Mumien, Morde, Münster - Tatort der albernen Art!

17.05.2010 - 04:00 Uhr
Ein Tatort der sich gewaschen hat
ARD / WDR
Ein Tatort der sich gewaschen hat
Nach vielen komischen Eskapaden drehte sich das Rad der Skurrilität im letzten Tatort aus Münster nochmal ein Runde weiter: Boerne und Thiel mussten sich mit dem Fluch der Mumie herumschlagen. Ganz schön albern.

Die Tatorte aus Münster standen schon immer abseits des gewohnten Krimialltags. Wo im ZDF immer noch rentnerfreundlich altbacken erzählt wird und die Handlung im Tempo sich bildender Tropfsteine voranschreitet, wo in anderen Tatorten das Sozialdrama der Woche mit ganz viel moralischem Zeigefinger abgehandelt wird, da klinken sich die Macher um Boerne und Thiel ganz einfach aus und sagen: Spaß muss sein.

Foto-Show: Die Bilder zum Tatort “Der Fluch der Mumie”

Auch wenn sie ab und zu mal ernster werden, bleibt der Münsteraner Krimi der hohe Hort der Albernheit – da bildete auch der Tatort: Der Fluch der Mumie keine Ausnahme. Ob als einleitende Nebenhandlung die kaputte Wasserversorung dafür sorgte, dass sich Axel Prahl und Jan Josef Liefers an fremden Orten duschen mussten, respektive Thiel im Laufe der Folge immer schmieriger und ungewaschener durch die Gegend lief oder die Haupthandlung munter zwischen Mumienschwindel und Gefängnismord am Wärter Reinhard pendelte – es gab wie immer mehr zum Schmunzeln als zum Mitfiebern.

Selbst die an sich anrührende Romanze der kleinwüchsigen Assistentin Silke “Alberich” Haller (Christine Urspruch) mit dem frisch aus dem Knast entlassenen Lechner (der von Tobias Schenke mit ungelenkem Charme gespielt wurde) bot mehr Anlass zum Lachen als zum tatsächlichen Nachfühlen dieser schwierigen Beziehung. Zwischen vorgetäuschtem Schnupfen und Zickereien mit Boerne haben es echte Gefühle doch ein bisschen schwer.

Was vielleicht auch der einzige Wermutstropfen dieser Krimis ist: Sie sind unterhaltsam und bestechen durch ihre Figurenzeichnung und die großartige Chemie der Akteure, aber sie sind selten wirklich spannend. Zumal dann nicht, wenn die Auflösung wie hier derart aus dem Allerwertesten gezogen wurde, dass ich mich an einen der alten Edgar-Wallace-Krimis erinnert fühlte.

Nicht nur, dass die Mumie wie erwartet eine Fälschung war, sie stellte sich als Mitgefangener von Lechner heraus, der sie erkannte, weil er ja als Hiwi in der Pathologie jobbte. Ermordet worden war der Gefangene vom Chef der Gefängniswärter, der eine Affäre mit dessen Freundin hatte. Der hatte dann auch den Wärter Reinhard umgebracht, weil dieser ihn als Zeuge der Tat in der Hand hatte und über Jahre erpresste. Die Leiche des Gefangenen wurde damals im Wald zurückgelassen, als Selbstmord getarnt, wo sie dann von
Prof. Dr. Wilfried Kastner, dem Leiter des Archäologischen Instituts gefunden wurde – der die naheliegende Gelengenheit ergriff und statt die Polizei zu rufen die Leiche mitnahm und mumifizierte. Später fädelte er dann einen Betrug ein, um die “Mumie” über das Institut ankaufen zu lassen… Ah ja.

Das sind die Stories, die früher wohl Räuberpistole genannt wurden, weil sie so konstruiert sind, dass sie nichtmal das Leben schreiben würde, wenn man ihm einen fähigen Ghostwriter zur Seite stellte. Doch auf Glaubwürdigkeit haben es die Macher wohl auch kaum abgesehen und wer diese Tatorte genießen will, muss wohl bereit sein, in die verschrobene Fantasywelt von Boerne und Thiel abzugleiten.

Denn auch wenn wir nicht vor Spannung an den Nägeln nagen, sorgte der Tatort: Der Fluch der Mumie wie immer für gelungene, alberne Abendunterhaltung mit einer glänzend aufgelegten Besetzung und einem Buch, das jeder Figur des Stammensembles mindestens eine gute Szene schenkte.

Und das ist mehr als als man über viele andere TV-Krimis sagen kann. Also, bis zum nächsten Mal in Münster.

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