Monsters - Stalker trifft auf Krieg der Welten

09.12.2010 - 09:00 Uhr
Monsters
Central Film
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Mit Monsters kommt heute ein Sci-Fi-Film in die Kinos, der falsche Erwartungen schüren könnte. Anstatt monströse Cloverfield- werden nachdenkliche Stalker-Töne angeschlagen. Grund genug, euch eine Liste von Sci-Fi-Mockumentaries zu präsentieren.

Mockumentaries erfreuen sich aktuell besonders großer Beliebtheit. Im Zuge des Bedürfnisses nach mehr Glaubwürdigkeit und Realitätssinn versuchen die Filmemacher heutzutage alten Genres neue authentische Impulse zu verleihen. Beispielsweise in Horrorfilmen wie Blair Witch Project, Paranormal Activity oder Der letzte Exorzismus. Zu diesem Thema gibt es auf Moviepilot übrigens einen eigenen, lesenswerten Artikel mit den Top 7 der besten Horror-Mockumentaries.

Aktuell scheint aber das Science-Fiction Genre dem Horrorfach den Rang abzulaufen, was die Quantität von Mockumentarie-Ablegern betrifft. Filme wie District 9 oder Cloverfield machten nicht nur Sci-Fi wieder kinofähig, sie weckten auch den Zuschauerdurst nach mehr Authentizität innerhalb des Genres. Monsters ist das neuste Kind dieser auf Realität gründeten Bewegung und es wird nicht der letzte Film seiner Art bleiben, wie wir euch jetzt zeigen werden.

Monsters – Wenn der Name nicht zum Programm wird
Regisseur Gareth Edwards hatte große Ambitionen, aber kaum Mittel für sein Langfilm-Debüt. Je nach Quelle sollen die Kosten für Monsters lediglich irgendwas zwischen 15.000 und 200.000 Dollar betragen haben. Was fest steht ist, dass Gareth Edwards zusammen mit seinen beiden Hauptdarstellern Whitney Able und Scoot McNairy ohne Dreherlaubnis und unter zu Hilfenahme von zufällig anwesenden Statisten ein Großteil der Szenen drehte und die Nachbearbeitung inklusive den Effekten – er stammt ursprünglich aus dem digitalen Effektbereich – allein umsetzte.

Monsters, der beim diesjährigen Fantasy Film Fest gezeigt wurde, polarisierte die Sci-Fi-Fans in zwei Lager. Die einen lobten den Film für seine nachdenkliche, ruhige Art und mystische Stimmung. Andere zerrissen ihn in der Luft, weil sie sich aufgrund der Trailer und des Filmtitels betrogen fühlten. Denn Monsters ist kein Monsterfilm und erst recht kein zweites Cloverfield. Der Film ist in Wahrheit ein sensibler Selbstfindungstrip inmitten einem unwägbaren Katastrophenszenarios. Spätestens wenn sich Samantha und Andrew in die Quarantänezone wagen und sich ihnen die Pracht des mexikanischen Hochlandes offenbart, fällt dem Zuschauer die Andersartigkeit des Films auf und seine Verwandtschaft mit dem Filmklassiker Stalker von Andrei Tarkowski.

In beiden Filmen steht eine Reise in ein verbotenes Land im Mittelpunkt. Ein Land voller Geheimnisse, die durch die schwelgerische Schönheit der mystischen Landschaft unterstrichen werden. Während der verbotenen Odyssee durch die Zone wird die eigene Lebensweise und auch das Weltbild hinterfragt. Stalker verfolgt eine mehr träumerisch-intellektuelle Herangehensweise, Monsters dagegen setzt auf eine ausgeprägte romantische Note. Am Ende jedoch dreht sich das Blatt. Wo Stalker ein Funken Hoffnung hinterlässt und der Menschheit eine Zukunft zugesteht, untergräbt Monsters den Funken wieder im Keim – zumindest für den Zuschauer, der den Bogen wieder zum Filmanfang spannt.

Dokumentare Science-Fiction von gestern und heute

Cloverfield
Die Vermischung aus Godzilla-Szenario, einem semi-dokumentarem Look, der die Mägen der Zuschauer forderte und einer beachtlichen viralen Internetkampagne machten aus diesem Monsterfilm den Dinosaurier in New York für die Web 2.0 Generation.

District 9
Das beeindruckendes Regiedebüt von Neill Blomkamp, das soziale Ambitionen, die dokumentare Illusionen und kommerzielles Effektkino in einem verbindet.

Die vierte Art
Entführungsopfer von Außerirdischen werden von einer Psychologin per Hypnosesitzungen mit ihrer traumatischen Erlebnissen konfrontiert. Mit erschreckenden Resultaten für die Patienten und den Zuschauer, der sich auf dieses Machwerk einlässt.

The Host
Godzilla mit einem kaulquappenartigen Ungetüm, das urplötzlich in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul auftaucht und Panik unter den Einwohnern auslöst. Ein ungewöhnlicher Film, der diverse Genres in sich vereint und besonders am Anfang Pate für Cloverfield stand.

Stalker
Der sowjetische Sci-Fi-Klassiker von Andrei Tarkowski. Poetisches Meisterwerk über eine verbotene Reise in die “Zone”, die zu sich als mystische Odyssee in die Psyche der Protagonisten offenbart.

Krieg der Welten
Auch wenn die Verfilmung Krieg der Welten von Steven Spielberg ebenfalls in die Rubrik fallen würde, verblasst sie in Angesicht von Orson Welles akustischem Meisterstücks. Sein Hörspiel Krieg der Welten auf Grundlage von H.G. Wells berühmten Roman kann als die erste und vielleicht erfolgreichste aller Sci-Fi-Mockumentaries bezeichnet werden. Auch wenn die Legende von Massenpaniken völlig überzogen sind, bescherte die Radiosendung so manchem New Yorker eine sorgenvolle Nacht, aus Angst vor außerirdischen Übergriffen.

Dokumentare Science-Fiction von morgen

Skyline
Die ersten Bewegtbilder lassen auf einen Filmhybrid schließen. Handkameraaufnahmen wechseln sich mit hochglanzpolierten Cinemascope-Totalen ab und bieten somit Cloverfield – und Transformers -Feeling in einem. Wir warten ab, ob diese Mischung zusammen mit der vermutlich recht dünnen Geschichte funktionieren wird.

World Invasion: Battle Los Angeles
Die zweite Alieninvasion 2011, die den Zuschauer erneut mitten in einen Kampf zwischen E.T. und der hoffnungslos unterlegenen Menschheit wirft. Die Trailerbilder wirken dreckiger und “authentischer” als die von Skyline und könnte eine bodenständigere Invasion werden.

Super 8
Der Mann hinter CloverfieldJ.J. Abrams – setzt zur neusten viralen Sci-Fi-Attacke an. Die kaum vorhandenen Informationen und der Teaser passen ins Schema und wir Sci-Fi-Jünger dürfen der Dinge harren, die auf uns zu kommen werden.

Apollo 18
Von Timur Bekmambetov produzierte Pseudo-Dokumentation über eine fingierte Apollo-Mission der NASA, die offiziell nie stattgefunden habt,aber insgeheim die ersten Proben außerirdischen Lebens auf die Erde brachte.

Was haltet ihr von solchen Genreverschmelzungen? Lechzt ihr nach mehr Sci-Fi-Futter der dritten Art oder ist irgendwann der Sättigungsgrad erreicht?

Weitere Infos zu diesem und anderen Science-Fiction Filmen gibt es in unserem neuen Sci-Fi-Club – exklusiv bei moviepilot!

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