Russ Meyer, Ed Wood, Joe D’Amato – der Filmfan weiß, was er bekommt, wenn er eine DVD dieser Regisseure in den Player legt: Dilettantismus in Reinkultur, schlechte Dialoge, miese Schauspieler, grausige Ausstattung. Aber eben auch eine Menge Spaß, weil es eine Freude ist, diesen Katastrophen zuzugucken. Einige dieser Filme haben mit der Zeit eine enorme Anhängerschaft gewonnen, sei es Plan 9 aus dem Weltall, Troll 2 oder Die Satansweiber von Tittfield.
Doch nicht nur diese Größen des kleinen Films haben Beachtliches geleistet, auch andere Produktionen verdienen es, öffentlich gelobt und belacht zu werden. Deswegen widmet sich diese Top 7 den Trashperlen, die nur noch einen Katzensprung vom Kult entfernt sind.
Platz 7: Mystics in Bali
Gar fürchterlich mysteriös und okkult geht es hier zu: Autorin Catherine reist auf die Insel Bali, um dort Recherchen für ein Buch über schwarze Magie zu betreiben, denn der dort betriebene Léak-Kult soll über alle Maßen gefährlich und mächtig sein. Eine Hexe vor Ort nimmt sich ihrer an, aber überraschenderweise nicht aus Hilfsbereitschaft, sondern weil sie sie für eigene Zwecke missbrauchen will. In der Folge werden Menschen in schlechten Kostümen durchs Bild gejagt, Steinzeit-Videotricks angewendet und langsam aber sicher geht dem Ganzen auch der Sinn verloren – aber: Who cares? Indonesien hat einfach einiges zu bieten – auch wenn Mystics in Bali nicht dazugehört.
Platz 6: Zombie Self Defense Force
Dies ist ein Film aus dem Jahr 2006, der ebenso gut 20 Jahre älter sein könnte. Die Story ist schnell erklärt, auch wenn sie wenig Sinn ergibt: Ein UFO fliegt über Japan und verstrahlt dabei alles. In der Folge werden Tote wieder zum Leben erweckt und gieren nach Menschenfleisch. Mit reichlich Blut und billigen Effekten splattert sich Zombie Self Defense Force bis zu einem unerwarteten Ende, vergisst aber auf dem Weg dahin nicht, schlechten Ideen und grottigen Schauspielern eine Plattform zu bieten. Vom zickigen und zuckrigen Asia-Girl bis hin zum hungrigen Zombie-Säugling wird hier alles aufgeboten – für den geneigten Zuseher ein wahres Fest.
Platz 5: Carnosaurus
Roger Cormans Sprung auf den Jurassic Park-Zug endete im Gleisbett, denn außer dem Dino-Genetik-Thema hat dieser Film nichts mit dem großen Vorbild gemein. Vermutlich kann jeder halbwegs begabte Handwerker ebensolche fiesen Monster bauen und auch das Schreiben des Drehbuch dürfte für diejenigen, die die 5. Klasse absolviert haben, keine größere Herausforderung darstellen. Aber man braucht schon eine Menge Chuzpe, sich so dreist und dann auch noch so dermaßen billig an einem Erfolgsfilm festzuklammern. Da können wir schon mal seinen Hut ziehen – aber nicht zu lange, sonst kühlt er aus. So mies Carnosaurus auch ist, er macht Laune, weil er nie mehr sein will als ein trashiges Abartprodukt.
Platz 4: Das Grauen aus der Tiefe
Nicht das es zu Irritationen kommt: Mit Das Grauen aus der Tiefe ist der Film aus dem Jahr 1980 gemeint mit Doug McClure in der Hauptrolle. Der kämpft dort nämlich gegen mutierte Fischmenschmonster, die eine amerikanische Kleinstadt dezimieren und die Bewohnerinnen sexuell missbrauchen. Selbstredend ist dieser Mischmasch aus Brüsten und behämmerten Kampfszenen zwischen Anwohnern und glitschigen Viechern zu keiner Zeit hochwertig, das verhindert schon die lächerliche Maske. Wenn aber erst die Fischmonster-Großoffensive auf einem Jahrmarkt gestartet wird, klatscht der Trashfreund wie ein kleines Kind in die Hände und fängt an zu juchzen.
Platz 3: Turkish Star Wars
Hier stimmt weniger als nichts, jede Idee, die verwendet wurde, ist nicht auf dem eigenen Mist gewachsen, geklaut wurde alles, was auch nur irgendwie in den Film reinpasst. Das Wort „professionell“ kann wohl keiner der Macher oder beteiligten Schauspieler auch nur annähernd buchstabieren. Aber ebendies macht den Reiz aus. Turkish Star Wars ist der debile Bruder seines großen Vorbilds, kann aber mit seiner unbekümmerten Art punkten – er kann ja nix dafür, er wurde so geboren…
Platz 2: Krieg der Infras
Platz 2 und 3 könnten wir wohl auch durchwechseln, es würde keinen Unterschied machen. Denn Krieg der Infras ist ein ebenso seltsames Werk wie Turkish Star Wars. Alleine die Wiedergabe der Story des Silbergewinners stellt ein kaum überwindbares Hindernis dar. In Stichworten liest sich das so: Wissenschaftler, Entdeckung, Formel, böse Geheimorganisation, Vampirtunte, Actiongürtel, Kämpfe gegen Monster, Explosionen, Motorräder, Laser. Das Ganze wurde irgendwie zusammengepackt und als Film verkauft. Zu verstehen gibt’s da nicht viel, aber der geneigte Zuschauer kugelt sich am Boden, wenn alle 5 Minuten jemand gegen einen in einem Tierkostüm steckenden Typ kämpft, der nach der Niederlage explodiert. Das ist so dumm und komisch, wie es sich anhört.
Platz 1: Kannibalinnen im Avocadodschungel des Todes
Zugegeben, das ist nicht der schlechteste Film der Liste, aber schon wegen des Titels muss der erste Platz an Kannibalinnen im Avocadodschungel des Todes gehen. Aber es gibt auch noch andere Gründe, warum wir hier den Sieger vor und haben: Wenn Erotikfilm-Ikone Shannon Tweed eine Feminismusprofessorin spielt und im Auftrag der US-Regierung in den Dschungel reist, um einen Stamm von Männerfresserinnen zur Umsiedlung nach Malibu zu bewegen, damit die unheimlich wichtige Avocadoernte nicht in die Hände der Kommunisten fällt, wissen wir, dass wir es mit einem würdigen Gewinner zu tun hat. Wem das als Argumentation nicht genügt, dem sei gesagt, dass der Reisegesellschaft noch die naive Studentin Bunny angehört, die sich am liebsten mal mit rosa Lakritzstangen verhauen lassen will. Jetzt aber mal ehrlich, wenn das nichts ist?
Das war die Top 7 der unbekannten Trashfilme mit Kultpotential. Doch selbst eine Top 700 würde nicht ausreichen, um all jene Filme zu präsentieren, die trotz oder wegen ihrer offensichtlichen Defizite einfach zu gut sind, um sie zu ignorieren. Aber wenn eines feststeht, dann, dass ihr noch einige Perlen kennt, die eine Nennung verdient haben. Also: Welcher Film hätte noch unbedingt erwähnt werden müssen? Lasst es uns wissen!
Der Text stammt von unserem User guggenheim (Nils Pape).
Wer ebenfalls Text-Ideen oder bereits was aufgeschrieben hat, wende sich an ines[@]moviepilot.de.