Sailor Moon Eternal startet bei Netflix: Jetzt können die Avengers einpacken

04.06.2021 - 17:25 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
Sailor Chibi Moon (links) und Sailor Moon in Pretty Guardian Sailor Moon Eternal auf Netflix
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Sailor Chibi Moon (links) und Sailor Moon in Pretty Guardian Sailor Moon Eternal auf Netflix
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Die Anime-Serie Sailor Moon prägte in den 90ern eine Generation. Netflix liefert mit dem zweiteiligen Film Pretty Guardian Sailor Moon Eternal neues Nostalgie-Futter – und Avengers-Konkurrenz.

"Sag das Zauberwort und du hast die Macht!" – sobald ich diesen Satz nur lese, läuft das komplette Intro zu Sailor Moon in meinem Kopf ab. Ich bin, wie viele andere Millennials auch, mit Sailor Moon, Sailor Mars, Tuxedo Mask und der sprechenden Katze Luna aufgewachsen.

Jeden Tag ging es nach der Schule direkt vor den Fernseher, RTLZWEI einschalten. Und am nächsten Morgen mit Freundinnen in der großen Pause darüber diskutieren, was in der Anime-Serie passiert ist. Niemals hätte ich gedacht, dass Sailor Moon 20 Jahre später immer noch ein Thema ist – dank Netflix.

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Seit dem 3. Juni 2021 hat der Streaming-Anbieter den Film Pretty Guardian Sailor Moon Eternal: Der Film - Teil 1 und Pretty Guardian Sailor Moon Eternal: Der Film - Teil 2 im Angebot. Zwar gab es seit den 90ern mit Sailor Moon Crystal bereits ein Reboot der Anime-Serie, das sich auch optisch mehr an der Manga-Vorlage orientierte. Die Fans scheinen trotzdem ausgehungert: Zum Release-Tag landete der Hashtag zu den Filmen unter den Trending Topics  der deutschen Twitter-Sphäre.

Zu recht, übrigens. Schließlich kann jetzt eine ganz neue Generation herausfinden, warum Sailor Moon und Co. die besseren Avengers sind.

Was passiert in Pretty Guardian Sailor Moon Eternal?

Inhaltlich greifen Pretty Guardian Sailor Moon Eternal: Teil 1 und Teil 2 eine Storyline auf, die vielen aus der 4. Staffel der originalen Anime-Serie bekannt vorkommen dürfte. Der sogenannte Dead Moon Circus kommt in die Stadt und verspricht eine atemberaubende Show. Doch die ist nur eine Tarnung: Eigentlich will die Organisation um die böse Königin Nehellenia die Erde in einen Planeten des Todes verwandeln und nicht mehr nur über die dunkle Seite des Mondes herrschen.

Die Einzigen, die sich ihr in den Weg stellen können, sind natürlich die Sailor-Kriegerinnen und Sailor Moons Partner Tuxedo Mask, der einmal mehr vor allem durch beeindruckende Nutzlosigkeit besticht. Unterstützt werden sie dabei unter anderen vom feuchten Traum eines jeden Pferdemädchens, einem sprechenden Pegasus. Und Luna und Artemis, die hilfreichsten Tier-Sidekicks, seitdem es Katzen gibt, sind natürlich auch dabei.

Guckt euch hier den Trailer zu Pretty Guardian Sailor Moon Eternal an:

Pretty Guardian Sailor Moon Eternal Der Film - Trailer (Deutsch) HD
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Wenn ihr gehofft habt, durch die Filme einen selbsterklärenden Einblick in eines der größten Anime- und Manga-Phänomene unserer Zeit zu bekommen, muss ich euch leider enttäuschen: Sailor Moon Eternal ist nichts für Neu-Einsteiger:innen. Wer sich vorher noch nie mit dem Sailor-Universum auseinandergesetzt hat, wird keine Ahnung haben, was zur Hölle da gerade passiert. Ein bisschen so, als würde jemand ohne jegliches Vorwissen Avengers 4: Endgame gucken – und das ist überraschenderweise nicht die einzige Parallele zum Marvel Cinematic Universe.

Sailor Moon und die Avengers haben ziemlich viel gemeinsam

Natürlich ist Sailor Moon das, was gemeinhin als "girly" bezeichnet wird. Der überwältigende Teil der Protagonistinnen ist weiblich, die Optik der Serien und Filme mehr Card Captor Sakura als Attack on Titan. Sailor Moon besitzt weder die Mainstream-Coolness der Marvel-Filme, noch nimmt es sich selbst allzu ernst, wenn die Erde mal wieder kurz vor der Auslöschung steht.

Trotzdem: Auch Sailor Moon hat ein Ensemble aus verschiedenen Charakteren mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Zum engsten Kern (Inner Senshi), den Avengers quasi, gehören Sailor Moon, Sailor Merkur, Sailor Mars, Sailor Jupiter und Sailor Venus. Und dann gibt es noch die Sailor-Kriegerinnen des äußeren Kreises (Outer Senshi), die nur dann auftauchen, wenn alles so richtig schlecht läuft, die Captain Marvels quasi.

Teil 1 von Pretty Guardian Sailor Moon Eternal etabliert den Konflikt (vermeintlich übermächtige Kräfte möchten die Menschheit auslöschen), lässt die Inner Senshi schließlich scheitern und endet auf einer negativen Note: alles scheint verloren. Erinnert das sonst noch jemanden an das Ende von Avengers 3: Infinity War? Ja? Gut. Es gibt sogar eine Post-Credit Szene!

Einer der größten Unterschiede zwischen Königin Nehellenia und Thanos: Sie hat das bessere Outfit.

Teil 2 beginnt verhältnismäßig ruhig. Die Outer Senshi führen ein vergleichsweise normales Leben. Sie wissen, dass schreckliche Dinge passieren, ihnen fehlen aber die Möglichkeiten, einzugreifen. Wir erinnern uns: auch zu Beginn von Avengers 4: Endgame schien die Lage aussichtslos. Schließlich finden sie doch einen Weg, Sailor Moon und ihre Freundinnen zu reaktivieren, der Kampf kann von neuem beginnen und alle Sailor-Kriegerinnen des Universums stellen sich vereint der Superbösewichtin entgegen.

Am Schluss wird mit der Offenbarung weiterer neuer Sailor-Kriegerinnen auch direkt die nächste Generation angekündigt, also quasi die Zukunft des Sailor-Universums zementiert. Wenn das nicht Marvel ist, dann weiß ich auch nicht.

Klar kann man es albern finden, über wie viele verschiedene Kraftkristalle und Planetenkonstellationen gesprochen wird. Es ist oft extrem albern. Aber: Ist es wirklich alberner als das, was uns bei klassischen Superheld:innen-Filmen so erzählt wird? Lasst uns nicht vergessen, dass große Teile der letzten beiden Avengers-Filme daraus bestanden, die Infinity-Steine zusammenzutragen, die mit den unterschiedlichen Farben und dem goldenen Handschuh übrigens eins zu eins aus Sailor Moon stammen könnten!

Netflix, wann kommt endlich das Sailor Moon Cinematic Universe?

Als ich ein Teenager war, gab es noch kein MCU. Meine Superheld:innen hießen Sailor Neptun oder Vegeta aus Dragon Ball Z und teilten sich mit mir ein Sternzeichen beziehungsweise ein Aggressionsproblem. Heute haben es Geschichten, die in Mangas oder Comics generell ihren Ursprung hatten, vom vermeintlichen Nerd- oder Kinder-Thema in den Mainstream geschafft. Hier ist genug Platz für Sailor Moon und Marvel. Deswegen nehmt mir nicht übel, was ich jetzt schreibe.

Auch wenn Pretty Guardian Sailor Moon Eternal mich nicht auf allen Ebenen abgeholt hat, hat es mir nämlich eine Sache klar gemacht: Eigentlich sind die Sailor-Kriegerinnen eine bessere Version der Avengers – zumindest für mich. Sailor Moon und die anderen Sailor-Kriegerinnen retten vielleicht in regelmäßigen Abständen die Erde, im Kern sind sie aber trotzdem Teenagerinnen.

Wenn sie nicht gerade die Welt retten, gehen die Sailor-Kriegerinnen zur Schule

Gerade in der Anime-Serie, mit der ich aufgewachsen bin, ging es neben immer komplexer werdenden Kämpfen vor allem um die erste große Liebe, nervige Hausaufgaben und die Wünsche und Träume von jungen Frauen. Wenn etwas in einem Kampf schiefläuft, wird auch mal gestolpert oder schreiend das Weite gesucht. Sailor Moon ist fehlbar, selbstgerecht und trottlig, ohne dabei augenzwinkernd in Richtung des Publikums klarstellen zu müssen, dass sie trotzdem cool ist.

Es ist diese Liebe zum Nebensächlichen, die auch Pretty Guardian Sailor Moon Eternal so gut macht. Motzige Teenager zwischen Schokokuchen, Selbstzweifeln und der Rettung der Welt? Da fühle ich mich abgeholt. Nicht von noch mehr durchtrainierten Superheld:innen, deren Charaktertiefe sich dadurch ausdrückt, dass sie nachdenklich Whiskey trinken und aus verglasten Luxus-Gebäuden über die Stadt blicken. Lasst mich in Ruhe mit den Avengers, ich bin bereit für das Sailor Moon Cinematic Universe.

Mehr MCU-Kritik im Podcast: The Boys brilliert, wo Marvel & DC versagen

The Boys brilliert beim Umgang mit queeren Figuren und zeigt Marvel und DC, wie man es richtig macht.

Während bei Disney und den anderen großen Film-Studios penibel darauf geachtet wird, das konservative Publikum nicht zu verschrecken, geht The Boys in Vollen. Die Superheld/innen-Satire nimmt die Queerbaiting und andere Unarten des Marvel Cinematic Universe & Co. aufs Korn und entlarvt schonungslos die homophoben Klischees unserer Gesellschaft. Dabei werden die queeren Figuren (fast) immer mit dem gebührenden Respekt und Sensibilisierung für das Thema behandelt – finden Andrea Wöger und Max Wieseler.

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Wie fandet ihr Pretty Guardian Sailor Moon Eternal?

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