Sharknado & und der Internethype des Grauens

20.07.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Sharknado
The Asylum/moviepilot
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Habt Dank, liebe Filmfreunde des schlechten Geschmacks, dass ihr uns mit Sharknado eine besonders übel riechende Haifischflossensuppe eingebrockt habt. Ein Aufreger über den Internethype des bedauernswertesten “Film” des Jahres und dessen Folgen.

Vorwort: Für die Recherche dieses Artikels wurden keine Redakteure verletzt oder getötet und setzten sich freiwillig dem zu behandelnden Film aus. Einige graue Zellen mussten jedoch auf schmerzvolle Weise ihr Leben lassen. Diesen Zellen ist folgender Artikel gewidmet. Ruhet in Frieden!

Gemeinsam sind wir stark. Als Internetcommunity, die an einem DSL-Strang ziehen, können wir heutzutage Wunder vollbringen. Wir haben Fernsehsender dazu gebracht, Serien gegen ihren Willen zu verlängern (Chuck), eingestellte Fernsehserien ins Kino gebracht (Serenity – Flucht in neue Welten), wir finanzieren mittlerweile sogar Kinoprojekte (The Goon, Veronica Mars). Das Leben 2.0 kann so wunderbar sein – doch gleichzeitig auch so ekelhaft stinkend wie ein abgehalfterter Beverly Hills, 90210 Schauspieler in den Innereien eines Hais. Ein Aufreger der Woche über etwas – nennen wir es mal “Film” – der schnell wieder in Vergessenheit hätte geraten sollen, aber auf der viralen Welle des Irrsinns zu Ruhm und Unsterblichkeit ritt.

Vom Twittertäter zum Haifischopfer
Es hätte so einfach sein können. Wie andere Co-Produktionen des Produktionsstudios The Asylum und dem US-Fernsehsender Syfy hätte auch Sharknado – Genug gesagt! schnell produziert, schnell ausgestrahlt und schnell wieder vergessen werden können. Die bescheidenen Quoten der Erstausstrahlung am 11. Juli lagen selbst unter dem Senderdurchschnitt. Danach also nur noch schnell die Videotheken beliefert, wo der “Film” die üblichen Verdächtigen bespaßt hätte, die bereits Mega Shark vs. Giant Octopus als vergoldete Sammleredition zu hause stehen haben, und der “Film” hätte in Vergessenheit geraten können. Aber es sollte anders kommen. Kurz nach der Erstausstrahlung entwickelte sich ein regelrechter Tweetnado, der mit 5000 Tweets pro Minute tobte. Ein Sturm der Begeisterung, Entrüstung und völligen Entsetzens. Ohne ihn überhaupt gesehen zu haben, versteht sich. Die Mikoblogger mögen schnellen und lustigen Content, aber keine Zeitverschwendung. Hochgerechnet hätte die Quote wesentlich höher ausfallen müssen, wenn diese 5000 Twitterer pro Minute den “Film” wirklich gesehen hätten.

Mit dem Medienhype hat das Internet nicht nur dafür gesorgt, dass Sharknado – Genug gesagt! in aller Munde war, sondern machten auch aus The Asylum eine Art Rockstar des Trashs. Das Studio war nie sonderlich bekannt beim gemeinen Filmvolk, doch nun genießt das Studio den Ruf eines coolen Underdogs.

Sharknato? Sharknado!
Aber was fand die twitternde Masse überhaupt an dem “Film”? Eine Frage, die sich seit Snakes on a Plane jeder selbst beantworten kann. Eine filmdominierende und dabei absolut hirnrissige Idee, verpackt in einem überspitzten Trailer und fertig ist die virale Bombe. Wobei der Hype alles andere als geplant war. Regisseur Anthony C. Ferrante und Autor Thunder Levin ist das Phänomen um ihren “Film” selbst ein Rätsel. Sie geben zu, ein Filmprojekt wie Sharknado kriegt selbst bei The Asylum nicht jeden Tag grünes Licht und dass sie der Filmtitel allein überzeugte, beim Projekt mitzumachen. Levin dachte ursprünglich, der Film hieße Sharknato und sah vor seinem geistigen Auge bereits, wie die Armee eine Haiinvasion in Europa zurückschlägt. Aber Haie in einem Tornado waren auch ok. Ironischerweise stand dem “Film” trotz – oder wegen? – des Killertitels kein Werbebudget zur Verfügung. und der Hype hätte sie völlig kalt erwischt.

Gibt es überhaupt Argumente, die für den “Film” sprechen? Einerseits die Besetzung von Beverly Hills, 90210 Star Ian Ziering als surfender Actionheld. Ein Traum! Auch die Castingentscheidung American Pie – Wie ein heißer Apfelkuchen Blondie Tara Reid als Mutter zweier fast erwachsener Kinder ist irgendwie niedlich-absurd. Nicht zu vergessen, die preisverdächtigen VFX von Supervisor Emile Smith, der auch an Projekten wie Buffy – Im Bann der Dämonen, Firefly ‒ Aufbruch der Serenity oder Rango mitarbeitete (echt jetzt!). Er und sein 7-köpfiges Praktikantenteam holten das letzte aus ihren Taschenrechnern, um Sharknado – Genug gesagt! mit den Effekten auszustatten, die der “Film” verdient.

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