True Detective - Die 3. Staffel wird genauso fantastisch wie die 2.

05.06.2018 - 10:25 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
True Detective, Staffel 2HBO
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True Detective Staffel 3 soll wieder mehr in Richtung Staffel 1 gehen. Ich freue mich sehr darauf, aber aus anderen Gründen. Vielmehr wird die 3. Staffel sicherlich wieder genauso fantastisch wie Staffel 2.

In einem kürzlich erschienenen Artikel berichteten wir, dass sich True Detective in der kommenden, 3. Staffel wieder etwas mehr in Richtung Staffel 1 bewegen soll. Dies erzählte Schauspieler Jon Tenney, der neben bestätigten Namen wie Mahershala Ali, Carmen Ejogo und Stephen Dorff zum Cast von Staffel 3 gehört. Bei all denjenigen, die der 2. Staffel der HBO-Serie wenig bis gar nichts abgewinnen konnten und damit zur Mehrheit zählen, dürfte diese Meldung für Erleichterung sorgen. Auch ich freue mich schon jetzt sehr auf die 3. Staffel, allerdings nicht aufgrund dieser Meldung. Vielmehr schätze ich die von Showrunner und Autor Nic Pizzolatto geschaffene Serie für ihr aufregendes Anthologie-Format, durch das True Detective bisher über 2 Staffeln hinweg unterschiedliche Wege beschritten und sich trotzdem eine ganz spezielle Eigenheit bewahrt hat.

Die filmreife 1. Staffel von True Detective

Die 1. Staffel von True Detective war ein durchschlagender Erfolg, der Kritiker und reguläre Fernsehzuschauer gleichermaßen begeisterte. Neben dem beeindruckenden Hauptdarsteller-Duo, das Woody Harrelson und Matthew McConaughey auf dem Höhepunkt der McConaughassance vereinte, war die HBO-Serie ein fulminantes Zeugnis dessen, wie sich eine Serie explizit der Stärken des Kinos bedient. Mit Serienschöpfer Nic Pizzolatto als alleinigem Autor von allen 8 Episoden sowie Cary Fukunaga als alleinigem Regisseur wirkte die 1. Staffel von True Detective schon alleine durch die eng verzahnte Konstellation aus einem Guss, tatsächlich wie ein Film in Serienform. Ein Kriterium, mit dem viele der sogenannten Qualitätsserien beworben werden und das tatsächlich nur die wenigsten einlösen.

True Detective, Staffel 1

Ohne wechselnden Autorenstab und mit einem Regisseur, der die Staffel auf wundervollem 35-mm-Filmmaterial erstrahlen ließ und ihr somit eine ganz spezifische Optik verlieh, präsentierte True Detective eine faszinierende Vision, die sich der Genres des Kriminalfilms und des Thrillers bediente, um die einzelnen Bausteine gezielt zu überhöhen. Inmitten der schwülen, unheilvollen Atmosphäre der Sümpfe von Louisiana, dem Schauplatz der Handlung, ließen sich Filme wie Zodiac - Die Spur des Killers oder Sieben von David Fincher als Einflüsse erkennen. Mit brodelnden Stimmungsbildern, philosophisch-abstrakten Dialogen und einer komplexen Erzählstruktur aus Rückblenden sowie unzuverlässigen Erzählungen voller Scheinwahrheiten wurde der Jahrzehnte überspannende Kriminalfall zum Abstieg in die schwer gezeichneten Seelen gebrochener Detectives und in ein Labyrinth voller mythologischer Begrifflichkeiten wie dem Yellow King oder Carcosa. Die 1. Staffel von True Detective war nichts weniger als ein Erlebnis.

Die zu Unrecht abgelehnte 2. Staffel von True Detective

Die 2. Staffel von True Detective stellte bereits rein formal ein Wagnis dar. Mit den schwül-siedenden Impressionen von Louisiana aus der vorherigen Staffel haben die kristallklaren, auf Digitalkameras gedrehten Bilder der 2. Staffel nichts mehr gemeinsam. Stattdessen gestaltete Showrunner Nic Pizzolatto, der die Drehbücher für die einzelnen Episoden bis auf zwei Ausnahmen wieder komplett im Alleingang schrieb, den Look diesmal mithilfe von wechselnden Regisseuren. Auch wenn es zwischen Pizzolatto und Fukunaga im Vorfeld offenbar zu Streitigkeiten kam und der Regisseur deshalb nicht mehr an der 2. Staffel mitwirkte, erschien die Anthologie-Fortsetzung nichtsdestotrotz erneut wie aus einem Guss. Unterstützt wurde die Staffel wieder durch ein hervorragend zusammengestelltes Ensemble, in dem vor allem die Hauptdarsteller Colin Farrell, Rachel McAdams, Taylor Kitsch und Vince Vaughn brillieren.

True Detective Staffel 2

Handlungsort der 2. Staffel ist die kalifornische Kleinstadt Vinci, in der die Leiche eines kommunalen Politikers grausam zugerichtet aufgefunden wird. Nachdem gleich drei Ermittler aus unterschiedlichen Bezirken gemeinsam auf den Fall angesetzt werden und im Hintergrund zusätzlich noch ein korrupter Geschäftsmann und Gangster seine Fäden zieht, rückt die eigentliche Kriminalhandlung abermals in den Hintergrund. Noch radikaler als in der 1. Staffel entwirft Autor Pizzolatto ein dichtes, kaum durchschaubares Netz aus verdächtigen Namen, die aufgeworfen und nur wenig später wieder fallen gelassen werden, politischer Verschwörung auf undurchsichtigen Ebenen und fataler Polizeikorruption.

Dabei erinnert der eigentliche Plot noch stärker als zuvor an klassische Film-noir-Konstrukte im Stil der Raymond Chandler-Geschichten, wo konkrete Anhaltspunkte zu einem Geflecht aus verschwommenen Spuren und wirren Verstrickungen verkommen. Die 2. Staffel von True Detective lenkt den Fokus erneut viel lieber auf die Figuren im Zentrum der Handlung, die Pizzolatto wie von ihm mittlerweile gewohnt als gebrochene Antihelden zeichnet. Im urbanen Netz aus verwinkelten Straßenzügen, kargen Innenräumen, nächtlich beleuchteten Highways und einsamen Bars, die hier in einem David Lynch-ähnlichen Surrealismus melancholisch schimmern dürfen, findet der Autor ein kinematografisch betörendes Äquivalent zu den umschlungenen Verästelungen in der Psyche seiner Protagonisten. Schöner als die Nachtszenen in dieser Staffel ist nur das digitale Spätwerk von Regie-Großmeister Michael Mann.

True Detective Staffel 2

Während Pizzolatto seine typischen Dialoge noch extremer verknappte und oftmals nur als kurze Fetzen zwischen philosophischen Monologen und widerwillig geführten Dialogen konstruierte, kreiste das Innenleben der Hauptfiguren ein weiteres Mal um starke Selbstzweifel, verschüttete Traumata, unausgesprochene Konflikte und wahrhaftige, aber tief unterdrückte Gefühle. Der eingeschlagene Pessimismus des Autors, der sich stets am Rande des Nihilismus bewegt, ist der bedrückende Stimmungskompass für eine Staffel, in der neben der einzigen Frauenfigur Ani Bezzerides, die ihre ganz eigenen Dämonen zu bekämpfen hat, unterschiedliche Auswüchse von Maskulinität eine gewichtige Rolle spielen und sich in den männlichen Figuren widerspiegeln.

In dem von Colin Farrell gespielten Ray Velcoro, der als gequälter Vater um das Wohl seines Sohns besorgt ist, der aus einer Vergewaltigung seiner Ehefrau durch einen Junkie hervorging. Ebenso in dem von Taylor Kitsch gespielten Paul Woodrugh, ein traumatisierter Kriegsveteran, der seine Homosexualität vor seiner Freundin hinter dicken Narben auf seinem Körper und einer ständigen Abwehrhaltung unterdrückt. Zuletzt auch der von Vince Vaughn gespielte Frank Semyon, ein Krimineller, der seine Geschäfte in eine legale Richtung lenken will und an einer Welt zerbricht, die von Männern wie ihm abgehärtetes Durchsetzungsvermögen und schonungslose Maßnahmen einfordert.

True Detective Staffel 2

Pure Vorfreude auf die 3. Staffel von True Detective

Über die 3. Staffel von True Detective ist bislang noch nicht viel bekannt. Fest steht nur, dass es in der Handlung um einen makaberen Mordfall geht und die Hochlandregion des Ozark-Plateaus als Schauplatz dienen wird. Zudem soll sich das Mysterium der Kriminalhandlung über Jahrzehnte hinweg auf drei verschiedenen Zeitebenen entfalten. Eine bis jetzt noch eher vage Umschreibung, die jedoch kaum besser zu der Serie passen könnte. Da die Verlängerung durch HBO aufgrund der vermehrten Kritik an Staffel 2 zunächst auf der Kippe stand und Regisseur Jeremy Saulnier nach nur zwei von acht geplanten Episoden von der Produktion absprang, stand die neue Staffel bisher unter keinen allzu positiven Vorzeichen.

Bleibt nur zu hoffen, dass sich Nic Pizzolatto, der zwischenmenschlich generell als eher schwierige Person gilt, von der Kritik nicht beirren ließ und an ihn gestellte Erwartungshaltungen weiterhin konsequent ignoriert hat. Ich persönlich kann es kaum erwarten, dass die 3. Staffel von True Detective in naher Zukunft erscheint - auch ohne Rückbesinnung auf die Stärken von Staffel 1.

Was haltet ihr von der kontrovers diskutierten 2. Staffel von True Detective?

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