Unsere Mütter, unsere Väter & unsere Lolas

24.03.2013 - 14:02 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Ryan zählt sein Geld. Ob bald eine deutsch-chinesische Ko-Produktion ansteht?
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Ryan zählt sein Geld. Ob bald eine deutsch-chinesische Ko-Produktion ansteht?
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Es war eine aufsehenerregende Woche, die einmal mehr bewies, dass der deutsche Film in vollem Saft steht. Zumindest wenn so wenig Deutsche wie möglich beteiligt sind.

Mitte der Woche hielt die Welt den Atem an. Da kamen unglaubliche Sätze ans Tageslicht, die unsere Vorstellung von Film als Medium auf den Kopf stellten. Aus Versehen veröffentlichte das Michigan Film Office nämlich die Plot Synopsis von Transformers 4: Ära des Untergangs und alle Beobachter fragten sich: Würde Michael Bay tatsächlich ernst machen? Würde Mr. Baysplosions seinen neuen Roboterexzess nach menschlich nachvollziehbaren Kriterien strukturieren und eine… Geschichte erzählen? Glücklicherweise meldete sich Paramount einen Tag später zu Wort und dementierte die Nachricht. Die Synopsis sei ungenau verlautbarte das Studio. Es gibt nämlich gar keinen Inhalt in Transformers 4, schließlich will sich das Franchise trotz der neuen Hauptdarsteller treu bleiben.

Mit Inhalt ging die deutsche Miniseriensensation Unsere Mütter, unsere Väter hausieren und ein Großteil des Feuilletons legte sich der Produktion über fünf arme junge Menschen, die von den bösen Nazis in die Gewalt getrieben werden, zu Füßen. Der internationale Titel lautet übrigens Generation War, wobei Generation Opfer sicherlich treffender gewesen wäre. Da auch die schablonenhaft gezeichneten Täter nicht zu kurz kommen dürfen, können wir uns sicher bald auf den Spin-off Unsere Stiefonkel und -tanten, die wir nie zu unseren Partys einladen, weil sie komisch sind freuen, bevor Nico Hoffmans DDR-Abrechnung Unsere Ossi-Cousins, unsere Ossi-Cousinen den Äther erobert. Wo 14 Millionen Euronen für die filmischen Blümchen zum Muttertag herkommen, gibt es bestimmt noch mehr zu holen.

Wenn Unsere Mütter, Unsere Väter rechtzeitig im Kino gelaufen wäre, dann würden wir ihn ganz sicher unter den Nominierten für den deutschen Filmpreis 2013 finden, die am Freitag bekanntgegeben wurden. Aus Ermangelung einer durchgängig deutschen Geldverbrennungsaktion wie John Rabe entdeckte die Filmakademie jedoch ihr Herz für Cloud Atlas – Alles ist verbunden. Gleich für acht Lolas wurde das Werk von Andy Wachowski, Lana Wachowski und Tom Tykwer nominiert, darunter Beste Regie und Bester Film. Trotzdem zeigten sich viele Beobachter enttäuscht, dass Katy Karrenbauer in der Rolle der Axwoman als Vertreterin der starken schauspielerischen und vor allem deutschen Präsenz in Cloud Atlas nicht einmal mit einer Nominierung gewürdigt wurde.

Wie so oft beim Deutschen Filmpreis wurde das wahre Qualitätskino von dem auf Prestige, Glamour und Tom Hanks’scher Sprachfehler fixierte Gremium ignoriert. Denn die große deutsch-amerikanische Koproduktion, die die dunkle Geschichte unserer heimischen Wälder erforschte (und nichts ist deutscher als eine Ansammlung von Bäumen!), die also in die tiefsten Tiefen der teutonischen Seele blickte und vom Publikum weltweit mit offenen Armen und Äxten empfangen wurde, die ging bei den Nominierungen leer aus: Hänsel & Gretel: Hexenjäger. Vielleicht bedarf der Film ob seines internationalen Erfolges aber auch keines goldenen Trostpflasters.

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