Tatort: Tödliche Tarnung - Sch'wurd gschwäbelt

02.03.2009 - 08:37 Uhr
ARD
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Ein wenig zu klassischer Kriminalfall zwischen altbacken und modern.

“Gestern abend wurde mal wieder geschwäbelt. Schwäbeln, das hieß im Tatort: Tödliche Tarnung beim gemeinsamen Mittagessen in der Kantine den neuesten Mordfall beschwätzen oder gemeinsam auf dem Land Boote bauen. Sprachlich schwäbelten im Tatort: Tödliche Tarnung im Gegensatz zu den vorherigen Bienzle-Fällen fast nur Nebenfiguren – und dies so künstlich, dass es fast schon lächerlich wirkte”, meint unsere Kritikerin Annasita Zinn. "Lokalkolorit schön ung gut – dann aber bitte konsequent und authentisch.

Konsequent kann man den Tatort: Tödliche Tarnung keineswegs nennen, entwickelt er doch im Laufe des Films eine unausgewogene Balance zwischen altbacken und modern, wobei sich der Regisseur anscheinend für keine Seite entscheiden konnte. Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt hat mit diesem Kriminalfall zum dritten Mal einen der neuen Stuttgarter Tatorte geschrieben. Unter der Regie von Rainer Matsutani – die beiden arbeiteten im vergangenen Jahr bereits für Das Papst-Attentat zusammen – entstand diesmal ein Tatort, dessen Fokus eher in der Charakterisierung des Ermittlers Lannert lag als im Kriminalfall an sich. Dem Hintergrund des Mordes am Zöllner wie den illegalen Geschäften des Waffenhändlers wurde so nicht ausreichend Raum beigemessen. Ganze Szenen, wie das Autorennen mit den Halbstarken oder der Rückblick auf Lannerts Verlust seiner Frau und Tochter im Sepia-Look, wirkten gar völlig deplatziert. Es entwickelte sich bald der Eindruck eines inkonsequenten Inszenierung und eines nicht wirklich attraktiven Drehbuchs. Auch wenn die Gegenüberstellung von Lannert und Viktor de Man sicherlich ihre Reize hatte – unter dem Strich mangelte es dem Tatort: Tödliche Tarnung an Rasanz.

Der Tod eines Zöllners

Der Tod eines Zöllners am Stuttgarter Flughafen führte die Kommissare Lannert und Bootz auf die Spur des internationalen Waffenschmugglers Viktor de Man, der in gewissem Sinne als Spiegelbild zu Lannert konzipert war: ein eleganter Wolf im schicken Anzug. Dass er Waffen an die Taliban in Usbekistan liefert, lässt einen solchen Geschäftsmann kalt. Da der Zöllner per Schuss in den Rücken und in die Hand geschossen wurde, ist Lannert klar, dass de Man seine Finger im Spiel haben muss. Letzlich stellt sich heraus, dass de Man den Zöllner benutzte, um Waffen in Hilfslieferungen versteckt ausfliegen zu lassen. Lannert und Bootz schaffen es gemeinam, den Händler und seine Komplizen zu überführen.

Ebenso wichtig: die Aufarbeitung des privaten Schicksals von Lannert. Der Zuschauer erfuhr, dass Lannert damals vier Jahre lang als verdeckter Ermittler arbeitete, um de Man zu überführen. Beide Männer sahen zufällig gemeinsam dabei zu, wie Lannerts Ehefrau und Tochter überfahren wurden und starben. Darüber ist Lannert bis heute nicht hinweggekommen.

Tatort: Tödliche Tarnung ist kein schlechter Tatort. Vielmehr richtet er sich an diejenigen Zuschauer, die die Krimireihe nicht wegen Actionszenen und brillanten Fällen verfolgen, sondern die Gemächlichkeit sowie melancholische Züge mancher Ermittlungsteams gutheißen. Sicherlich haben sich Lannert und Bootz mit ihrem dritten Fall festigen können. Für den vierten Fall darf man jedoch etwas mehr Salz in der Suppe wünschen.

Was meint ihr: War der Tatort: Tödliche Tarnung zu unspektakulär?

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