Manchmal steckt der Aufreger im Detail, er ist nicht offensichtlich, sondern versteckt. Das bedeutet nicht, dass der Inhalt deswegen weniger wichtig ist. Der bekanntermaßen zensierte TV-Film Operation Zucker, der diese Woche im Fernsehen lief, liefert einige dieser versteckten Aufreger.
Mangelnde Flexibilität der FSK und der Happy-End-Zwang stehen diesmal im Fokus beim Aufreger der Woche.
Nicht fröhlich
Oft wird auf die Öffentlich-Rechtlichen eingeprügelt, gnadenlos und mit Wonne. Ich selber nehme mich da nicht aus, denn ARD, ZDF und Co. bieten oftmals reichlich Angriffsfläche. Es ist aber keinesfalls so, dass dort nur zweitklassige, unwichtige und farblose Formate ausgestrahlt werden. Immer wieder gibt es Eigenproduktionen, die nicht nur eine Daseinsberechtigung haben, sondern sogar eminent wichtig sind. Wie der Film Operation Zucker, der diese Woche gesendet wurde. Unter der Regie von Rainer Kaufmann wurde auf das Thema Kinderhandel und -missbrauch eingegangen, wie international das Geschäft mit den schützenswerten Wesen ist und wie der Einfluss höchster Stellen eine angemessene und weitreichende Aufklärung sowie die Zerschlagung der kriminellen Strukturen verhindert. Dass es dabei nicht fröhlich zur Sache geht, dürfte jedem einleuchten. Naja, fast jedem. Wie ihr bereits in den News nachlesen konntet, prüfte die Freiwillige Selbstkontrolle den Film für eine DVD-Veröffentlichung und befand, dass er erst für 16-Jährige freigegeben werden sollte. Um die Ausstrahlung um 20:15 Uhr gewährleisten zu können, wurde eine gekürzte Fassung angefertigt. Damit die Kinder im Anschluss an den Film friedlich einschlafen können.
Probleme über Probleme
Laut FSK überfordere das hoffnungslose Ende der ungekürzten Version junge Zuschauer von 12 oder 13 Jahren. Die These mag stimmen, es lässt sich schwer nachprüfen. Die entscheidende Frage ist allerdings, ob Kinder in diesem Alter mit einem solchen Thema überhaupt konfrontiert werden sollten. Setze ich mich mit meinem kleinen Sohn oder meiner kleinen Tochter hin, um mir im Kreise der Familie einen Film anzugucken, in dem Kinder entführt und missbraucht werden? Ist das nicht schon reichlich schwer zu verkraften? Ein Happy End reißt da kaum noch was raus. Und überhaupt: Seit wann ist Realismus dasselbe wie Pessimismus? Irgendwann muss gelernt werden, dass die Wirklichkeit nicht immer rosarot ist. Das könnte durch ein im Anschluss geführtes Gespräch der Eltern mit ihren Kindern gewährleistet werden. Dann ist es allerdings schon ziemlich spät. Probleme über Probleme. Also überhaupt keine Ausstrahlung um 20:15 Uhr, egal ob gekürzt oder nicht? Nein, die Thematisierung von Kinderhandel und –prostitution hat es verdient, zur Primetime zu laufen. Möglichst vielen Menschen sollen schließlich die Augen geöffnet werden. Aber wie kann dann das Dilemma aufgelöst werden? Mein Vorschlag betrifft eine Modifizierung der Altersfreigaben.