Ulrich Seidl ist einer jener Filmemacher, dessen Filme wir so schnell nicht wieder vergessen, weil sie kompromisslos und unverzeihlich die Abgründe des Alltags nachstellen. Dinge, die wir allzu gerne verdrängen, die sich aber gerade in der Nachbarswohnung abspielen könnten. Ganz ohne Sensationslust stellt er sich mit Filmen wie Hundstage und Import-Export gegen das Verdrängen der moralischen Grauzonen und menschlichen Schattenseiten, denen wir so gerne aus dem Weg gehen. Den zweiten Film seiner Paradies-Trilogie, Paradies: Glaube, könnt ihr euch heute auf Arte ansehen.

In der deutsch-österreichischen Koproduktion Paradies: Glaube aus dem Jahr 2012 führt uns der Wiener Ulrich Seidl in das Eigenheim von Anna Maria, einer erzkatholischen Österreicherin, die mehrmals täglich betet und auch ihr Umfeld missionieren möchte. Maria Hofstätter, die zu Seidls Stammpersonal gehört und jede seiner noch so verzwickten Rollen schmerzlich zu verkörpern weiß, spielt die religiöse Protagonistin. Ihr Ehemann Nabil (Nabil Saleh) ist Moslem und kehrt nach jahrelanger Abwesenheit nach Hause zurück. Dass sich hier im Kleinen ein Krieg um große Überzeugungen entfacht, versteht sich von selbst.

Paradies: Glaube konnte in Venedig den Spezialpreis der Jury abräumen und in Sevilla die Auszeichnung für das Beste Drehbuch mit nach Hause nehmen. Dass es überdies massig Kritik der katholischen Kirche an Ulrich Seidls Paradies: Glaube hagelte, ist wohl ein weiterer Grund, neugierig auf das Werk zu sein.

Heute im TV: Paradies: Glaube
Sender: Arte
Zeit: 22.05 Uhr

Religiöser Kleinkrieg in Ulrich Seidls Paradies: Glaube heute auf Arte

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