die Menschen beleidigen und bedrohen - und alles in den Schatten stellen, was eigentlich aus einer nicht feindseligen Fan-Liebe heraus geboren wird.

#MakeSolo2Happen stellt im aktuellen Klima von aufgeheizten Fandoms eine Ausnahme dar, wie Slashfilm-Chefredakteur Peter Sciretta auf Twitter anmerkt.

Die #MakeSolo2Happen-Fangruppe ist voller Positivität. Ich habe getwittert, dass eine Solo-Fortsetzung unwahrscheinlich ist und bin nicht von Mobs angegriffen wurde, die mich beleidigt haben. Im Star Wars-Fandom existieren zwar toxische Ecken existieren. Die Menschen dieser Bewegung sind, was ich am Star Wars-Fandom liebe.
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Eine Frage drängt sich auf: Was ist, wenn #MakeSolo2Happen schlicht noch nicht die Größe vergleichbarer Hashtags auf Twitter erreicht hat? Sind toxische Ausreißer ab einem gewissen Punkt unvermeidlich? Hoey blickt der Zukunft zuversichtlich entgegen. Wenn heute, am 24. Mai 2021, zum dritten Mal der #MakeSolo2Happen-Tag gefeiert wird, appelliert er an eine Selbstverständlichkeit, die im Internet rar geworden ist.

Wie bei allem im Leben geht es darum, wie man sich selbst verhält. Egal, welche Energie man in die Galaxis trägt, man bekommt sie von anderen zurück.

Seinen Podcast The Resistance Broadcast versteht Hoey als einen Ort der Offenheit. "Wir verfolgen schon immer die Einstellung, dass jeder das lieben kann, was er liebt." Auch bei #MakeSolo2Happen steht der respektvolle Umgang miteinander an erster Stelle. Natürlich kann Hoey den Hashtag nicht kontrollieren. Dafür geht er als gutes Vorbild voran - ein Vorbild, von dem viele andere Teile des Fandoms lernen können.

Podcast: Alle neue Star Wars-Serien im Überblick

Das Star Wars-Universum wird auf Disney+ aufgebaut. Zahlreiche neue Projekte erwarten uns in den nächsten Jahren. Im dieser Ausgabe des Moviepilot-Podcasts Streamgestöber haben wir die einzelnen Serien für euch aufgeschlüsselt.

Von The Book of Boba Fett über die Rückkehr von Obi-Wan Kenobi bis hin zur mysteriösen Unternehmung The Acolyte: Hier erfahrt ihr die wichtigsten Infos zu den kommenden Star Wars-Serien auf Disney+.

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Würdet ihr gerne eine Fortsetzung zu Solo: A Star Wars Story sehen?

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