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Shaggy 2 Dope - F. T. F. O.

10.03.2016 - 16:46 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Too Cool for School - Shaggy 2 Dope
Psychopathic
Too Cool for School - Shaggy 2 Dope
7
2
Ausgezeichnet produzierter und performter Steroidenrap der halben Insane Clown Posse

Jahr: 2006

Genre: HipHop

Singles: -


Wer mit der Insane Clown Posse vertraut ist, der wird auch wissen, dass Shaggy 2 Dope immer etwas die 2. Geige spielt, und tendenziell ein wenig hinter seinem Rap-Partner Violent J steht (obwohl sich dies auf den letzten paar Alben drastisch gebessert hat). Oftmals ist er für die Refrains zuständig, fungiert als Hype-Man, bekommt bei einem dreistrophigen Song genau eine Strophe und ist generell nur für einzelne Zwischenrufe gut. Dafür bekommt er als Entschädigung hin und wieder auch mal Beinahe-Solosongs spendiert. Diese Solo-CD ist von daher für alle interessant, die wissen wollen, wie der schlankere psychopathische Clown klingt, wenn er gerade nicht im Schatten seines Kollegen steht.

Dabei zuerst einmal das Wichtigste: das hier ist vorwiegend KEIN Horrorcore-Album. Es handelt sich hier um subgenreunabhängigen HipHop, der auch nur auf Einzeltracks mit der Dark Carnival-Mythologie von ICP zu tun hat. Dieses Album ist Shaggys eigenes Werk, und es funktioniert auf ganz andere Art und Weise - den Fehler, auf ein "inoffizielles" Album des Duos zu hoffen, darf man nicht machen. Violent J ist bei dem ein oder anderen Track zwar im Background zu hören, dennoch beschränkt sich dessen Zutun auf eben diese Tätigkeit.

ICP würden aufgrund ihrer Vielzahl an Gimmicks, ihres eigens erschaffenen Universum des Dark Carnivals angefangen über ihre Subkultur des Juggalos, des theatralischen Aufbaus der Songs, des teils hirnverbrannten Humors, der Gruselshow-Atmosphäre und etlichen weiteren Kriterien von den meisten Straßenrappern nicht ernstgenommen werden. Nun ist Shaggys Album vorwiegend ein Streetalbum. Ein Marketingtrick, eine Ausweitung auf eine größere Zielgruppe? Durchaus möglich. Jedenfalls scheint Shaggy durch Tracks wie "Keep it Scrubbin'" beweisen zu müssen, wie hart er ist. Dafür scheint er auch vergessen haben, dass sich die ICP gegen jegliche Diskriminierung ausspricht - ja, auch gegen Homophobie. Und zwar widerholt. Aber ich schätze, wenn man als Horrorcore-Künstler Streetcred beweisen will, ist der obligatorische Schwanzvergleich wohl notwendig. Schadet der Qualität aber nicht.

Was sich kaum einer vor Augen hält, Joseph Ustler und Joseph Bruce, so ihre echten Namen, sind tatsächlich in Armut aufgewachsen. Sie sind - obwohl weiß und dick (Shaggy letzteres DEUTLICH weniger als J) - wohl näher am Ghetto dran als so mancher selbsternannter Gangstarapper. "F. T. F. O." ist eben eine der sehr wenigen Gelegenheiten, bei denen einer der Beiden diesen Umstand ansprach. Und Songs wie "They Shootin'" oder "Half Full" könnten gut von einem vollwertig anerkannten Straßenhasen stammen. Andere Songs des Album (der Titeltrack "Fuck the Fuck Off" oder "Always Fuckin' with Us" mit den Horrorcore-Kollegen Twiztid) sind offensive Testosteron-Nummern, die einem nach gewohnter Struktur erläutern, warum DU keine Chance hast und ein Würstchen bist. Aber freilich kann Shaggy nicht ganz ohne seine Horrorcore-Wurzeln und so sind verstreut über das Album doch hin und wieder Momente des ominösen Subgenres zu finden ("Red Moon", "Meltdown", "Make it Happen"). Oftmals gehen Straßen- und Horrorcore-Rap auch Hand in Hand, so geht es in "Pull me Over" um Polizistenmord.

Die Frage ist: hat Shaggy 2 Dope mit "F. T. F. O." ein gutes Album geschaffen? Ja. Wenn nicht unbedingt durch sprachliche Komplexität, durch viel Charisma, überzeugendes Auftreten, und durch ungewöhnlich starke Präsenz, bei der man sich fragt, weshalb er auf ICP-Alben nicht mehr vom Rampenlicht abbekommt. Produzent Mike E. Clark sollte an dieser Stelle ebenfalls sein gebührendes Lob bekommen, denn er hat hier durch eine Palette an überzeugenden und hochwertigen Rapbeats, die mich einmal mehr ins Grübeln versetzen, warum dieser Mann nicht zu den Top-Producern der HipHop- und Popszene zählt, ordentlich zur Unterhaltung beitragen. Alles in Allem ist "F. T. F. O." eine ungemein vergnügliche Platte geworden. Zwar weist sie nicht die Originalität eines beliebigen ICP-Albums auf (weil Gruselrap immer kreativer ist als Brust-raus-Bauch-rein-Mucke), ist aber doch um einiges hochwertiger und amüsanter als ihre schlechteren Werke. Fazit: macht auf jeden Fall ordentlich Bock auf mehr.


Tracklist:

1. Prequel [Intro]

2. Fuck the Fuck Off

3. Keep it Scrubbin'

4. Forever & Always

5. Make it Happen

6. Memories

7. Meltdown

8. They Shootin'

9. Half Full

10. Always Fuckin' with Us

11. Pull me Over

12. Ball Bounce

13. Red Moon

14. Owl Face Hoe

15. Cobwebs in the Attic

16. It's About Time

17. Your Life

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