In den letzten Teilen dieser Vampirreihe haben wir uns hauptsächlich mit Klassikern des Genres auseinander gesetzt. Der expressionistische Horrorfilm Nosferatu, eine Symphonie des Grauens oder auch Dracula mit Bela Lugosi erzählen traditionell reine Vampirgeschichten, die Leben und Schrecken des Blutsaugers in den Mittelpunkt des Geschehens rücken. Doch seit dem ersten Vampirfilm-Boom in den Siebziger Jahren und später auch in den Neunzigern entwickelte sich eine gänzlich andere Tendenz. Der klassische, reine Vampirfilm starb nach und nach immer mehr aus und machte Platz für die Experimentierfreudigkeit der Studios. Die neue Generation der Vampirfilme war oftmals eine wilde Mixtur aus allerlei Genres und degradierte das ursprüngliche Thema nicht selten zum bloßen Motiv. Die Liste dieser Genre-Mash-Ups ist endlos und reicht von Vampirwestern (Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis) und Vampirkomödien (Mel Brooks’ Dracula – Tot aber glücklich) über Science Fiction (Angriff der Weltraumvampire) und Kinderfilme (Der kleine Vampir) mit Blutsaugern als Protagonisten. Kurzum: Der Vampir ist nahezu überall und deckt die unterschiedlichsten Interessen und Identifikationsbedürfnisse ab, so dass jeder den für ihn passenden Blutsauger serviert bekommt. Drei unterschiedliche Herangehensweisen werden wir im Folgenden etwas genauer betrachten.
Mit dicker Wumme und coolen Sprüchen
Die Degradierung des Vampirs von der Hauptfigur eines Films zur simplen Nebenrolle oder Blut saugenden Antagonisten ist eine typische Entwicklung der letzten Jahrzehnte. So ist es nun oft die Zunft der Vampirkiller, die im Mittelpunkt des Geschehens steht. Diese Jäger sind die Helden der Geschichte und eignen sich so oftmals auch besser als eine Identifikationsfigur für den mitfiebernden Zuschauer, der die beißende Bedrohung nur allzu gerne mit einem Holzpflock durchbohrt sieht. Beispiele hierfür gibt es unzählige, angefangen von überstilisierten Mysteryfilmen a la Van Helsing, blutrünstigen Horrorfilmen wie 30 Days of Night oder Action geladenen Comicverfilmungen wie Blade. Letzteres liefert uns mit dem gleichnamigen Protagonisten eine Figur, die die dem Vampirmotiv innewohnende Ambivalenz noch auf die Spitze treibt. Denn Blade (Wesley Snipes) ist, nachdem seine Mutter in der Schwangerschaft von einem Blutsauger gebissen wurde, in der Logik des Films bzw. des Comics halb Mensch und halb Vampir. Ausgestattet mit einer menschlichen Seele und den übernatürlichen Kräften eines Vampirs begibt er sich aus Rache für den Tod seiner Mutter in den Kampf gegen die nimmersatten Nachtgestalten. Blade vereint damit das Interesse am Heldentum des erfolgreichen Jägers mit dem vom Vampir ausgehenden Faszination in einer Person.
Letztendlich kann das Grundthema des Vampirismus jedoch bei vielen solcher Filme durch eine andere gesellschaftliche Bedrohung ersetzt werden. Denn aufgrund von feinst choreografierte Kampfszenen und Verfolgungsjagden, die Darstellung von expliziter Gewalt unterlegt mit einem eingängigen Soundtrack und coolen Dialogen gerät das Vampirmotiv oft in den Hintergrund. Ähnlich verhält es sich auch beim Genre-Crossover From Dusk Till Dawn, das Vampire erst in der zweiten Hälfte des Krimi-Splatter-Films zum Thema macht.