"Rechtswidrige Knebelverträge": So läuft es bei Heidi Klum und Germany's Next Topmodel wirklich hinter den Kulissen ab

10.02.2023 - 17:26 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Germany's Next Topmodel
ProSieben
Germany's Next Topmodel
0
0
Das Magazin Der Spiegel enthüllt die Verträge, die Teilnehmerinnen bei Germany's Next Topmodel unterzeichnen müssen. Und spricht mit Ex-Kandidatinnen über angeblich manipulierte Drehs.

Knapp eine Woche vor dem Start der neuen Staffel steht Germany's Next Topmodel in der Kritik. Schon wieder. Bereits im vergangenen Jahr hatten sich verschiedene Ex-Kandidatinnen an die Öffentlichkeit gewandt und die ProSieben-Show angeklagt: Von Manipulationsvorwürfen, Bloßstellungen und regelrechtem Psychoterror war die Rede.

Der Spiegel  veröffentlichte am Freitag eine Recherche, die die bekannten Vorwürfe erhärtet und gewährt einen Blick in die berüchtigten Knebelverträge, die Kandidatinnen vor der Heidi Klum-Show unterschreiben müssen. In dem Artikel kommen unter anderem Ex-Kandidatinnen wie Lijana Kaggwa und ein Rechtsanwalt zu Wort. Zudem wurde der Sender ProSieben konfrontiert. Wir fassen die neuen Vorwürfe zusammen.

Germany's Next Topmodel soll Verträge haben, die selbst Anwälte alarmieren

Wer bei Germany's Next Topmodel teilnimmt, muss einen Vertrag unterschreiben. So weit, so gängige Fernsehpraxis. Klassischerweise verpflichten sich Teilnehmende dazu, nichts vor der Ausstrahlung auszuplaudern und stimmen zu, dass das Material mit ihnen ausgestrahlt und auch auf anderen Kanälen ausgespielt werden darf.

Heidi Klums Casting-Show soll hier aber weiter gehen als andere Formate. Laut dem Hamburger Rechtsanwalt Jörg Nabert handelt es sich um "rechtswidrige Knebelverträge", die die Teilnehmerinnen unterzeichnen müssen.

  • Wer es in die Top 3 schafft, muss anschließend mit einer festgelegten Agentur zusammenarbeiten. Wer dieser Regelung nicht zustimmt, darf gar nicht erst an der Show teilnehmen.
  • Zu Beginn war das die Firma von Heidi Klums Vater Günther Klum, mittlerweile handelt es sich um die Künstleragentur SAM, die laut Spiegel mehr mit Influencer-Themen als High Fashion zu tun hat.
  • Der Vertrag bindet die Frauen zwei Jahre an die Agentur. Eine Regelung, die Nabert zufolge nicht branchenüblich ist. Günther Klum widerspricht dem Vorwurf gegenüber dem Spiegel.
  • Dem Spiegel zufolge bestreitet ProSieben, dass die Ex-Teilnehmerin nur mithilfe anwaltlicher Unterstützung die Agentur verlassen dürfen.

Die Einzigen vor der Kamera, die für die Dreharbeiten Geld bekommen, sind angeblich Heidi Klum und die (Gast)Juror:innen

Das Format hält sich außerdem offen, wie sie die Teilnehmerinnen in der Show darstellt. Germany's Next Topmodel kann somit Personen wie Tessa Bergmeier als "Zicken" stilisieren, ohne dass die sich anschließend effektiv dagegen wehren können. Im Detail sieht das so aus:

  • Die Teilnehmerinnen stimmen Aufnahmen zu, sie "in einer ihr selbst nicht gefallenden Art und Weise präsentieren". Es heißt laut Spiegel in den Verträgen: "Über sich hieraus eventuell für sie ergebende Belastungen ist sich die Mitwirkende bewusst".
  • Es wird angeblich gefordert, dass die Kandidatinnen "ein hohes Maß an Aktivität und Engagement" zeigen.
  • Bei Bedarf würden "inhaltliche Vorschläge" durch die Show-Leitung gemacht und durchgesetzt.

Für die Dreharbeiten selbst bekommen die Kandidatinnen laut der Spiegel-Recherche kein Geld. Nur die Aussicht auf einen "Modelvertrag inklusive Fixgehalt" – dafür müssen sie es aber zumindest in die Top 3 schaffen.

Manipulierte Challenges und Psychoterror: So sollen die GNTM-Drehs ablaufen

Der Artikel wirft zudem einen Blick hinter die GNTM-Kulissen. Für diesen Teil befragte der Spiegel etwa Lijana Kaggwa, die im Frühling letzten Jahres Heidi Klum, Germany's Next Topmodel und ProSieben mit einem YouTube-Video unter Druck gesetzt hatte. Die bereits bekannten Vorwürfe werden hier von ihr bekräftigt. Als Zicke hingestellt zu werden, sei kaum auszuhalten gewesen, sagt sie: "Nach Germany's Next Topmodel bist du verbrannt."

ProSieben beteuert, es sei nie das Ziel gewesen, Kandidatinnen falsch darzustellen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt. Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

YouTube Inhalte zulassenMehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Doch Kaggwa ist nicht die einzige, die gegenüber dem Spiegel auspackt. So sagt etwa Ex-Teilnehmerin Kera Rachel Cook: "In der Show sucht man ständig nach Möglichkeiten, um das Stresslevel der Teilnehmerinnen zu erhöhen und sie vor dem Fernsehpublikum bloßzustellen." Als sie an der Show teilgenommen habe, hätten die Models in High Heels auf Gepäckbändern am Flughafen posieren müssen. Die Bänder liefen derweil weiter.

Gestürzt sei laut ProSieben bei der "Challenge" keine der Frauen. Zudem sei die Umgebung abgesichert worden.

Dass die Show von dramatischen Challenges lebt, ist allerdings klar. Laut Ex-Teilnehmerin Kaggwa sollen Mitglieder der Crew auch mal nachgeholfen und die Füße von Kandidatinnen eingecremt haben. Damit sie beim Walk ausrutschen.

Ob sich durch die neuen Vorwürfe etwas an der Grundausrichtung der Show ändern wird, ist fraglich. Heidi Klum hat die Kritik an GNTM in der Vergangenheit konsequent ausgesessen. Der Druck auf die Model-Sendung wird jedoch immer größer.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News