Strafanzeige wegen Propagandafilm Jüd Süß

06.08.2008 - 09:09 Uhr
Ausschnitt aus dem Plakat zu Jud Süß
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Jüd Süß wurde illegal in Ungarn aufgeführt, in Deutschland wird Strafanzeige gestellt.

Jud Süß von Veit Harlan ist einer der perfidensten Propagandafilme des Dritten Reiches. In Deutschland darf er nur im wissenschaftlichen Kontext mit pädagogischer Begleitung gezeigt wird, etwa in Seminaren an der Universität. Er ist einer der sogenannten “Vorbehaltsfilme”, kommerzielle Vorführungen sind grundsätzlich verboten. Die Rechte an dem Film besitzt die Friedrich Wilhelm Murnau-Stiftung mit Sitz in Wiesbaden, die auch darauf achtet, dass der Film nicht illegal vorgeführt wird.

Das ist nun aber in Budapest passiert. Ungarische Nazi-Sympathisanten haben den Film im Juli zweimal in Budapest vorgeführt. Ganz offiziell konnte sich jeder per Internet zur Filmvorführung anmelden. Eine Freigabe durch die Murnau-Stiftung haben die Organisatoren, bekannte ungarische Neonazis, nicht besessen. Wegen dieser illegaler Vorführung hat die Stiftung nun Strafanzeige erstattet, in Deutschland. Dieses Vorgehen ist üblich und wurde schon mehrfach praktiziert, da es im Ausland, vor allem in den USA, immer wieder zu illegalen Vorführungen von verbotenen Nazifilmen kommt. Ob dies in Ungarn zu einer Verfolgung der Straftäter führt, ist noch unklar. Dafür sind dann die einzelnen Länder zuständig.

Jud Süß aus dem Jahre 1940 ist ein propagandistischen Hetzfilm, der von den Nationalsozialisten als erfolgreichster Film des Jahres mit eindeutig antisemitischer Tendenz gefeiert wurde. Geschickt baute der Regisseur Veit Harlan antisemitische Elemente in die handwerklich gekonnt inszenierte, historische Handlung ein. Erzählt wird die Geschichte des Juden Süß Oppenheimer, der zum Berater des Herzogs von Württemberg aufsteigt – allerdings entspricht sie in der Veit Harlan -Fassung nicht der historischen Wahrheit. Oppenheimer wird hier zum gierigen und schmierigen Finanzbeamten, der nur auf seinen Vorteil bedacht ausbeutet und vergewaltigt. Jud Süß wurde der bis dahin größte Erfolg des Regisseurs Veit Harlan und machte diesem zum bevorzugten Regisseur des nationalsozialistischen Regimes. Der Film wurde von SS-Kommandos Teilen der Bevölkerung in den besetzten Ostgebieten gezeigt, um zur Unterstützung der Deportationen von Juden in Konzentrationslager zu animieren.

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