Transformers am Boden: Wie Bumblebee das Franchise doch noch rettet

27.01.2019 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
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Bumblebee ist der erfolgloseste Transformers-Film. Trotzdem könnte er das Franchise retten. Denn in die selbstzerstörerischen Gewohnheiten unter Michael Bay darf Transformers nie wieder zurückfallen.

Bumblebee steckte Ende Dezember sein Blechnäschen in den Wind, um zu prüfen, ob in der Marvel-Welt da draußen überhaupt noch Interesse an Transformers-Filmen besteht. Ein einziger stotternder Transformers-Beitrag aus dem Jahr 2017 reichte zuvor aus, um das Vertrauen in die einstige Geldmaschine zu erschüttern. Seit einem Monat läuft Bumblebee nun in den Kinos und ihm weht eisige Luft entgegen.

Das Spin-off liefert prompt, so viel lässt sich schon sagen, das schwächste Kinoergebnis der Transformers-Geschichte ab. Bumblebee überstand die vergangenen Wochen nur ziemlich zerbeult, eingeklemmt zwischen den Schwergewichten Mary Poppins und Aquaman. Aber er überstand sie. Was das reine Einspielergebnis angeht, steht der Knuddelroboter unter den Autobots im Vergleich zu seinen Vorgängern dennoch recht nackig da.

Die weltweiten Einspielergebnisse von Transformers bis Bumblebee

  • Transformers (2007): 709.709.780 US-Dollar
  • Transformers 2 (2009): 836.303.693 US-Dollar
  • Transformers 3 (2011): 1.123.794.079 US-Dollar
  • Transformers 4 (2014): 1.104.054.072 US-Dollar
  • Transformers 5 (2017): 605.425.157 US-Dollar
  • Bumblebee (2018): 413.738.688 US-Dollar

Die Kurve zeigt steil nach unten. Selbst wenn Bumblebee auf der Zielgeraden noch ein paar Millionen gutmacht, wird er deutlich weniger als die Hälfte des erfolgreichsten Transformers einspielen.

Bumblebee bringt das Transformers-Franchise wieder auf Kurs

In der Transformers-Denkfabrik herrscht aber mitnichten Krisenstimmung. Wie Deadline  diese Woche berichtete, soll Bumblebee 2 schon auf dem Weg sein. Es geschah etwas Unerwartetes und gleichsam Wunderschönes: Das Studio Paramount, das sich gerade neu erfinden muss, erkannte, dass der nur gerade so profitable Bumblebee kein Rück-, sondern ein Fortschritt ist. Bumblebee kam nämlich die schwere Aufgabe zu, einen Karren aus dem Dreck zu ziehen, der sich unter Michael Bay festgefahren hatte.

Bumblebee am Kuscheln

Unter Michael Bay hätte sich das Transformers-Franchise selbst zerstört

Mit verlässlichem Spektakel machten sich die Transformers-Filme jahrelang im Kino breit. Das ging so lange gut, bis Disney mit dem Marvel Cinematic Universe eine abwechslungsreichere Alternative anbot, und das irgendwann sogar drei Mal im Jahr tat. Wer neben Marvel ein Fleckchen auf der Blockbuster-Karte ergattern will, braucht mehr als Dinobots und Mark Wahlberg. Aber Transformers hat sich nicht von der Stelle bewegt in einer Zeit, in er sich das Blockbuster-Kino radikal änderte.

Das aufgeblähte, ideenlose Franchise schleppte sich von Film zu Film, die Ungetüme wurden teurer und verwechselbarer. Bay wiederholte und vergrößerte die Motive des fantastischen ersten Teils in Transformers 2 bis 5, entwickelte sie darin aber nicht weiter, brauchte nur immer mehr Geld, um immer aufwendigere Actionszenen herzustellen - ein selbstzerstörerischer Kurs für ein Franchise.

Auf den erdrückenden Erfolg des MCU reagierten die Transformers-Macher mit der halbherzigen Einrichtung eines (mittlerweile wieder aufgelösten) Writers Rooms, der ein komplexes Transformers-Verse entwerfen sollte, quasi eine Transformers-Bibel. Doch mit The Last Knight setzte sich Transformers erst so richtig in die Nesseln. Der teuerste Transformers-Film spielt nur die Hälfte des erfolgreichsten ein. Der längst überfällige Abschied des verdienten Michael Bay folgte. Etwas Besseres hätte dem Franchise gar nicht passieren können.

Die verschwenderischen Transformers-Zeiten sind vorbei

Bumblebee ist der günstigste aller Transformers-Filme, die auf dem Höhepunkt des Bay-Bombasts 217 Millionen US-Dollar kosteten (ohne Marketing). Die fünf Bay-Filme waren im Schnitt 195 Millionen US-Dollar teuer, wobei der erste aus dem Jahr 2007 den Schnitt mit seinen vergleichweise mickrigen 150 Millionen herunterzieht. Diesen Betrag rausgerechnet, flossen in die letzten vier Transformers-Filme vor Bumblebee im Schnitt jeweils deutlich über 200 Millionen US-Dollar.

Bumblebee

Mit Bumblebee kehrte die Sparsamkeit zurück ins verschwenderische Transformers-Verse - das Prequel kostete schnuckelige 135 Millionen US-Dollar. Hohe Gewinnspannen lassen sich so leichter erreichen. Dem kriselnden Traditionsstudio Paramount tun solche geerdeten Blockbuster gut. Die Transformers-Filme vor Bumblebee waren zwar Geldmaschinen, aber auch Geldfresser. Mit Bumblebee wird das Transformers-Franchise gesünder, weniger riskant und abwechslungsreicher. Die Bay-Filme waren protzende SUVs, Bumblebee ist, nun ja, ein schnurrender Käfer - mit stabiler CO2-Bilanz.

Und in vielen Ländern kam genau dieser Bumblebee ziemlich gut an.

Der asiatische Markt ist Bumblebees Rettung

Bumblebee erzählt, anders als die Vorgänger, im Kern eine uramerikanische Geschichte, spielte in China zuletzt aber immerhin mehr als sein Produktionsbudget ein: 138 Millionen Dollar, also mehr als ein Drittel des weltweiten Gesamtergebnisses stammen aus China. Aus dem Bumblebee-Heimatland kamen hingegen nur 118 Millionen US-Dollar. Die China-Karte werden Transformers-Filme künftig wohl deutlicher ausspielen. In Japan, ebenfalls ein starker Transformers-Markt, lief Bumblebee noch gar nicht. Die Welt entdeckt Bumblebee gerade erst.

Der Kritiker-Liebling Bumblebee kann ein Heimkino-Hit werden

Bei der moviepilot-Community kommt Bumblebee mit 6,6 von 10 Punkten genauso gut weg wie der erste Transformers, alle anderen übertrifft er um Längen. Bei Rotten Tomatoes steht Bumblebee bei 94 Prozent. Noch erstaunlicher: Die Kritiker lieben den Käfer. Bei moviepilot liegt der Kritikerschnitt mit 7,3 von 10 Punkten deutlich über dem Community-Schnitt - ein Novum im Transformers-Versum.

Von der Kritik gut aufgenommene Filme sind in der Regel langlebiger, sie verbreiten sich langsam, bleiben aber im Gedächtnis. Knutschkugel Bumblebee, im Kino vom Publikum übersehen, wird bei seiner Heimkinoauswertung wohl nochmal durchstarten. Darauf setzt auch Bumblebee-Produzent Lorenzo Di Bonaventura, der zudem sicher ist, dass "Bumblebee die Leute zurück ins Transformers-Franchise geholt hat."

Bumblebee gegen Transformers: Oder die Suche nach einer Seele

Bumblebee startete das Transformers-Verse neu. Regisseur Travis Knight, ein Transformers-Fan, schraubte den stotternden Motor auf und suchte nach der Seele der Transformers-Geschichte. Er fand sie in der innigen Beziehung zwischen einsamem Mensch und verlassenem Alien, eine Spielberg-Trope. Dahinter steckt auch Kalkül, ebenso hinter dem 80er-Setting, mit dem Studios gerade alles glasieren. Einem in den 80ern geborenen Franchise steht es jedoch zu, zu seinen Wurzeln zurückzukehren, als spirituelle Reise ins Ich sozusagen. Die hatte die Transformers-Reihe mehr als nötig, siehe oben.

Bumblebee

Bumblebee verleiht den Transformers-Filmen endlich eine Identität

Der Kontrast zwischen dem sanften Stil des Kubo-Regisseurs Travis Knight und dem Krawall-Kurs unter Michael Bay (der auch was für sich hat, keine Frage), könnte natürlich kaum größer sein. Auf genau diesem Bumblebee-Geist werden künftige Transformers-Filme aufbauen. "Wir finden unseren Weg", sagt auch Di Bonaventura.

Travis Knight bekundete bereits Interesse an einer Rückkehr, auch Hauptdarstellerin Hailee Steinfeld hat Bock auf neue Transformers-Abenteuer . Das ist gut so. Der trockene Cade Yeager konnte Sam Witwicky nie ersetzen. Überhaupt, der Profi-Tollpatsch Shia LaBeouf war so wichtig für die Transformers-Filme, aber das ist eine andere Geschichte. Hailee Steinfelds durchgekuschelte Charlie Watson hat nicht nur einen besseren Musikgeschmack (die Smiths gegen den maschinellen Sound der Imagine Dragons und Linkin Park), sie vermittelt auch geschmeidiger zwischen Mensch- und Alienwelten als der reservierte und stiernackige Mark Wahlberg.

Nicht falsch verstehen, nicht jeder Transformers-Film muss jetzt so knuddelig sein wie Bumblebee. Aber Bumblebee als Seele eines neuen, sanften Transformers-Verse, das echte Geschichten erzählt, klingt doch ziemlich toll.

Das alles passt auch zur umgekrempelten Filmphilosophie, die Paramount just vorgegeben hat . Der Leiter der Filmabteilung, Wyck Godfrey, will mehr Filme herstellen "die die Zeit überdauern." Und was er dann sagt, klingt fast wie einer dieser in den Himmel gerufenen Optimus-Prime-Sätze: "Wir haben keine Wahl. Es ist der einzige Weg."


Welche Transformers-Version gefällt euch am besten?

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