UN-Report über Cyber-Gewalt offenbar eine einzige Katastrophe

08.10.2015 - 14:00 Uhr
Cyber-Gewalt gegen Frauen und Mädchen: Ein weltweiter Weckruf
Polygon/UN
Cyber-Gewalt gegen Frauen und Mädchen: Ein weltweiter Weckruf
0
0
Was eine sehr gute Sache hätte werden können, wurde leider zu einem Reinfall: In den Cyberviolence-Report der Vereinten Nationen haben sich jede Menge Fehler eingeschlichen, weswegen er scharf kritisiert wird. Die UN entschuldigt sich jetzt.

Die Broadband Commission Working Group on Gender wurde von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um sich mit der Problematik von Online-Belästigung und Cybergewalt auseinanderzusetzen und ein größeres Bewusstsein für diese Thematik zu schaffen (wir berichteten ). Dafür wurde eigens ein 48-seitiger Report veröffentlicht, der als internationaler Weckruf fungieren sollte. Das ist leider gehörig nach hinten losgegangen, denn der Report mit dem Titel "Cyber-Gewalt gegen Frauen und Mädchen" strotzt nur so vor Fehlern sowie falschen Zitationen und stellt außerdem mithilfe eines mehr als fragwürdigen Zitates eine Verbindung zwischen Videospielen und realer Gewalt her.

Mehr: Was hat sich in einem Jahr GamerGate verändert? 

Darum wurde der Report sofort nach seiner Veröffentlichung scharf kritisiert und mittlerweile wieder offline genommen . Stattdessen gibt es jetzt nur noch einige der "Highlights"  auf der Website der Broadband Commission. Der Report muss extrem schnell und wenig sorgfältig zusammengeschustert worden sein. Sonst ist es einfach nicht zu erklären, dass zum Beispiel einige der Fußnoten völlig leer geblieben sind, die eigentlich auf Quellen verweisen sollten. Oder dass sich dort Definitionen ohne Quellenangaben finden. Eine Fußnote gibt als Quelle sogar die System-Festplatte des Urhebers an.

Der Report weist allgemein große Schwierigkeiten mit der genauen Definition von Cyber-Gewalt auf. Obendrein wird darin auch noch ein Artikel  aus dem Jahre 2000 zitiert, der mehr als nur fragwürdig daherkommt und eine glasklare Verbindung zwischen Videospielen im Allgemeinen (bzw. Nintendo-Spielen im Speziellen) und realer Gewalt sieht. Demnach sei es klar ersichtlich, dass das Spielen von Videospielen Menschen in willenlose Killer verwandelt und deswegen dringend verboten werden muss.

Der Report wird jetzt überarbeitet und soll dann bald in einer korrigierten Fassung online verfügbar sein. In einem Interview mit Motherboard  entschuldigt sich die für die Korrektur-Fassung verantwortliche Sarah Parkes:

Ich denke, es ist einfach ein Produkt des fürchterlichen Gerangels um den Veröffentlichungs-Termin. Es war eine sehr geschäftige Periode für die UN. Wir entschuldigen uns sehr für die Fehler und ich hoffe, wir werden in der Lage sein, sie zu berichtigen. Unsere Priorität ist, das in einem 100 Prozent korrekten Zustand wieder verfügbar zu machen.

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News