Peter Alexander gestorben

13.02.2011 - 16:38 Uhr
Servus, Peter
ARD
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Ein großer Charaktermime war er sicher nicht, aber geschauspielert hat er: Peter Alexander starb im Alter von 84 Jahren.

Der Peter ist tot. Und damit die Welt wieder ein Stück kleiner geworden. Vielleicht muss man in den 80er Jahren aufgewachsen sein oder noch früher, um den Verlust von Peter Alexander tatsächlich zu verstehen. Es fiele sonst zu leicht ihn als Relikt aus Omas Tagen abzutun, als Show-Fossil, das sich längst überlebt hatte.

Und natürlich ist die leise Wehmut, die sich mir bei der Nachricht seines Todes einstellte eine andere, als damals, als Dennis Hopper oder River Phoenix starben. Peter Alexander war 84 und hatte ein langes, erfolgreiches Leben – es wäre albern zu sagen, er ging viel zu früh oder er hatte noch soviel vor. Nach dem Tod seiner Frau und seiner Tochter, die im Abstand weniger Jahre starben, hatte er womöglich auch einfach keine Energie mehr.

Doch warum überhaupt einen Nachruf auf einer Filmseite? War Peter Alexander nicht ein “Unterhaltungs-Fuzzi” und kein Schauspieler? Ja und nein. Er war etwas, das es in Deutschland nicht so oft gab: Er war Entertainer. Jemand, der singen, tanzen, Musik machen, moderieren und spielen konnte und sich ungern auf etwas festlegen ließ. Ein wenig wie Harald Juhnke, auch wenn der der bessere Schauspieler und schlechtere Sänger war.

Peter Alexanders filmisches Werk ist eher der Klamotte zuzurechnen. Werke wie Die Abenteuer des Grafen Bobby oder Liebe, Jazz und Übermut, Hurra, die Schule brennt! oder Im weißen Rössl sind wohl kaum Sternstunden des ingesamten eher funkelarmen deutschen Nachkriegsfilms. Aber als Achtjähriger hab ich den Kram trotzdem geliebt, wenn er im Nachmittagsprogramm wiederholt wurde. Ich kann heute noch manche Songroutine von Graf Bobby und seinem Mucki mitsingen und verglichen mit Zwei Nasen tanken Super und ähnlichem Schrott, waren die alten Alexander-Filme zumindest handwerklich sauber produzierte Unterhaltung.

Außerdem war ich ein Kind und fand damals auch alle Spencer/Hill-Filme urkomisch, und wie sie gehörte Alexander einfach dazu. Einmal im Jahr gab es die Peter-Alexander-Show die mit einem heute unvorstellbarem Aufwand als Spektakel produziert wurde, in dem Sketche, Parodien, große Shownummern, Revue und Musik sich in etwas piefiger, aber trotzdem sympathischer Weise vereinten.

Denn “der Peter” war einfach unglaublich sympathisch – ganz ohne Ironie und Augenzwinkern. Wo man bei Florian Silbereisen und anderen anbiedernd jovialen Volksmusikanten kleine Klötze kotzen möchte, schaffte es Peter Alexander selbst den peinlichen Sachen eine gewisse Würde zu verleihen. Ja er schnulzte, ja er war ein Schwiegermuttertraum und doch war da auch immer ein sympathisches Quentchen Selbstironie und das Gefühl das es ihm wichtiger war gut zu unterhalten, als als “cool” rüberzukommen.

Er war ein Gentleman – das klingt wieder spießig, beschreibt aber ganz gut meinen Eindruck von ihm. Er konnte in Kinoklamotten mitspielen und herumkaspern, konnte Swing-Musik präsentieren oder sich in einem Verkleidungsmarathon über das jeweils aktuelle TV-Programm lustig machen – immer tat er es mit Elan und einer vielseitigen Professionalität die mir selbst dann Respekt abnötigte, wenn ich das Endergebnis nicht ganz überzeugend war – oder auch einfach nicht die richtige Zielgruppe war. Natürlich weiß ich nicht ob es so war, aber Peter Alexander wirkte immer, als würde er seine Zuschauer respektieren.

Was eine Selbstverständlichkeit sein sollte, aber leider eher die Ausnahme ist, wenn man die Geisteshaltung vieler TV-Produktionen kennt. In einer ZDF-Show zu seinem 80 Geburtstag, an der Alexander selbst nicht teilnahm und die sich in oft schwülstigen Anekdoten und peinlichen Erinnerungen von Weggefährten erging, war sein kurzer Einspieler, in dem er zuhause bei sich einen Song eingesungen hatte, eines der würdigen Highlights einer ansonsten fremdschamreichen Veranstaltung.

Mit Alexander stirbt tatsächlich der letzte einer Generation altmodischer Unterhaltungskünstler, der letzte vom Schlage eines Peter Frankenfeld, Kuhlenkampf oder Juhnke. Zurückgezogen hatte er sich schon seit Jahren, seine letzte Tournee, seine letzte Show waren Ende der 90er. Auch sein Abschied war höflich und würdig, kein peinlicher alter Mann, der auf der Bühne seine Texte vergaß und nicht wahrhaben will, das seine aktive Zeit vorbei war.

Das dem beruflichen jetzt auch der private Abschied folgte, ist folgerichtig. Er ging nicht zu früh, aber es war schön, dass es ihn gab. Mit Schmalz und Schmäh und allem.

In diesem Sinne, machs gut, und danke für die schönen Kindheitserinnerungen.

Zum Abschied ein kleiner skurriler Clip von Peter Alexander in einer Special-Episode von Die Muppet Show und dem Crooner-Classic “Frühling im Dezember”:


Peter Alexander in der Muppet-Show (2) – MyVideo

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