Community

Natürlich sind Spoiler scheiße!

15.01.2016 - 13:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Pest oder egal? Spoiler gehören zur Popkultur.
Gerrit Rohde
Pest oder egal? Spoiler gehören zur Popkultur.
6
8
Unter Cineasten gelten Filmspoiler neuerdings als Kavaliersdelikt. Spoiler seien gar nicht doof, sondern vielmehr die Filmfans, die sich vor ihnen fürchten. Gehts eigentlich noch? Ein Plädoyer für Spoilerhysterie.

„Was sind das nur für Menschen?“ Als ich am 17. Dezember kurz nach sieben vor dem Cinemaxx Dammtor aufkreuzte, waren Jan-Hendrik, Basti, Laura und Janina schon da. Die Macht konnte endlich erwachen, nur Marc fehlte noch. Der wartete im Inneren des Gebäude – ein böser Fehler, wie sich herausstellte. Er fand uns einige Minuten später und begrüßte die Gruppe niedergeschlagen mit: „Was sind das nur für Menschen?“ Wie sich herausstellte hatten wenige Sekunden zuvor einige Jugendliche aus der vorangegangen Vorstellung lauthals Handlungsspoiler durch das Foyer gebrüllt, um dem nächsten Schwung die Vorstellung zu versauen. Marc trug es mit Fassung, der Film war natürlich trotzdem toll und doch hatten sich Fragen in meinem Gehirn festgesetzt.

Spoilerdetox

Welcher Spoiler könnte das sein und: Wie hätte ich reagiert, wenn ich statt Marc drinnen gewartet hätte? Lähmende Ohnmacht, Eimer Cola in deren grinsenden Visagen, oder Jennifer-Lawrence-Style? Ich hatte mich selbst auf Star-Wars-Entzug gesetzt. Das hatte einen guten Grund, denn bis zu einem gewissen Punkt hatte ich sämtliche News zum Thema aufgesogen, selbst spekuliert, bis ich mir den Verlauf der Geschichte anhand Gerüchten, Setsichtungen und der beiden Teaser bis ins kleinste zusammenfantasiert hatte. Als sich der finale Trailer ankündigte, zog ich gewissermaßen die Notbremse (das waren sehr harte 57 Tage). Angesichts der Spoilergefahr, die von Trailern mittlerweile ausgeht , schaute ihn schweren Herzens nicht an. Und auch sonst umschiffte ich sämtliche potentielle Gefahrenquellen auf moviepilot und anderen Portalen. Zeigte ein Kino den Star-Wars-Trailer, habe ich reflexhaft die Augen geschlossen und mir lauthals die Ohrmuscheln geknetet. Ich wollte so unvoreingenommen wie möglich an mein Filmereignis 2015 rangehen, mich berühren, überraschen und mich wie eine weiße Leinwand bemalen lassen.

Der Spoilerkonsens

Mittlerweile wird man für so ein Verhalten kaum noch schief angeguckt. Dazu sei gesagt, dass die zum Teil offen zur Schau gestellte Panik von Filmfreunden vor Handlungsspoilern auch immer etwas mit Attitüde zu tun. Nerds und Geeks aller popkultureller Facetten sind seit Jahren in der Mitte der Gesellschaft angekommen . Ihnen werden filmische Denkmäler gesetzt , wer heute verkleidet bei einer Filmpremiere erscheint wird nicht länger belächelt. Ähnlich verhält es sich, wenn man seine Panik vor Spoilern bekundet. Gerade auf Internetplattformen, in denen Kommunikation und Meinungsmache in der Regel von jeglichen Differenzierungen befreit ist, gilt: Je hysterischer und schriller die Angst vor Spoilern bekundet wird, desto größer die Filmleidenschaft. Das geht sogar so weit, dass Geschäftsleute das Aufmerksamkeitspotenzial nutzen und Filmplattformen wie moviepilot instrumentalisieren, um mit erfundenen Handlungsspoilern Aufmerksamkeit für ihr Produkt zu generieren. Kurz: Die Angst vor Spoiler scheint eine der wenigen gemeinsamen Nenner unter Filmfans zu sein.


Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News