Viele Protagonisten und wenig Protest

26.04.2011 - 08:50 Uhr
Tatort - Grabenkämpfe
SWR
Tatort - Grabenkämpfe
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Im gestrigen Tatort mussten sich Lannert und Bootz wie immer mit etlichen Verdächtigen rumschlagen, bis sie den Mord erfolgreich aufdecken konnten. Der Versuch die Geschichte rund um Stuttgart 21 zu stricken und das Thema damit aktuell und brisant zu halten, scheiterte dabei kläglich.

Der mittlerweile achte Fall des Kommissarsduo Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) führte die beiden Ermittler ins Stuttgarter Kulturleben. Der Tatort: Grabenkämpfe bot zwar einen soliden Fall, aber kaum Überraschungen und wenig Spannung.

Ein Sack voll Protagonisten
Stefan Aldinger, der Geschäftsführer eines Stuttgarter Kulturareals wird nach einem Konzert tot aufgefunden und sogleich stehen die Verdächtigen Schlange: die eifersüchtige Witwe und Kickboxerin Elena, die ihrem Ehemann gegenüber schon früher gewalttätig wurde, Baulöwe Walter Rühle, der auf dem Veranstaltungsgelände den Bau eines hochwertigen Wohnprojekts plante und Geschäftspartner Timo Holzmann, der im Gegensatz zu Aldinger nicht bereit war das Gelände aufzugeben. Und als ob das noch nicht genug wären, gesellten sich bald noch Bootz’ alter Schulkamerad und Anwalt von Rühle, Clemens Doll und der schwule Kunsthistoriker und Yoga-Lehrer Julian Siebert zum Kreis der potentiellen Täter.

Während sich die Kommissare Lannert und Bootz mäßig souverän durch die vielen Verdächtigen kämpften, lieferten etliche Nebenstränge die notwendige Unterhaltung. So versüßte zum Beispiel der verstoßene Sohn, der letztendlich doch zu seinem Vater findet, die 90minütige Suche nach dem Mörder. Während Jasmin Gerat als eifersüchtige Witwe zu überzeugen vermochte und auch das schwäbelnde Duo des Investors Rühle und seines Anwalts Doll glaubwürdig daher kamen, war die Riege der anderen Nebendarsteller wie üblich durchwachsen. Das Drehbuch vermochte weder zu beeindrucken noch zu enttäuschen und nur die Auflösung kam etwas uninspiriert daher, als sich Witwe und schwuler Liebhaber des Toten auf dem Polizeirevier gegenüber standen und er im Streit mit laufendem Aufnahmegerät den Mord gestand.

Protestloser Städtebau
Mit dem städtebaulichen Thema versuchte der Stuttgarter Tatort: Grabenkämpfe die aufgeladene Stimmung im Zusammenhang mit Stuttgart 21 aufzugreifen und die Hintergründe umso brisanter wirken zu lassen. Ein halbes Jahr nach den großen Demonstrationen gegen das Bauvorhaben kommt der Tatort einerseits zu spät und zeigt auch mit seiner friedlichen Auseinandersetzung wenig Parallelen zum realen Thema. Umso enttäuschender, dass sich dann noch Eifersucht als Mordmotiv herausstellt.

Ein Tatort wie er im Buche steht: Viele Verdächtige, der Mörder trotz allem keine große Überraschung und am Ende wurde weder mitgefiebert noch mitgelitten, sondern nur einigermaßen zufriedengestellt auf den Aus-Knopf der Fernbedienung gedrückt.

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