Ihr Name ist Sabine ist ein ungewöhnlicher Dokumentarfilm, der zugleich das Porträt der Schwester der Fimemacherin ist: Sabine Bonnaire. Die Schauspielerin Sandrine Bonnaire zeigt nun in ihrem Film Ausschnitte aus den letzten 25 Lebensjahren der Schwester, die fünf Jahre lang in psychiatrischer Behandlung in einem Krankenhaus war, aber einst ein ebenso strahlendes Lächeln in die Kamera warf, wie das Publikum es von Sandrine Bonnaire gewohnt ist.
Sabine leidet an einer „autistischen Form von Psychoinfantilismus“, die jedoch als Kind nicht bei ihr festgestellt wurde. Durch die Dokumentaraufnahmen der Kindheit und Jugend prallen zwei Welten aufeinander: Zum einen sieht man eine junge, aufgeschlossene, fröhliche, hübsche Frau, die sich selbst das Klavierspiel und eine Fremdsprache beibringt. Zum anderen ist man schockiert vom heutigen Bild einer Frau, die fünf Jahre Pschiatrie hinter sich hat und nun, nicht zuletzt wegen der Berühmtheit ihrer Schwester, in einem betreuten Wohnheim lebt. Die beiden Seiten der Krankheit – vor dem Ausbruch und nach starkem Leiden – lassen dabei immer wieder Platz für kleine Momente des Glücks, wobei klar erkennbar ist, dass sich die beiden Schwestern innerhalb einer Familie mit zehn Kindern sehr nahe stehen.
Ohne Schuldige zu suchen, klagt Ihr Name ist Sabine dennoch in gewissem Sinne eine Gesellschaft an, die psychisch kranke Menschen in Einrichtungen abschiebt. Denn wenn man die Bilder von Sabine vor ihrer Einweisung sieht und mit dem heutigen Zustand dieser noch immer jungen Frau vergleicht, gerät man ins Grübeln. Wie ist es möglich, dass aus einer strahlenden, wenn auch teilweise unberechenbaren jungen Frau, eine heute schwergewichtige, nicht mehr schöne, medikamentensüchtige Dauerpatientin wurde? So heisst es in einer Rezension “Sabine ist nicht wiederzuerkennen, als sie fünf Jahre später und 30 kg schwerer sabbernd und komplett unselbständig in ein kleines Projekt entlassen wird.”
Ines Kappert hat ein Interview mit Sandrine Bonnaire in der taz geführt, in dem die Schauspielerin ihre Gründe für diesen einzigartigen Dokumentarfilm darlegt. Sie habe sich sogar bereits an den französischen Premierminister Nicolas Sarkozy gewandt, um kleine Betreungswohngruppen für geistig Behinderte zu bewirken. Eine menschliche, ausreichende Behandlungs- wie Wohnform für Behinderte in Frankreich ist für die Regisseurin jedoch noch lange nicht gegeben – es gibt viel zu tun. Nicht zuletzt deswegen bemüht sich Sandrine Bonnaire, ihren Film so oft wie möglich selbst auf Festivals zu präsentieren.
Ihr Name ist Sabine – ab dem 15. Januar 2009 in ausgewählten deutschen Kinos.