Leichte Verbrennnung oder ein Häufchen Asche?

12.12.2011 - 08:50 Uhr
Maria Furtwängler in Tatort Schwarze Tiger, weiße Löwen
NDR
Maria Furtwängler in Tatort Schwarze Tiger, weiße Löwen
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Vielleicht war die Ruhepause nach dem abgedrehten Tatort Das Dorf notwendig. Jedenfalls gab es am Sonntag einen gelungenen, weil tatsächlich erschreckenden Fall für Charlotte Lindholm zu lösen, dem auch Story-Umleitungen wenig schadeten.

Dass die Explosion zu Beginn nicht der tiefste Schock für Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) bleiben sollte, wurde beim Tatort am Sonntag recht schnell offensichtlich. Denn die grausamen Geheimnisse, die sich da in der Datsche am Waldesrand in Tatort: Schwarze Tiger, weiße Löwen verbargen, dürften den ein oder anderen Zuschauer schockiert haben. Da waren die privaten Unsicherheiten der Ermittlerin mit ihrem neuen Herzblatt gar nicht nötig, um einen eindrücklichen Tatort zu Stande zu bekommen.

Lokalkolorit: Das eher nichtssagende niedersächsische Hinterland bot in Weiße Tiger, Schwarze Löwen die perfekte Verschleierung der unglaublichen Abgründe, die sich hinter den Wohnungstüren offenbarten. Präzise und atmosphärisch von Roland Suso Richter inszeniert, fasziniert hier gerade der Kontrast zwischen ländlicher Banalität und der allzu aktiven Vorstellungskraft des Zuschauers.

Plot: Denn für den Krimi haben sich die Autoren Ulrike Molsen und Eoin Moore offensichtlich vom Fall der Natascha Kampusch inspirieren lassen. In Tatort: Schwarze Tiger, weiße Löwen verbirgt sich in einer unscheinbaren Datsche ein schreckliches Verließ, in dem ein nicht weniger unscheinbarer Mann jahrelang Mädchen festgehalten hatte. Dass der Film nicht auf visuelle Schocks setzte, spricht für ihn. Bedauerlich bleibt jedoch, dass die an für sich intensive Krimihandlung noch durch Frau Lindholms angehende Beziehung mit Jan Liebermann (Benjamin Sadler) aufgeweicht wurde. Wo waren hier die Prioritäten? Und warum wurde der Krimi nicht gleich mit Inka Friedrich in der Hauptrolle gedreht? Die hat mehr verdient als nur den Posten als einmaliger Lindholm-Sidekick.

Unterhaltung: Wie Lindholm da durchs Dorf fährt, einen Unfall baut, überall freilaufende und fliegende Tiere. Dann die Explosion… Das hatte schon etwas von einer Endzeit-Dörflichkeit allererster Güte. Ansonsten überzeugte Tatort: Schwarze Tiger, weiße Löwen weniger durch seine Spannung, sondern vielmehr durch die grauenhaften Bilder im Kopf des Zuschauers. Leider opferte der Tatort gegen Ende sein hartes Thema zugunsten wenig überraschender Wendungen.

Tiefgang: Tatort: Schwarze Tiger, weiße Löwen bot keine neuen Einsichten in die Problematik gerade der Beziehung zwischen Entführern und Entführten. Das lag vor allem daran, dass er sich auf Opfer, Täter, Hinterbliebene und natürlich seine Kommissarin gleichzeitig konzentrieren musste. Dafür beeindruckte der Krimi durch seine sensible und so gar nicht effektheischende Herangehensweise an ein gern bis ins letzte ausgeschlachtetes Thema.

Mord des Sonntags: Die Explosion im Reihenhaus zu Beginn gewinnt diesen Titel erst durch die spätere Erkenntnis wer da gerade verendet ist.

Zitat des Sonntags: “Fragen Sie mich bloß nicht nach meinen Dienstausweis, okay?”

Ich war vom neuen Lindholm-Tatort positiv überrascht, doch wie hat er euch gefallen?

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