Schnitte statt Schlitzerei an Halloween

05.11.2011 - 07:00 Uhr
Kein Horror an Halloween
Warner Bros./Toby Ord/Senator Film/moviepilot
Kein Horror an Halloween
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Manchmal genügt das Fernsehprogramm, um so richtig zu kochen. In diesem Fall ist aber gar nicht die Qualität entscheidend, sondern die Ausstrahlungszeit, die uns vor allem an Halloween wieder den ein oder anderen Film vergällt hat.

Alle paar Minuten klingeln Kinder an der Türe, um Süßigkeiten abzugreifen, überall hängen schon angegammelte Kürbisse mit selbstgeschnitzten Fratzen, es wird ein Feiertag zelebriert, der bei uns keiner ist – es gibt zahlreiche Gründe, Halloween nicht besonders leiden zu können. Am allerschlimmsten ist jedoch stets der Blick in die Fernsehzeitschrift, wenn wieder einmal Halloween ansteht. Und auch dieses Jahr war es kein Stück anders.

Wer sein TV-Gerät nicht schon entsorgt hat, der kann den Aufreger der Woche sehr gut nachvollziehen, denn es geht um zerfledderte Horrorfilme.

Jedes Jahr Enttäuschungen
Was ist sie nicht schön, die Vor-Halloween- und die Halloween-Zeit. Nein, mit Freude auf das eigentliche Ereignis hat das nichts zu tun, sondern vielmehr mit dem Wasser im Mund, das einem beim Durchblättern der Fernsehzeitung zusammenläuft, denn eine ganze Reihe vielversprechender Horrorfilme und Thriller werden Jahr für Jahr angekündigt. Genre-Liebhaber werden angeheizt, geködert mit dem Versprechen, dass ihr Verlangen nach gruseligen und blutigen Streifen gestillt wird, dass auch sie mal an der Reihe sind und nicht nur Fans von Film-Filmen und nationalen Weltpremieren. Aber dieses Jahr war die Enttäuschung wieder groß, denn was geboten wurde, war in den meisten Fällen keine Schlitzorgie, sondern eine Schnittorgie. Wer freitags 30 Days of Night, samstags The Hills Have Eyes 2, sonntags das Remake Freitag der 13. oder montags Resident Evil: Extinction angucken wollte, musste sich mit zerschnittenen Fassungen zufriedengeben.

Eine Stunde macht den Unterschied
Dass im dem Fernsehzuschauer ständig gekürzte Filme zugemutet werden, ist leider Normalität. Das ist an sich schon bitter, an Halloween, der Zeit des Grusels und Horrors, wird die katastrophale Zerhackstückelung nur noch deutlicher. Wem aber haben wir es zu verdanken, dass blutleere Genrefilme unsere Wohnzimmer heimsuchen? Ganz klar, der FSK! Aber halt, das stimmt in diesem Fall so nicht, denn obwohl die Altersfreigabe in Zusammenhang damit steht, ist es nicht die FSK, die angeklagt gehört, sondern die Fernsehsender gehören an den Pranger. Das Schneiden von Filmen folgt einem einfachen Prinzip: Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft ordnet einen Film einem gewissen Altersegment zu – im Fall von Horrorstreifen ist die Empfehlung meist, nur Erwachsenen den Film vorzuführen (inwieweit die Altersfreigaben korrekt sind oder nicht, soll an dieser Stelle einmal außen vor gelassen werden). Ist ein Film als FSK 18 eingestuft, heißt das keineswegs, dass er nicht im Free-TV gezeigt werden darf, sondern erst ab einer bestimmten Zeit, nämlich 23 Uhr. Um den attraktiven und zuschauerstarken Sendeplatz ab ca. 22 Uhr belegen zu können, zeigen Fernsehsender eine Version, die auf FSK 16 runtergeschnitten wurde. Um eine Stunde früher anfangen zu können, wird ein Film also einiger Szenen beraubt.

Die Möglichkeit besteht
Es ist verständlich, dass keine harten Horrorfilme um 20:15 Uhr laufen. Es ist sogar vollkommen einleuchtend, dass erst ab 23 Uhr die Messer gezückt werden und das Blut fließt. Warum in drei Gottes Namen nutzen Sender diese Möglichkeit nicht, sondern bringen stattdessen eine kastrierte Variante? Sicherlich müsste die Programmgestaltung dem angepasst werden, aber zumindest an Halloween sollte das doch mal möglich sein. Es ist schlicht sinnlos, einen Slasher wie Freitag der 13. um 22:40 Uhr starten zu lassen, wenn 20 Minuten später eine wesentlich radikalere Fassung gezeigt werden dürfte. Warum muss Der Rasenmäher-Mann um 20:15 Uhr ausgestrahlt werden, wenn ab 22 Uhr keine Schnitte mehr notwendig wären.

Wir in Deutschland folgen schon seit Jahrzehnten einem durchgeplanten Programmmmuster, das mit den Nachrichten beginnt, in den ersten Spielfilm übergeht, um dann ab ca. 22 Uhr den zweiten Film einzuläuten. Wir haben uns daran gewöhnt, die Sender bedienen diesen Ablauf. Aber das funktioniert eben nicht, wenn bestimmte Filme gezeigt werden sollen, die erst später am Abend laufen dürfen.

Also, liebe Programmgestalter, bitte, bitte, bitte überdenkt doch diese Praktik noch einmal und lasst wenigstens an Halloween die Filme später und (möglichst) ungeschnitten beginnen, dann ist dazu auch kein Aufreger der Woche mehr nötig.

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