Ten Days in the Valley - Whodunit mit Kyra Sedgwick im Serien-Check

03.10.2017 - 09:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Kyra Sedgwick in Ten Days in the ValleyABC
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Kyra Sedgwick spielt in Ten Days in the Valley die Produzentin und Autorin einer Cop-Serie. Als ihre Tochter verschwindet, droht sich Realität und Fiktion zu vermischen. Lest in unserem Serien-Check, ob sich das Einschalten lohnt.

Die neue ABC-Produktion Ten Days in the Valley vereint zwei erfahrene Damen aus dem Polizisten-Serien-Genre. Gemeinsam kreieren sie eine Quasi-Meta-Explosion. Der kreative Kopf hinter der 10 Episoden starken 1. Staffel ist Tassie Cameron. Diese schuf bereits die kanadische Cop-Serie Rookie Blues, die über 6 Staffeln lief. Ihre Rolle übernimmt in Ten Days in the Valley somit Kyra Sedgwick, die eine Produzentin einer TV-Produktion dieses Genres mimt. Sedgwick selbst spielte in The Closer über 7 Staffeln eine unorthodoxe Ermittlerin der Mordkommission in Los Angeles. Ihr findet das noch nicht Meta genug? Wartet, bis in Minute 15 das Kind von Sedgwicks Figur verschwindet und sich Fiktion mit Realität vermischt.

Mother, Interrupted

Jane Sadler (Kyra Sedgwick) ist ein Workaholic. Das ist eine Eigenschaft, die im Fernseh-Business quasi erwartet wird. Nachdem Jane Sadler als Dokumentarfilmerin Erfolge feiern konnte und Geheimnisse der San Diego Polizei aufdeckte (mehr wissen wir nach der 1. Episode noch nicht), widmet sie sich einer fiktiven TV-Produktion. Als kreativer Kopf hinter der Cop-Serie blicken alle auf Jane, was den Druck auf diese nur erhöht. Hinzu kommt familiärer Stress mit ihrem Ex-Mann und Vater der gemeinsamen 8-jährigen Tochter Lake. Jane gedenkt für das alleinige Sorgerecht zu kämpfen, was bei einer Vorgeschichte der Alkoholsucht des Ex-Mannes ein leichtes Spiel sein sollte. Allerdings entpuppt sich auch Jane als nicht ganz so unschuldig. Nachdem sie ihre Tochter zu Bett brachte, kontaktiert sie ihr Regisseur. Eine Drehgenehmigung kam nicht durch und die Szene muss umgeschrieben werden. Jane hatte sich bereits eine Beruhigungstablette eingeschmissen und mixt diese sogleich beim Beginn ihrer Arbeit mit Rotwein. Ihre Arbeitsstätte ist eine kleine Hütte im Garten, Lake wird durch Baby-Monitore überwacht.

Ten Days in the Valley: Ein bisschen weißes Pulver und die Kreativität sagt: "Hello, Jane!"

Die späte Uhrzeit in Kombination mit der eingenommenen Beruhigungspille und dem Rotwein lassen Jane vor dem Laptop einschlafen. Wie fördert sie die Produktivität? Durch das Essen fettiger asiatischer Take-Out-Speisen natürlich. Oder doch was anderes? Wir denken zunächst, sie kontaktiert einen Lieferdienst wegen Ente kross oder dergleichen. Stattdessen kommt ein Bote mit einem Päckchen Kokain. Es wäre wohl auch zu langweilig gewesen, wenn wir einer Bilderbuch-Mutti die Daumen drücken würden. Behaltet das Päckchen im Hinterkopf.

Realität - Fiktion

Die Heldin einer ABC-Serie schnieft selbstverständlich nicht grundlos so nonchalant Koks, während ihre Tochter 10 Meter entfernt im Bett liegt. Schon in der allerersten Szene sehen wir, wie Jane auf dem Bett sitzt und Erinnerungen aus ihrer Kindheit auszublenden versucht. In dieser versteckt sie sich gemeinsam mit ihre jüngeren Schwester, während ihre Eltern harte Partys schmeißen und einander mit wenig Liebe behandeln. Wenig später, als es um die Szene geht, die umgeschrieben werden muss, sehen wir Jane selbst in der Rolle der Frau, die Sex in einer dunklen Gasse hat. Schöpft sie da aus eigenen Erfahrungen oder verschwimmt vor ihrem inneren Auge die Realität mit der Fiktion ihrer Serie?

Nach getaner Arbeit begibt sie sich auf den Weg zurück zum Haus, doch alle Türen sind verschlossen. Panisch zerbricht sie ein Fenster und eilt ins Schlafzimmer - von ihrer Tochter fehlt jede Spur. Als erstes ruft sie ihre Schwester an, die sofort zur Stelle ist. Sie vermuten, dass Lakes Vater sie stibitzt hat. Er tat dies scheinbar schon öfter und erst bei der abendlichen Kinder-Übergabe machte Jane ihrem Ex einen Strich durch einen spontanen Ausflug am Folgetag. Während sich Jane rasch frisch macht und den Weingeschmack im Mund wegbürstet, beseitigt ihre Schwester die Überreste aus dem Büro. Das Koks-Päckchen wurde von Jane zuvor noch in einer zerbrochenen Gitarre versteckt. Die Beziehung der beiden könnte eine beliebige sein und nur durch das Outing als Lakes Tante offenbart sich dem Zuschauer, dass es sich um Janes Schwester handelt.

Ten Days in the Valley

Nach Ankunft der Polizei erzählen Jane und ihre Schwester dem Kommissar, dass Lake vermutlich bei ihrem Vater ist. Da sie dort trotz Entführungs-Szenario in Sicherheit ist, begibt sich Jane auf den Weg zur Arbeit. Dort lernen wir heimlich einen Mann kennen, der bei der Polizei arbeitet und Jane durch Erfahrungsberichte Ideen für ihre Serie gibt. Er ist nicht sonderlich begeistert davon, dass diese Geschichten kaum abgeändert werden. Schließlich habe Jane ja durch ihre Dokumentation in San Diego ganz schönen Schaden angerichtet. Zurück am Set erhält Jane einen Anruf des Kommissars. Sie seien beim Ex-Mann angekommen. Er hat ein Alibi, von der Tochter keine Spur. Sie solle unverzüglich nach Hause kommen.

Die Liste der Verdächtigen und ihre Motive

Getreu des Whodunit-Szenarios offenbaren sich uns im letzten Drittel der Pilot-Folge erste mögliche Verdächtige. Jane weiß nicht genau, wie viele Menschen Zugang zu ihrem Haus besitzen. Als erste Verdächtige präsentiert sich Bea, das Kindermädchen. Die hat ihrem Freund wohl mal einen Schlüssel gegeben. Dann wären da noch die verärgerten Polizisten in San Diego oder Janes Informant, der keine Lust mehr hat, abgespeist zu werden. Zu guter Letzt kommt noch Lakes Vater ins Spiel. Dessen Alibi war gekauft. Er führt eine heimliche Beziehung mit - natürlich - Janes Assistentin. Was hat er zu verbergen?

Oder ist es doch die Schwester, die außer traurig in die Ferne gucken und einem Besuch bei ihrem Gynäkologen keinerlei Handlungsstrang bekommt? Sie säuberte zu Beginn der Episode recht resigniert die Rotwein-Flecken von Janes Schreibtisch und eine spätere Szene zeigt sie beim Gynäkologen. Fruchtbarkeitsprobleme? Jane selbst stand während der Tat unter Drogen. Das Tütchen Koks wird bei der Hausdurchsuchung gefunden und auch ihr Lieferant wurde von einer Kamera eingefangen. Das Koks müsse von ihrem Ex-Mann sein, den Lieferanten habe sie noch nie gesehen. Ein wackeliges Kartenhaus, das Jane da in der 1. Episode aufgebaut hat. Wie lange, bis es in sich zusammenfällt?

Ten Days in the Valley

Die 1. Episode von Ten Days in the Valley versucht sich in vielem, gelingen tut ihr dabei nicht alles. Kyra Sedgwick ist eine Emmy-ausgezeichnete Schauspielerin, wirkt dem Material schauspielerisch jedoch mäßig gewachsen. Durch die Hektik der ersten 45 Minuten erhält der Zuschauer nicht die Zeit, um sich auf die Protagonistin einzulassen, für viel mehr als Momente der Hysterie bleibt leider nicht. Aufgescheucht rennt sie von Ort zu Ort und wir sollen gespannt folgen. Die - bislang - sehr oberflächlich gezeichneten Figuren erleichtern es dabei nicht, sich investieren zu wollen. Dass jeder in ihrem Umkreis - Jane mit inbegriffen - ein düsteres Geheimnis hat, überrascht nicht.

Wenden wir unseren Blick kurz auf eine Serie, die zu Beginn dieses Jahres sehr erfolgreich Leichen in den Kellern aller Figuren versteckte. In HBOs Big Little Lies hatte jeder einen Grund, mindestens eine andere Person unter die Erde zu bringen. Die Geschichte entwickelte sich organisch und die Figuren hatten Zeit sich zu entwickeln. Zusätzlich schafften es die Frauen in der Mini-Serie - trotz ihrer Makel - die Herzen der Zuschauer zu gewinnen. Kyra Sedgwick hat glücklicherweise noch 9 weitere Episoden, dies zu erreichen. Hoffentlich bleibt dabei noch genug Zeit, die unscheinbaren Nebencharaktere etwas vielschichtiger zu gestalten.

Ten Days in the Valley birgt auf jeden Fall Potential. Eine Meta-Kidnap-Drama-Serie mit Twists ließe auf dem Papier einige Serienfan-Herzen höher schlagen. Durch die vielen Richtungen gelingt es in der Pilotfolge jedoch nicht, diese verschiedenen Ideen erfolgreich zusammenzuführen. Zudem befinden wir uns in der Zeit des Peak-TVs, in der viele Zuschauer-Bedürfnisse bereits erfüllt werden. Vermisste Kinder werden kompetent in The Missing gesucht. Hinter die Kulissen von TV-Produktionen blicken wir Dank UnREAL. Whodunit-Nervenkitzel wurde uns bei Big Little Lies geboten. Ten Days in the Valley muss daher kämpfen, um sich gegen - noch - höher qualitative Serien durchzusetzen.

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