Noch einmal mit Gefühl!

16.05.2008 - 16:03 Uhr
Life on Mars: Original und Remake
BBC / ABC
Life on Mars: Original und Remake
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Zu britisch für Amerika: UK-Serien werden neu gedreht – Life on Mars wird remaked

Daß Amerikaner mit fremdsprachigen Filmen auf Kriegsfuß stehen ist bekannt. Abgesehen von ausgewiesenen Cineasten schaut sich fast niemand nicht-englischsprachige Filme an, denn da es im Gegensatz zu Europa fast keine Synchronisationen gibt und nur OmU-Fassungen gezeigt werden, gelten ausländische Filme als “schwierig”.

Man sollte meinen, daß es Produktionen aus englischsprachigen Ländern deshalb leichter haben in den Staaten ihr Publikum zu finden, aber auch das trifft leider nur bedingt zu. Denn auch wenn die Briten Englisch quasi erfunden haben, bringt ihnen das nur bedingt Vorteile.

Selbst moderate englische Akzente – also alles was über das leicht snobbige Klischee-Britisch hinausgeht, das man in US-Filmen gerne Bösewichte sprechen lässt – stellen US-Zuschauer vor Probleme. Das fieseste Hillybilly-Kauderwelsch wird da noch lieber gehört und besser verstanden, als britischer Arbeiterjargon.

Zudem trifft der Humor und das Lebensgefühl zu selten den Nerv der Zuschauer. Zu unterschiedlich sind die Mentalitäten. Während Amerikaner mit “I love you”s und offenherzigen Emotionsbekundungen um sich werfen, ziehen die Inselbewohner subtilere und zurückhaltendere Arten vor ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
Ironie und Humor ersetzt dort oft die raubauzige Herzlichkeit der Amerikaner. Briten und Amis trennt mehr als nur ein Ozean: Die gesamte Geisteshaltung ist eine andere. Von der unterschiedlichen Bedeutung einiger Redewendungen und Ausdrücke ganz zu schweigen.

Kein Wunder also, daß auch englischsprachige Serien oft nur ein Nischenpublikum in den USA finden und immer öfter Serien für den US-Markt neugedreht werden. Wem Ricky Gervais zu steif und zurückhaltend wirkt, der findet ja vielleicht Steve Carell im US-Office lustig. Wer den Witz von Absolutely Fabulous nicht mag, der lacht ja vielleicht bei Cybill oder High Society. Wem Für alle Fälle Fitz zu intellektuell war, der knabbert ja vielleicht lieber den US-Cracker.

Dazu kommt ein Vermarktungsproblem: UK-Staffeln sind kurz. Während eine normale US-Serien zwischen 18-25 Folgen umfasst, ist eine UK-Serie nur mit 6-13 Folgen pro Jahr dabei. Einer der Gründe, warum UK-Serien auch bei uns einen schweren Stand haben, denn Sender planen lieber langfristig und wollen möglichst feste Serienplätze auf Monate hinaus festlegen.

Doch nicht zwangsläufig muß eine Remake schlechter werden. Die für die USA produzierten Folgen der Ali G.-Show konnten mit der Boshaftigkeit des Originals mithalten. Die US-Adaption von Queer as Folk traute sich sogar noch mehr, als die UK-Miniserie und lief erfolgreich über 5 Staffeln.

Spielshows wie “Wer wird Millionär” und “Popstars” funktionieren auch in fast jedem Land ohne große Änderungen. Schwierig wird es immer dann, wenn eine Serie sehr britisch ist. Wenn sie ihren Charme hauptsächlich aus den Eigenarten und Skurrilitäten der Inselbewohner zieht.

Wer die auch hier ausgestrahlte Serie Life on Mars kennt weiß, daß sie neben des Plottwist der Zeitreise in die 70er, vor allem von ihren sehr englischen Figuren lebt. Wer sich jetzt den Trailer des US-Remakes anguckt, wird wohl schmerzlich zusammenzucken. Denn alles was rau, realitätsnah und brutal wirkte, erscheint in der US-Fassung geleckt und wie ein cool getrimmter Werbeclip. Wie die “Studio 54”-Episode in Austin Powers-Goldmember. Ähnlich wie Fawlty Towers von dem es gleich drei US-Versionen gab, die allesamt floppten (genau wie eine deutsche Fassung mit Jochen Busse), scheint Life on Mars nicht wirklich geeignet auf US-Verhältnisse umgemünzt zu werden. Denn dort wo sich Briten in Ironie, geistreiche Wortgefechte, Understatement und auch einem gewissen Masochismus ergehen, wollen Amerikaner cool aussehen. Briten haben immer die Angst uncool zu sein und das zeigt sich in ihren Serien, die immer auch mit linkischem Unvermögen kokettieren.

Eine Figur wie Doctor Who kann deswegen wohl auch nur in England funktionieren, denn sie vereint vieles von dem was “britisch sein” ausmacht. Der heimliche Drang unbedingt geliebt werden zu wollen, der selbst in oberflächlich subversiven US-Serien wie Dexter beherrschend ist, fehlt den Briten. Ihre Helden mag man nicht “weil” sondern “obwohl”. Ob die Loser mit Popkulturkomplex in Spaced, den Unterschichtshelden Frank Gallagher in Shameless oder die komplexbeladenen Teenies in Skins – es fällt schwer sich vorzustellen, wie der Charme dieser Serien ein US-Remake unbeschadet überstehen könnte.

Wohl deswegen ist man mittlerweile auch vorsichtiger geworden und lässt von humorigen Serien lieber die Finger. Ein Remake der IT-Crowd ist zwar in Produktion, ob es jemals über das Pilotstadium hinauskommt ist jedoch fraglich, nachdem auch die Ami-Version von Couplings fatal floppte.

Adaptionen bleiben also ein heikles Thema. Die Briten wissen dies und sind sehr zurückhaltend was die Adaption von US-Serien angeht (Spielshows ausgenommen). Die UK-Version der Golden Girls namens The Brighton Belles blieb bis heute auch eine der wenigen Ausnahmen.

In Deutschland sieht es ähnlich aus. Für jede gelungene Übernahme wie Switch (orignal: Fast Forward), Stromberg (Original: The Office), oder Pastewka (Original: Curb your enthusiasm) kommt ein Megaflop wie die deutsche IT Crowd oder die grauenhaften Al Bundy- und *Wer ist hier der Boss"-Remakes.

Was haltet ihr von lokalisierten Serien-Nachdrehs? Muß ein Remake schlechter sein, als das Original? Welche anderen Beispiele für gelungene oder mißlungene Serien-Klones fallen euch ein?

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