Kleiner Stolperstein oder Sturz in den Tod?

08.01.2012 - 21:45 Uhr
Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt in Tatort - Keine Polizei
WDR
Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt in Tatort - Keine Polizei
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In Keine Polizei präsentierten sich die Kölner Tatort-Kommissare sympathisch wie immer, doch dieses Mal glänzten die Nebendarsteller stärker. Einmal mehr gab es außerdem einen Tatort, der seine harten Themen nicht zu Ende denkt.

Mit den Parkour-Athleten fing der Tatort noch dynamisch an. Leider blieb Tatort: Keine Polizei dann so richtig im althergebrachten Konventionenschmalz stecken und traute sich nicht, seinen Kommissaren die echten Konsequenzen der harten Entführungsthematik vor Augen zu führen. Wenn das Tatort-Jahr so weiter geht, dann müssen wir unsere Erwartungen an die nächsten Folgen deutlich zurückschrauben. Aber vielleicht habt ihr das ja im alten Jahr längst getan.

Lokalkolorit: Vom tristen Kölner Park, unter dessen Laub eine Leiche versteckt liegt, ging es in Tatort: Keine Polizei über die Dächer der Stadt bis hin zu einer Schafherde im Kölner Umland. Geografisch wurde also so einiges abgedeckt, doch ein besonderes, nicht-tierisches Milieu blieb uns verborgen. Ganz nett war der städtische Kontrast zur herbstlichen Angler-Idylle.

Plot: Was hat ein toter Rentner im Park mit der Entführung eines jungen Mannes zu tun? Diese Frage macht den Tatort zu Beginn spannend, wurde dann aber für zwei Drittel des Films vergessen. Stattdessen stand ein alter Entführungsfall und die Suche nach den Verdächtigen (inklusive Familie des Opfers) im Vordergrund. Die schlussendliche Auflösung, dass das frühere Entführungsopfer zum Täter geworden ist, bot zwar einigen psychischen Sprengstoff. Der wurde jedoch leider nicht gezündet, sondern ganz fix beiseite gekehrt, damit der Abspann starten kann. Dabei wäre besonders die Aufarbeitung der Schuldfrage für diese Figur spannend gewesen.

Unterhaltung: Abgesehen von den Flirtszenen zwischen Ballauf und der Polizeipsychologin Rosenberg (Juliane Köhler, die große Trösterin™), wollte Tatort: Keine Polizei vor allem dramatisch sein. Gerade in der Spiegelung des aktuellen und des früheren Entführungsopfers war das auch erfolgreich. Der Kontrast von Ungewissheit und Folge-Traumata wurde dann aber durch die große Auflösung abgeschwächt.

Tiefgang: Wenn Ballauf den Vater des Opfers (Thomas Heinze in Verdacht hat und mit allen (psychologischen) Mitteln versucht, diesem zum Geständnis zu zwingen, dann wird einem als Zuschauer schon unwohl. Parallelen zum Fall Jakob von Metzler mögen da dem ein oder anderen in den Sinn kommen. Ähnlich hart verhielt sich Ballauf gegenüber dem früheren Opfer in der Fahrschule, der dem Zusammenbruch nah war. Doch diese Szenen blieben im Tatort ohne Nachwirkungen. Weder für Ballauf, noch für den Zuschauer ergaben sich Konsequenzen, da diese Momente im Kontext der Handlung kleine Anomalien blieben.

Mord des Sonntags: Ein Mord durch Treibjagd, wenn wir so wollen, blieb der tragische Sturz in den Tod des jungen Entführungsopfers.

Zitat des Sonntags: “Wenn du mich nochmal Schäfchen nennst, erschieß’ ich dich.”

Ich empfand den neuen Tatort aus Köln eher als Mückenstich, doch wie hat er euch gefallen?

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